Erkrath Erkrather wegen Drogen vor Gericht

ERKRATH · Die Polizei hat bei ihm mehr als ein Pfund Kokain und eine Waage gefunden.

 Das Landgericht Wuppertal muss derzeit ein Puzzle zusammenfügen.

Das Landgericht Wuppertal muss derzeit ein Puzzle zusammenfügen.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Still und in sich gekehrt betrat der Angeklagte den Gerichtssaal. Er sitzt seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft und wurde von Justizbeamten vorgeführt. Die Vorwürfe gegen den 41-Jährigen wiegen schwer: Die 536 Gramm Kokain, die man im März in seiner Wohnung gefunden haben soll, sind kein Pappenstiel. Bei einer solchen Menge geht niemand mehr davon aus, dass der Besitz der Drogen ausschließlich dem eigenen Konsum gedient haben könnte.

Und tatsächlich hatten die Polizeibeamten bei der Hausdurchsuchung im Küchenschrank, neben der Tupperdose mit dem Koks, auch noch eine Waage und Tütchen zum Abfüllen gefunden. Anwalt Wolf Bonn räumte bei der Verhandlung gestern denn auch den Drogenbesitz seines Mandanten ein. Ob der diese Drogen selbst konsumiert habe, sagte er nicht.

Die Lebensgeschichte, die der Erkrather daraufhin dem Gericht präsentierte, konnte den Zuhörer durchaus auch traurig stimmen. Realschulabschluss und Ausbildung zum Speditionskaufmann: Eigentlich war alles gut gelaufen. Es folgte der Umzug nach Karlsruhe, wo sich der Angeklagte gemeinsam mit seiner Frau im Sicherheitsgewerbe selbständig machte. Hinzu kam ein Fernstudium und eine Fortbildung zum Schuldnerberater. Als seine Frau vor sieben Jahren starb, geriet alles aus dem Ruder. „Es ist in die Binsen gegangen“, sagte der Mann über sein Leben, in dem er von da an den Halt verlor. Zurück in die Wohnung der Eltern, insolvent und mit einem Nebenjob stetig knapp bei Kasse: Da scheint der Weg in den Drogenhandel verlockend gewesen zu sein. Dass die Polizei bei einer Durchsuchung in seiner Wohnung auch noch ein Jagdmesser und einen Schlagring gefunden hatte, machte die Sache nicht besser. „Dass der Schlagring unter dem Bett lag, wusste mein Mandant gar nicht mehr“, sagte dessen Verteidiger. Dass man das Gegenteil nicht beweisen könne, sah auch der Vorsitzende Richter so.

Das Jagdmesser wiederum soll der Vater des Angeklagten am Vortag in den Flur gelegt haben. Er selbst sei an diesem Abend nicht zu Hause, sondern bei einem Treffen der Hells Angels in Limburg gewesen. Der Vater habe die Katzen füttern sollen und bei der Gelegenheit offenbar das Messer in den Flur gelegt. Er selbst, so führte der Angeklagte aus, sei erst nach Mitternacht nach Hause gekommen und morgens in Eile zur Arbeit gefahren. Auf dem Weg dorthin hatte ihn die Polizei angehalten und danach die Wohnung durchsucht.

Der Prozess vor dem Wuppertaler Landgericht wird fortgesetzt.

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