Nahverkehr in Erkrath Politik debattiert über kostenfreien ÖPNV

Erkrath · Weg vom Auto – hin zu verstärkter Nutzung von Bus und Radverkehr. Eine Verkehrswende ist das Ziel der Grünen und Linken im Erkrather Stadtrat. Für entsprechende Umsetzungen machen sich die Fraktionen stark.

 Für eine kostenfreie Nutzung der Ortsbuslinien hatten sich die Erkrather Grünen stark gemacht.

Für eine kostenfreie Nutzung der Ortsbuslinien hatten sich die Erkrather Grünen stark gemacht.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Bündnis 90/Die Grünen konnten sich mit ihrer Forderung, die Nutzung der Ortsbuslinien in Erkrath kostenfrei zu gestalten, nicht durchsetzen. Für die Haushaltsplanberatungen im Mobilitätsausschuss hatten sie einen entsprechenden Veränderungsantrag gestellt, der die Kosten für die Stadt mit 300.000 Euro im Jahr veranschlagte. Kämmerer Thorsten Schmitz, der zurzeit auch den Technischen Beigeordneten vertritt, riet nachdrücklich davon ab. Die Grünen hätten sich von der Idee einen Schub für die Verkehrswende erhofft.
Die Linien O5 und O6 verkehren nur innerhalb der Stadtgrenzen, so dass die Stadt Erkrath hier einen Handlungsspielraum gehabt hätte. Grünen-Sprecher Peter Knitsch argumentierte, die Kostenbefreiung würde mehr Bürger überzeugen, vom Auto auf den ÖPNV umsteigen, so dass weniger Schadstoffe und CO2 entstünden. „Die Bürger haben uns das bestätigt“, versicherte Knitsch. „Mein Appell: Lassen Sie uns diese 300.000 Euro zur Verfügung stellen und das ein oder zwei Jahre ausprobieren“. Die Stadt Monheim habe damit schon gute Erfahrungen gemacht. Thorsten Schmitz winkte ab: „Nein, das ist nicht möglich. Monheim hat ein eigenes Verkehrsunternehmen. Die Rheinbahn, die unsere Buslinien betreibt, hat ein viel unübersichtlicheres Tarifsystem“. So seien die 300.000 Euro falsch geschätzt – die Rheinbahn würde 1,2 Millionen, also das Vierfache, verlangen. „Deswegen halte ich das für nicht zielführend“, so der Kämmerer.
Peter Knitsch bezweifelte diese Zahlen. Es würden ja nicht nur Einnahmen aus Ticketverkäufen wegfallen, sondern auch Menschen, die keine Monatskarte oder ähnliche Abos haben, würden auf den Bus umsteigen. „Das wird in den Berechnungen der Rheinbahn nicht berücksichtigt. Die Rheinbahn selbst spricht von nur 200.000 Euro Mindereinnahmen“, sagte Knitsch, der sich sogar einen komplett kostenfreien ÖPNV in Erkrath wünschen würde. Erneut widersprach Thorsten Schmitz: „Doch, das wird berücksichtigt. Wenn die Ortsbuslinien kostenfrei sind, werden viele ihr Abo kündigen, was für mich völlig nachvollziehbar ist“. Daniela Lajios (Die Linke) warf noch ein weiteres Argument in den Ring: Weniger Autofahrten bedeuteten auch weniger Abnutzung des Straßenbelags und weniger Instandsetzungskosten für die Stadt.
„Wir vergessen hier die Frage, ob das politisch sinnvoll ist“, ging Leonard Kern-Wagner (FDP) dazwischen. Die Menschen würden nicht wegen der Ticketpreise lieber Auto fahren, sondern weil der ÖPNV nicht flexibel genug sei. „Gratisfahren ist nicht der beste Einsatz für 300.000 Euro – man sollte den ÖPNV verbessern“. Zurück zu den Zahlen: Verlässliche empirische Daten würde man sowieso nur bekommen, wenn man das Projekt auf den Weg bringe, meinte Peter Knitsch. „Daher lassen Sie uns heute einen Grundsatzbeschluss als grundsätzliches Commitment für die Mobilitätswende fällen“. Doch es nützte nichts: Eine Mehrheit aus CDU, SPD, FDP und AfD lehnte den Antrag gegen die Stimmen von Grünen und Linken ab. Die BmU enthielt sich.