Brauchtum in Erkrath Erntedank mit Festbaum und Schmalzstullen

ERKRATH · Dankbar und erleichtert feiern die Menschen den Ertrag ihrer Arbeit. Das wurde am Freitag in Alt-Erkrath zelebriert: nach alter Tradition.

Die Ercroder Jonges stellten mit vereinten Kräften den Erntebaum auf.

Die Ercroder Jonges stellten mit vereinten Kräften den Erntebaum auf.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Erkrather Erntedankfest 2022 ist zu Ende. Es waren drei schöne Tage, auch wenn das Wetter am Samstag und Sonntag eher durchwachsen war. Was für ein Segen, dass es die Markthalle gibt, unter der einige hundert Gäste vor Regen geschützt sitzen und es sich gut gehen lassen konnten. Die christliche Tradition, die sich am Abend der Eröffnung zeigte, die dezentere Musikauswahl und das Miteinander der Vereine unterschieden das Erntedankfest von anderen Veranstaltungen an gleicher Stelle. Udo Wolffram, der zum ersten Mal alleine verantwortlich war, zeigte sich zufrieden. „Es ist fast eine Kirmes geworden, fehlt nur noch die Achterbahn“, sagte der Karnevalschef schmunzelnd beim Blick über die Menge. „Und es wird angenommen, Ihr seid Spitze!“

Mit einem traditionellen Prozedere hatte das dreitätige Erntedankfest bereits am Freitagabend begonnen. Dazu gehören ein Umzug und die Aufstellung des Erntebaums. Während unter der Markthalle schon DJ Sventertainment zum Aufwärmen spielte, versammelten sich die Vertreter der Vereine auf dem Platz vor der katholischen Kirche St. Johannes. Die Ercroder Jonges hatten den Erntebaum mitgebracht und standen bereit, ihn mit einem guten Dutzend Männern zum Bavierpark zu tragen. Das Tambourcorps Ratingen war zum zweiten Mal zu Gast und führte die Prozession mit Marschmusik an. Unter den Zuschauern stand Marita Nikolic, die einige Jahre die Rolle des Hoppeditz im Erkrather Karneval gespielt hat. „Leider wird es dieses Jahr kein Kürbisschnitzen für die Kinder geben“, bedauert sie. Sie könne die Moderation aus gesundheitlichen Gründen nicht übernehmen. „Ich hoffe auf das nächstes Jahr“, sagt sie optimistisch.

Um 18.30 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Aus der Kirchstraße heraus ging es hinein in die Fußgängerzone, Wolfgang Cüppers im Rotkreuz-Fahrzeug mit Blaulicht vorneweg. Die Damen wurden beinahe ihre Sonnenblumen nicht los, weil die potenziellen Zuschauer alle schon unter der Markthalle saßen. Sie sahen die Karawane kurz darauf hinter der Bühne auftauchen und machten sich auf in den Park, um der Zeremonie beizuwohnen. Als die Jonges die Wiese betraten, war diese gesäumt von Hunderten Zuschauern, und die letzten Sonnenstrahlen des Tages leuchten durch die Bäume. Drei Kränze wurden am noch waagerechten Erntebaum befestigt. Dann gab es eine kurze Pause („Wer hat den Schraubenschlüssel?“), und schließlich richteten die Helfer den Mast langsam auf. Applaus und Grußwort von Stefan Hoffmann: „Das war die 39. und gefühlt die 40. Baumaufstellung. Den ersten hat mein Vater noch alleine getragen, sagte er zumindest. Aber ich weiß es nicht“, scherzte der zweite Vorsitzende.

Die offizielle Eröffnung oblag Bürgermeister Christoph Schultz, der mit einer kurzen Rede die Verbindung zwischen Volksfest und Dankbarkeit herstellte. „Ja, ich glaube, trotz allem haben wir Grund, zu danken“, sagte Christoph Schultz. „Dafür, dass wir den Krieg in der Ukraine nur aus dem Fernsehen kennen, und dass wir trotz vieler Krisen noch ein Dach über dem Kopf haben.“ Schultz dankte all jenen, die mit ihrer Hände Arbeit jeden Tag die Gesellschaft am Laufen halten, und den Erkrather Vereinen für das schöne Fest. „Ja, wir haben auch Sorgen, aber gemeinsam werden wir gut durch den Winter kommen“.

Dann machten sich der Bürgermeister und seine Stellvertreter Regina Wedding und Marc Göckeritz daran, Schmalzbrote für die Bürger zu schmieren, wie es in Erkrath Tradition ist. Als alles Brot verteilt und der Korn ausgeschenkt war, spielten die Golden Boys „Lieblingsmensch“ von Namika. Auch eine Form der Dankbarkeit.

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