Auch in Erkrath geht noch mehr Grüne fordern Reformen für Klimaschutz

Wülfrath · Zur Diskussionsveranstaltung mit Bundestagsmitglied Oliver Krischer kamen auch viele besorgte Erkrather Bürger.

 Rehe laufen bei Sonnenaufgang über ein Feld - ein Bild mit Symbolkraft angesichts der Diskussion über Klimaschutz.

Rehe laufen bei Sonnenaufgang über ein Feld - ein Bild mit Symbolkraft angesichts der Diskussion über Klimaschutz.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte zum Diskussionsabend über „Klimaschutz und soziale Verantwortung“ eingeladen. Die Allgegenwärtigkeit des Themas, das oft als „die wichtigste Aufgabe der Menschheit“ beschrieben wird, spiegelte sich in der Resonanz der Veranstaltung: Mehr als 50 Besucher kamen in den Konferenzsaal des Bürgerhauses, darunter alle Funktionsträger des Ortsverbandes, aber auch besorgte Bürger.

Als Gastredner konnte Grünen-Sprecher und Bürgermeisterkandidat Peter Knitsch den stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, begrüßen. Krischer stellte sich als Rheinländer vor, der nur vier Kilometer weit vom Hambacher Forst wohnt. „Der Hambi hat ja 2018 große Berühmtheit erlangt, und ich sage: Gottseidank hat er das“. Sogar ein Abgeordneter des US-Kongresses habe sich bei ihm danach erkundigt.

Der Hambacher Forst stehe für die Kohleverstromung als „Anti-Symbol“ des Klimaschutzes. Doch der Reihe nach. „Das Problem des Klimawandels ist endlich bei den Menschen angekommen“, stellte Oliver Krischer fest. Nicht zuletzt die Dürre-Sommer von 2018 und 2019 in Deutschland und die aktuellen Buschbrände in Australien hätten den Menschen gezeigt, dass der Klimawandel nicht nur Eisbären und Korallenriffe betrifft, sondern sich auf das Leben der Menschen überall auf der Welt auswirkt.
 Küstengebiete wie die Niederlande oder Bangladesch drohten, unter dem ansteigenden Meeresspiegel zu versinken, Gletscher schmelzen und der auftauende Permafrost-Boden in Sibirien setze große Mengen Methan frei, die den Treibhauseffekt noch beschleunigten. „Ab zwei Grad Erderwärmung kommt es zu sich selbst verstärkenden Effekten“, erklärte Oliver Krischer.

Das Ziel des Pariser Abkommens, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, könne nicht mehr erreicht werden, jetzt gehe es um Schadensbegrenzung. Bei 3,5 bis 4 Grad würde man die Erde nicht mehr wiedererkennen, drohte Krischer. „Deshalb müssen wir alles versuchen, was wir können“. Das Pariser Abkommen von 2015 sei positiv, doch die Umsetzung durch die Bundesregierung mit immer neuen „Klimapaketen“ sei völlig unzureichend.

Man müsse umweltschädliche Subventionen wie das Dienstwagenprivileg abbauen und stattdessen massiv in E- und öffentliche Mobilität investieren. „Noch immer gibt der Staat am Ende des Jahres mehr für die Straße als für die Schiene aus, trotz anderer Planung“.

Die Besucher zeigten sich mit dem Stargast einer Meinung. Mit Anregungen wie Klagen gegen die Regierung oder einem „Internationalen Gerichtshof für Umweltverbrechen“ gingen einige Wortmeldungen sogar noch einen Schritt weiter. Nur ein Skeptiker hakte nach: Wenn Deutschland aus der Kohle- und Atomenergie aussteige und jetzt womöglich noch aus dem Erdgas, wie solle man den steigenden Strombedarf decken?

Peter Knitsch rechnete vor, dass zum Beispiel in Erkrath der gesamte Bedarf annähernd gedeckt werden könnte, wenn man die Flächen für Photovoltaik zu 70 Prozent ausschöpfen würde. Doch gebe es hohe bürokratische Hürden, die abzubauen seien – dafür müssten für Klimaschutzmaßnahmen neue Gesetze geschaffen werden. Fazit: Wir brauchen nicht nur eine „Revolution“ in der Mobilität, sondern müssen lernen, Wohlstand anders zu bewerten als mit BIP-Wachstum.

Denn letztendlich treffe der Klimawandel, der von den „Reichen“ verursacht wird, vor allem die Ärmeren. Klimaschutz sei kein Umweltthema, sondern eines der sozialen Gerechtigkeit. „Es geht um die Frage, was für eine Welt wir unseren Kindern hinterlassen“, so Krischer.

Ein wichtiges Werkzeug zum Klimaschutz sei die CO2-Bepreisung. Sie starte im nächsten Jahr mit 40 Euro pro Tonne und steige später auf 60 Euro, „was immer noch unzureichend ist“, so Oliver Krischer. Die Einnahmen sollen nicht in den Bundeshaushalt fließen, sondern nach Vorstellung von Krischer und Peter Knitsch an den Bürger zurückgegeben werden, etwa über die Einkommensteuer.

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