Strukturwandel Neanderhöhe: Bauer bangt um Ackerland
Erkrath · Die Familie Meyer-Meiser bewirtschaftet das Gelände schon in der vierten Generation. Wenn das neue Gewerbegebiet kommt, fällt für sie eine Fläche „von erheblicher Relevanz“ weg.
Auf der Neanderhöhe wächst derzeit Ackergras, das als Futter für die Pensionspferde im nahe gelegenen Stall gebraucht wird. Im Herbst sollen dann wieder Weizen und Gerste gesät werden. Gedüngt wird mit Mist, den die Pferde erzeugen. Kreislaufwirtschaft eben, erläutert Agraringenieur und Landwirt Birk Meiser, Neffe von Pächter Heinrich Meyer. „Wir brauchen das Heu und das Stroh, das die Fläche abwirft. Und wir brauchen die Fläche, um darauf den Mist aus unserem Stall als Dünger loszuwerden und zu verwerten.“
Die Familie Meyer-Meiser bewirtschaftet die Fläche an der Hochdahler Straße bereits in der vierten Generation. Auch das gegenüber gelegene Stück, jetzt Firmensitz von Timocom, und der benachbarte Bereich des Neanderbads gehörten einmal dazu. Auf einem Teil des verbliebenen Ackers will die seit Jahren klamme Stadt nun weiteres Gewerbe ansiedeln, zur Aufbesserung ihrer Finanzen. Den dafür nötigen Ratsbeschluss hat sie schon. „Wir wollen keine Stimmung gegen die Stadt machen“, betont Meiser. Aber die Fläche, die verbaut werden soll, sei auch für den Betrieb seiner Familie von erheblicher Relevanz.
Es stört ihn, dass bei der Diskussion über die (in der Politik heftig umstrittene) Ausweitung des Gewerbegebiets immer wieder von einer Freifläche gesprochen wurde. „Das stimmt so nicht: Wir wirtschaften darauf, machen Umsatz, haben Mitarbeiter und bilden aus“, sagt Meiser. Kommt das Gewerbe, bleibt für die Bauern ein L-förmiger Streifen, mit dem nicht mehr viel anzufangen sei. Und wie werden sich die neuen Nachbarn verhalten? Tolerieren die noch, dass Mist auf die Felder gebracht wird? Am Rande eines Industriegebiets könnten zudem auch keine regionalen Produkte mehr für den Direktverkauf angebaut werden, wie beispielsweise Kartoffeln.
„Ich will noch nicht von existenzieller Not sprechen. Aber für die Bauern wird es durch die Flächenverknappung zunehmend schwieriger, handlungsfähig zu bleiben“, sagt Meiser, der mit 33 Jahren noch den größten Teil seines Arbeitslebens vor sich hat. „Wir haben auch kaum noch zusammenhängende Flächen und müssen für die Bewirtschaftung der Teilstücke mehr und weiter fahren. Das kostet und ist auch nicht umweltfreundlich“, fügt er hinzu.
Er fragt sich zudem, warum nicht stärker darauf gedrängt werde, Brachen wie das ehemalige Kalkwerksgelände wieder zu erschließen. Das bedeute zwar mehr Aufwand, schone aber städtisches Grünland und gute Böden – und die Neanderhöhe habe guten Boden, dazu mit wenig Hangneigung und daher ideal zu bewirtschaften. Und guter Boden sei schließlich grundlegend für die Menschen. Was mit der Neanderhöhe geschehe, sei hingegen typisch für den Strukturwandel vor Ort. „Wenn das so weitergeht, haben wir bald nur noch Gebäude, aber keine Flächen, mehr“, befürchtet Meiser. Ob man so mit Boden umgehen dürfe, fragt sich der Landwirt, dessen Existenz an der Scholle hängt.