Erkrath Eine sehr vergnügliche Reise um die ganze Welt

Erkrath · Die Laienspielgruppe Spotlight der evangelischen Kirchengemeinde Erkrath widmet sich Jules Vernes.

Am 21. Dezember 1872 um 8.45 Uhr wollte der englische Gentleman Fileas Fogg (Alexander Zacharias) wieder in seinem Londoner Club angekommen sein, so die Wette. Dazu musste er vorher in 80 Tagen um die Welt gereist sein. Jules Vernes Buch sowie die Bearbeitung von Susanne Heydenreich und Katharina Scholl galten als Vorlage für das Theaterstück der Laienspielgruppe Spotlight der evangelischen Kirchengemeinde Erkrath.

Die Uraufführung fand am Samstag vor ausverkauftem Haus im Joachim-Neander-Haus statt. Die zweite Aufführung folgte am Sonntag. Die Erkrather wissen, dass Spotlight - und damit sein Gründer und spiritus rector Michael Kastner - seit nunmehr 19 Jahren anspruchsvolles Laientheater mit motivierten Schauspielern bietet. So ließ sich der Butler von Fileas Foggs, Jean Passepartout (Marcel Gobiet), herumkommandieren, von indischen Räubern verprügeln und in der chinesischen Unterwelt berauschen, um seine vielseitige Rolle mit vollem Körpereinsatz auszufüllen. Die attraktive Julia (Gina Drevers) führte als Erzählerin durch das Stück. Ihre klare Sprache und ihre Distanziertheit beeindruckten die Zuschauer. Als sie ein Schild, das einen Szenenwechsel ankündigte, falsch herum hielt, erntete sie großes Gelächter als sie sagte: "Sagen Sie doch was".

So lebte das Stück von der manchmal bewusst überzogenen Schauspielkunst wie von absurden Dialogen und amüsierte die Zuschauer. Beispiel: "Damit das Mögliche entsteht, muss immer erst das Unmögliche versucht werden"". In dieser Szene mussten unter anderem 12000 Bisons von den amerikanischen Bahngleisen verscheucht werden. Die waren natürlich auf der Erkrather Bühne nicht zu sehen. Die Atmosphäre aber wurde geschaffen von Beamern und einer Leinwand, auf der vor grünem Hintergrund Bäume und Tiere vorbeizogen. Aufgeregt waren die Verantwortlichen, als die Technik am Premierenabend vorübergehend versagte. Das Publikum störte es nicht.

Kastner hatte schon vorher angekündigt: "Das Stück ist eine Materialschlacht". Und Material kann eben weniger improvisieren als Menschen. Marc Keddouh konnte als Kommissar Fix durch seine Mimik das Publikum sogar zu verbalen Mitleidsbekundungen hinreißen. Und Lars Kreutner imitierte in mehreren Rollen Sprachen-Phänomene, wie das Rheinische oder das Indische Deutsch, so komisch, dass es eine Freude war. Ein herrliches Vergnügen, diese Reise.

(gund)
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