Bürgermonitor Bahn-Pendler sauer: „Unhaltbare Zustände”

Erkrath · Die S68 fällt in den Morgenstunden oft aus, die Folge sind überfüllte Züge der S8. Politiker fordern Ersatzbusse.

 Die Störungen im S-Bahn-Verkehr haben zugenommen: Immer wieder fällt die S68 aus und die Ausweichlinie S8 kommt oft als Kurzzug, der nicht alle Pendler aufnehmen kann.

Die Störungen im S-Bahn-Verkehr haben zugenommen: Immer wieder fällt die S68 aus und die Ausweichlinie S8 kommt oft als Kurzzug, der nicht alle Pendler aufnehmen kann.

Foto: Frank Kirschstein/ki-

Dass es in einem so hoch technisierten Land zu solchen Missständen kommen muss, kann RP-Leser Ralf Stumpe nicht verstehen. Er ist mittlerweile stinksauer: „Unhaltbare Zustände“ nennt er die sich häufenden Ausfälle der Linie S68 und die oft viel zu kurzen Züge der sehr vollen Ausweichlinie S8. Der Erkrather arbeitet in Düsseldorf und muss täglich mit der S68 oder eben der S8 vom Bahnhof Millrath zum Düsseldorfer Hauptbahnhof und zurück pendeln. Er ist es leid, sich in überfüllte, übelriechende Züge zu quetschen und dann verspätet, völlig verschwitzt und frustriert zur Arbeit gekommen.

„Ich warte noch auf den Tag, an dem sich wütende Fahrgäste gegenseitig an die Gurgel gehen, weil der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt. Das sind meines Erachtens fast unmenschliche Zustände“, schreibt Stumpe der RP. Er verstehe ja, dass defekte Fahrzeuge erst repariert werden müssen und kurzfristig bei Dienstbeginn ausfallende Mitarbeiter nicht mal eben ersetzt werden. Aber dass es gefühlt tagtäglich auf einer von extrem vielen Fahrgästen frequentierten Strecke zu solchen Situationen komme, sei unhaltbar.

Die längst alarmierte Erkrather Politik kann da nur zustimmen. Bereits im November 2018 hatte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Untrieser mit einer Beschwerde an die Bahn gewandt und eine „schnellstmögliche, spürbare Verbesserung“ angemahnt. Passiert ist offenbar nichts, wie der Bericht von Leser Ralf Stumpe von dieser Woche Mittwoch nahlegt: „Heute Morgen kam um 6.56 Uhr ab Millrath wieder nur ein Kurzzug aus Hagen und die Alternativen (S68 um 7.04 Uhr sowie 7.24 Uhr) wurden schon als ,Zug fällt aus’ angekündigt. Also wieder mal die Faust geballt und den Ärger runtergeschluckt, rein in die Bahn, bis nichts mehr ging, um nach 20 Minuten Fahrt endlich wieder frische Luft am Düsseldorfer Hauptbahnhof atmen zu können.“

Erkraths Politiker machen daher weiter Druck. Sie sind ebenfalls sauer: Die Bahnprobleme sind lange bekannt, aber es gibt keine Lösung für Erkrath, klagen sie. Um die „derzeit katastrophalen Verhältnisse im S-Bahn-Verkehr zu mildern“, fordert etwa Uli Schimschock (SPD) die kurzfristige Einrichtung von Schienenersatzkehr in Form von Bussen und einen Halt der Regeionalexpresslinien RE 4 und 13 in Hochdahl. Diese Forderungen hat er diese Woche im Planungsausschuss den auf SPD-Antrag eingeladenen Vertretern von DB-Regio, VRR und dem Kreis Mettmann noch einmal nachdrücklich mit auf den Weg gegeben.

Ob es etwas bringt? Konkrete Zusagen konnten die Nahverkehrs-Verwalter zwar nicht machen, sie stellten aber in Aussicht, dass ab Anfang Februar wieder deutlich mehr Fahrzeuge zur Verfügung stehen, da es es mit der Reparatur der Wagen vorangeht. Die Bahn sei vom hohen Verschleiß an den Radsätzen der neuen Fahrzeuge überrascht worden und habe Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung. Uli Schimschock, selbst Eisenbahner und mit den Problemen des zersplitterten Konzerns vertraut, lässt das aber nur bedingt gelten. „Dem Betrieb fehlt es an Koordinationsfähigkeit, an guter Organisation. Zwei Gelenkbusse als Ersatz würden für Erkrath ja schon reichen.“

Sein Parteikollege Detlef Ehlert wird das Thema nun im ÖPNV-Ausschuss des Kreises aufgreifen. „Wir müssen weiter möglichst viel Druck machen“, unterstreicht Uli Schimschock.

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