Erkrath Die Familie Schneider Die Seniorin Hannelore Kämper

Erkrath · "Wir zünden die erste Kerze des Adventskranzes immer gemeinsam beim Frühstück an", verrät Luke, mit elf Jahren der älteste der vier Geschwister Schneider.

 Im Advent haben Hellmut, Kris, Ellen, Birthe, Luke und Fiona Schneider mehr Zeit füreinander.

Im Advent haben Hellmut, Kris, Ellen, Birthe, Luke und Fiona Schneider mehr Zeit füreinander.

Foto: Dietrich Janicki

Zusammen mit Mutter Birthe, seinem fünfjährigen Bruder Kris und Nesthäkchen Ellen, drei Jahre, sitzt er am Küchentisch in der gemütlichen Wohnküche der Familie, zu der noch Papa Hellmut (48 Jahre), die achtjährige Fiona und Kater Nemo gehören. "Eigentlich wollte ja Fiona in diesem Jahr den Adventskranz schmücken", verrät Birthe Schneider. Da sie aber erst mittags ziemlich geschafft von der Klassenfahrt zurückgekommen sei, sei sie lieber gleich auf ihr Zimmer gegangen.

 Hannelore Kämper freut sich über den Weihnachtsstern, der in ihrem Zimmer steht.

Hannelore Kämper freut sich über den Weihnachtsstern, der in ihrem Zimmer steht.

Foto: Dietrich Janicki

So ist es diesmal Luke, der unter den zahlreichen weihnachtlichen Schmück-Utensilien aussuchen darf, die den gusseisernen Kranz zieren sollen. Konzentriert hängt er Zapfen und Tannenzweige an die Ketten, an denen dieser hängt, und betrachtet dann kritisch sein Werk. "Man muss das schon regelmäßig machen, sonst sieht das nicht aus." Auch wenn der Kranz von den Kindern jedes Jahr anders geschmückt wird, so darf sich eins nicht ändern: "Rote Kerzen sind Pflicht. Einmal hatte ich andere gekauft. Das ging gar nicht, fanden unsere Kinder und wir auch", schmunzelt die 42-Jährige, während sie ihren Kindern beim Basteln zuschaut. Gerade hat Kris einen besonders schönen Stern aus Perlen fertig, den er ihr stolz zeigt. Auf ihren Vorschlag, ihn doch seiner Patentante zu schenken, lautet seine prompte Antwort: "Der ist so schön, den behalte ich selbst." Also findet auch dieses Prachtexemplar seinen Platz neben den zahlreichen anderen auf der Terrassentür im angrenzenden Wohnbereich. Jedes Jahr basteln die Kinder, auch Nesthäkchen Ellen kann das bereits, diese Sterne und - wenn sie Lust haben - auch noch welche aus Crêpe-Papier. So wächst die Sammlung stetig, die Mutter Birthe jedes Jahr aufhängt. Zu ihren "Aufgaben" gehört es außerdem, die Adventskalender der vier Kinder zu füllen. Stolz zeigt die dreijährige Ellen auf ihren Tannen-Baum-Adventskalender, der natürlich wie alle anderen auch selbst gemacht ist. Auch Fionas ist schon aufgestellt, der, wie ihre Mutter sagt, als einziger ein "Wander-Exemplar" sei. Ihre selbst gebastelten 24 mit Schneemännern verzierten Brottütchen brauchen doch einiges an Platz und sind diesmal auf der Fensterbank im Wohnzimmer aufgestellt. Lukes Kalender hängt dagegen wie immer im Flur, der von Kris kommt später noch an seinen angestammten Platz an der Küchenscheibe. Luke hat für seine Eltern einen Schoko-Kalender gekauft. Alle können Türen öffnen.

Freundschaftliche Kontakte und menschliches Miteinander pflegt die Seniorin Hannelore Kämper das ganze Jahr über. Und wenn die Adventszeit naht, dann wird ihr soziales Netzwerk noch bunter, noch intensiver. Ihren 80. Geburtstag hat sie schon vor geraumer Zeit gefeiert.

Und es gibt Tage, da muss sie sich einfach mal ausruhen. Aber wenn der Sauerländische Gebirgsverein, Sektion Erkrath/Haan, seine Weihnachtsfeier ankündigt, dann ist Hannelore Kämper dabei. Sie erfreut sich an der Gesellschaft Gleichgesinnter, denn Wandern war ein Leben lang ihr Lieblingssport. Oder wenn die Hausgemeinschaft ein Adventsessen organisiert, ist es für die Seniorin selbstverständlich mitzufeiern. Auch bei den Canasta-Freundinnen oder der Wandergruppe der evangelischen Kirchengemeinde ist sie dabei, wenn sich die traditionellen vorweihnachtlichen Feiern ankündigen.

Im Chor der Landesregierung Düsseldorf sang Hannelore Kämper über 30 Jahre mit. Jetzt bedauert sie, wegen ihrer schlechten Augen nicht mehr aktiv dabei sein zu können. Wer sein Leben lang so viele Hobbys gelebt und gepflegt hat, ist nicht allein. Und trotzdem, sagt die Seniorin, sei die Einsamkeit im Alter das Schlimmste. In den letzten Jahren gab es Zeiten, in denen sie aufgrund von körperlichen Beschwerden viele Dinge nicht mitmachen konnte. Aber jetzt geht es ihr wieder gut. Einen Weihnachtsstern hat sie sich als Adventsschmuck für ihr Wohnzimmer gekauft. Und eine Batterie betriebene Kerze steht daneben. Die wird auf Knopfdruck angemacht, wenn es draußen dunkel wird. "Echte Kerzen mache ich wegen der Brandgefahr nicht mehr an", erklärt sie. An die Kindheit vor dem Krieg in Hannover, im Krieg in Andreasberg im Harz, erinnert sich Hannelore Kämper gerne.

Einen Tannenbaum habe es selbstverständlich zuhause jedes Jahr gegeben. Darauf hatte der Vater bestanden. "Obwohl", so sagt sie, "habe es beim Baumaufstellen auch immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eltern gegeben. An einen Adventskranz in Kindertagen kann sie sich nicht erinnern. Gebastelt habe man nicht zu Hause, sondern in den kirchlichen Jugendgruppen. Laubsägearbeiten habe sie besonders gerne gemacht.

Später in ihrer Ehe mit Hans-Karl, dem gebürtigen Wuppertaler, habe es keinen Tannenbaum gegeben. Dem gläubigen Christen war das Weihnachtsfest in seiner biblischen Bedeutung lebenswichtig. Da traten die Traditionen der Gegenwart in den Hintergrund.

(RP)
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