Laienspiel in Erkrath Mit Theater-Frauen hinter schwedischen Gardinen
Erkrath · Das Theaterstück „Mordsfrauen“ begeistert mit vergnüglichen, scharfzüngigen und hintergründigen Dialogen. Das Spotlight-Ensemble hat all das vor vollem Haus beeindruckend umgesetzt.
Im ausverkauften Joachim-Neander-Haus führte die Erkrather Laientheatergruppe „Spotlight“ ihr aktuelles Stück auf. „Mordsfrauen“ aus der Feder von Corina Rues-Benz spielt in einer Justizvollzugsanstalt, weshalb die Zuschauer ein etwas rauerer Ton und ein Einblick in den Alltag hinter Gittern erwartete. Das Publikum konnte den Vollzug miterleben und in die Abgründe von Margot (Bianca Koschel), Fernande (Claudia Seibt), Moni (Carmen Weng), Erika (Daria Tigges) und Paula (Karola Fritzsch) schauen – fünf Frauen, die wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurden.
In einem Aufenthaltsraum sind die „Mordsfrauen“ zusammengepfercht und liefern zunächst eine unterhaltsame Show voller Situationskomik, begleitet von gelegentlich rüden Streitereien. Die tyrannische „Mar-Gott“ etwa lässt keine Gelegenheit aus, um zu zeigen, wer im Knast das Sagen hat. Die ehemalige Telefon-Sexpertin Moni hat eine spitze Zunge und ein Faible für erotische Herbstdekoration. Erika spricht nur in der dritten Person über sich und erscheint etwas schlicht, Paula hat einen Putzfimmel und in stressigen Situationen zwanghaften Juckreiz. Die gottesfürchtige Schwester Fernande ist neu in der Anstalt und hofft auf Freundschaft.
Durch unerwartete und humorvolle Wendungen gelingt es den Charakteren, die ernste Thematik etwas aufzulockern und das Publikum immer wieder zum Lachen zu bringen. Gebannt verfolgten die Zuschauer das Bühnengeschehen. Kommt am Ende die Auflösung über die Gründe der Kasernierung? Denn hinter der scheinbar munteren und frechen Fassade schwelen Konflikte und Unruhe, genährt durch das Rätseln über den Grund der stundenlangen Isolation. Sie beginnen – eine nach der anderen – in anfänglich noch vergnüglichen Rollenspielen ihre Verbrechen zu offenbaren. Dann enthüllt ausgerechnet die gottesfürchtige, schüchterne Fernande ihre Lüge über ihr angebliches Verbrechen und bringt die Mörderinnen dazu, die Wahrheit über die Beweggründe ihrer Taten preiszugeben. Mit jeder Enthüllung bröckelt die Fassade der Protagonistinnen, bis ihre Tragödien und Seelen ungeschminkt zum Vorschein kommen. Zum Schluss keimt eine Spur von Hoffnung auf, als jede Hauptfigur sich ohne Bitterkeit mit dem Satz „Wenn ich könnte, wie ich wollte“ in eine Zukunft nach ihrer Haft träumt.
Die Spotlight-Gruppe hat das fesselnde Bühnenstück überzeugend umgesetzt und und die vielschichtigen, diffizilen Charaktere plastisch werden lassen. Das Publikum wurde tief in die spannende, berührende Geschichte hineingezogen. Für die beeindruckende schauspielerische Leistung gab es am Ende viel Applaus für das Ensemble aus den Reihen der Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde.