Erkrath Alte Häuser erzählen Geschichte

ERKRATH · Zum „Tag des offenen Denkmals" bot der Bergische Geschichtsverein einen Rundgang durch Alt-Hochdahl an. Die Teilnehmer erfuhren viele Details über ihre Stadt und erlebten sie aus einer völlig neuen Perspektive.

 Peter zum Kolk zeigte den Interessierten die alten Gebäude am Thekhaus. Die erste urkundliche Erwähnung einer Besiedlung war 1150.

Peter zum Kolk zeigte den Interessierten die alten Gebäude am Thekhaus. Die erste urkundliche Erwähnung einer Besiedlung war 1150.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ein buntes Miteinander der Nationen, das war auch früher schon ein Thema. Impulse aus England und Italien haben in Alt-Hochdahl das Ortsbild geprägt. Anlass genug für den Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Erkrath, am Tag des offenen Denkmals einen Stadtrundgang anzubieten. „Wir haben hier zwar kein ‚offenes‘ Denkmal. Aber wir haben das Thema auf den heutigen Tag gelegt, um sie für den Denkmalschutz zu öffnen“, sagte Hans-Joachim Dietz, Vorsitzender des Geschichtsvereins, zu den Teilnehmern. In Alt-Hochdahl könne man gut sehen, wie Impulse aus anderen Ländern unsere Kultur und Architektur geprägt hätten. Daher hat der Geschichtsverein die Führung durch diesen Stadtteil organisiert.

Los ging es an der ehemaligen Volksschule am Thekhaus. Architekt Peter zum Kolk hat gute Ortskenntnisse und konnte einiges zu den Hintergründen der ehemaligen Arbeitersiedlung erzählen. Die Häuser am Thekhaus sind vor rund 170 Jahren als Wohnhäuser für die Handwerksmeister der Eisenhütte Hochdahl entstanden. Es gab gleich drei Arbeitersiedlungen in Hochdahl, wobei die „Arbeiterwohnungen“ eigentlich für die Meister waren und die einfachen Arbeiter in sogenannten Ledigenhäusern unterkamen.

„Gute Wohnungen waren nötig, um die wichtigen Handwerksmeister an das Unternehmen zu binden“, berichtete Peter zum Kolk. Der Grundriss der Mehrparteienhäuser entspricht der „back to back“-Bauweise, die damals aus dem industriellen Vorreiter-Land Großbritannien übernommen worden war.

Die Gebäude am Thekhaus werden als historisch bedeutend eingestuft, zumal diese Bauweise heute wegen der reinen Nord-Ausrichtung und der fehlenden Querlüftung nicht mehr zulässig ist. „Die Engländer haben den Koks und die Eisenbahn erfunden, wir konnten bis dahin noch gar nichts“, bemerkte Hans-Joachim Dietz. Doch Hochdahl ist noch viel älter: die ersten urkundliche Erwähnung einer Besiedlung stammt aus dem Jahr 1150, als das Thekhaus an der Fernstraße „Strata Coloniensis“ nach Essen-Werden lag.

Die Engländer hatten zwar die Eisenbahn erfunden, doch Preußen zog schon bald nach, als es die erste Eisenbahnstrecke zwischen Düsseldorf und dem damals bedeutenden Industriegebiet Elberfeld bauen ließ. Dazu musste die Steilrampe zwischen Erkrath und Hochdahl überwunden werden, was zu einem weiteren Meilenstein in der Technik führte. Mittels eines Stahlseiles und Umlenk-Rollen wurden die Loks bergauf gezogen, indem eine gleichzeitig talwärts fahrende Lok als Gegengewicht fungierte. Als das System 1927 ausgedient hatte, kam eine der Umlenk-Rollen nach Erkrath. Nach Protesten aus Hochdahl steht sie heute am Hochdahler Bahnhof.

Letzte Station des Rundgangs ist die Neanderkirche. Die Grundsteinlegung war 1903, finanziert durch einen privaten Kirchenbauverein auf Spendenbasis. Und auch schon damals gab es dieses Problem: Die Eröffnung verzögerte sich wegen deutscher Bürokratie. „Die Außenansicht ist burg-artig gegliedert und es sind Elemente des schottischen Jugendstils nachweisbar“, erklärt Peter zum Kolk. Nicht zuletzt wegen ihrer Akustik sei sie eine „sympathische“ kleine Kirche.

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