Museumstag im Lokschuppen in Erkrath Erinnerungen an den Kalten Krieg

Erkrath · Beim Museumstag im Lokschuppen ging es coronabedingt eher beschaulich zu. Das Thema diesmal waren historische Löschkarren, die ab den 1960er Jahren im Behördenselbstschutz eingesetzt wurden.

 Beim Museumstag im und am Lokschuppen präsentierten Präsentation zweier Löschkarren, vl Michael Naujoks und Kathrin Wagner ihre Löschkarre.

Beim Museumstag im und am Lokschuppen präsentierten Präsentation zweier Löschkarren, vl Michael Naujoks und Kathrin Wagner ihre Löschkarre.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

ERKRATH Beim jüngsten Museumstag des Eisenbahn- und Heimatmuseums Erkrath-Hochdahl (EHEH) ging es vergleichsweise beschaulich zu am Lokschuppen. Bis 15 Uhr hatten sich gerade einmal 20 Personen in zehn Gruppen in die Coronakontroll-Anwesenheitsliste eingetragen. „Immerhin waren viele Kinder dabei, sie sind unsere Zukunft“, sagte Hans-Joachim Fröhlingsdorf mit Blick auf den Verein.

Das Oberthema waren diesmal historische Löschkarren, die ab den 1960er Jahren im Behördenselbstschutz eingesetzt wurden. „Es herrschte der ‚Kalte Krieg‘ und die Menschen hatten Angst vor Atombomben-Angriffen“, berichtete Michael Naujoks, der eine der zwei Löschkarren aus seinem privaten Fundus mitgebracht hatte und als Experte für Fragen zur Verfügung stand.

Um das Funktionieren des Staates auch im Katastrophenfall zu gewährleisten, wurden für alle öffentlichen Liegenschaften und technischen Dienststellen sogenannte Selbstschutz-Züge eingerichtet. Diese bestanden aus einer Kraftspritzenstaffel mit Löschkarre, einer Laienhelferstaffel und einer Bergungsstaffel. Insgesamt sechs Mann umfasste ein solcher Zug, die sich aus dem regulären Personal der Behörde rekrutierten und vom Bundesluftschutzverband geschult wurden.

„Alles hat damit angefangen, dass uns die Löschkarre zufällig in die Hände gefallen ist“, erzählte Michael Naujoks. Daraufhin hätten seine Freundin und er sich schlau gemacht und begonnen, weitere Stücke zu sammeln. So habe jedes Mitglied eines Zuges persönliche Ausrüstung getragen, die ganz auf einen Atomangriff ausgerichtet war. Dazu gehörten ein Strahlungsmessgerät, eine ABC-Schutzmaske, ein Helm und eine Rauchschutzbrille.

„Der Bund hat sich das viel Steuergelder kosten lassen“, so Naujoks. Insgesamt 36 Millionen D-Mark seien für die Anschaffung der Ausrüstung ausgegeben worden, obwohl sie im Ernstfall wohl kaum viel genützt hätte. Mit dem Ende des Kalten Krieges Anfang der 90er Jahre wurden die Züge aufgelöst.

Die zweite Löschkarre in der Ausstellung gehört dem EHEH und wurde in einem alten Waggon gefunden. „Sie stammt aus dem ehemaligen Bahnbetriebswerk in Wuppertal-Vohwinkel“, hat Uli Schimschock recherchiert.Die Löschkarren und die anderen Ausstellungsstücke waren nicht im Lokschuppen, sondern auf dem Bahnsteig aufgebaut, so dass keine Corona-Masken getragen werden mussten.

Das EHEH-Team machte das Beste aus dem geringen Besucherinteresse, bei Kaffee und Kuchen wurde es richtig gemütlich.

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