Erkrath Die Arbeiten für die "LOKart" stehen fest

Erkrath · Rund 40 von 129 Bildern und Skulpturen haben den Sprung in die 23. Erkrather Kunstschau geschafft, die Mitte November öffnet. Doch die Lokomotive verliert an Dampf, bedauert die Jury. Es gebe wenig Herausragendes.

 Die Jurymitglieder Herbert Siemandel-Feldmann, Galerist aus Essen, und Uwe Dreyer begutachten die Werke.

Die Jurymitglieder Herbert Siemandel-Feldmann, Galerist aus Essen, und Uwe Dreyer begutachten die Werke.

Foto: stephan köhlen

Die gute Nachricht vorab: Auch im 23. Jahr hat die Jury der "LOKart", der großen Gemeinschaftsausstellung Erkrather Künstlerinnen und Künstler, wieder rund 40 Arbeiten auswählen können. Und die lohnen auf jeden Fall einen Blick. Es sind viele große, aber dennoch wohnzimmertaugliche Formate darunter. Sie werden am dritten November-Wochenende im Hochdahler Lokschuppen zu sehen sein, ab Am Freitag, 17. November. Darauf folgen Samstag, Sonntag und Montag als Ausstellungstage. Vordergründig läuft die Maschinerie der etablierten Erkrather Kunst-Schau also wie immer.

Doch unter der Oberfläche setzte nicht nur der herbstlich-kalte Dauerregen am Jurytag die Stimmungslage auf Moll. 32 Kunstschaffende hatten sich mit 129 Arbeiten um eine Teilnahme an der LOKart 2017 beworben. Dieselbe Jury hatte vor einigen Jahren indes auch schon mal mehr als 300 Skulpturen, Bilder, Fotografien und Objekte zu begutachten. "Natürlich gibt es mittlerweile viel mehr Kunstaktionen - die Künstler müssen sich also entscheiden, wo sie teilnehmen", sucht Jury-Mitglied Ute Küppersbusch, Vorsitzende des Bergischen Künstlerbundes, nach den Ursachen. Zum anderen sind einige Jury-Preisträger vergangener Jahre auch schlicht aus Erkrath weggezogen - und dürfen laut Reglement deshalb nicht mehr teilnehmen. Aber das ist es nicht allein. "Es fehlte mir in diesem Jahr ein wenig der Wow-Effekt", sagte der Essener Galerist Herbert Siemandel-Feldmann, ebenfalls Jury-Mitglied, nach dem gut 130-minütigen Rundgang. Er habe viel Ähnliches gesehen, nur wenig Herausragendes. Hinzu kommt eine häufig verbesserungswürdige Präsentation der Werke, kritisierte Ute Küppersbusch: "Da werden unscharfe Fotos von Skulpturen eingereicht, die Rahmen sind alt und nicht schön und die Blätter manchmal sogar schief geschnitten." Ein Stilmittel? Wohl kaum, die Jury erblickte mancherorts eine eher lieblose Darbietung. Mittlerweile nimmt die Fotografie einen immer breiteren Raum unter den Bewerbungen ein. Das bedeutet für die zwei Fotoexperten der LOKart-Jury viel Arbeit. Denn sie achten sehr genau darauf, ob hier ein Künstler am Werk war - oder das Foto auf Knopfdruck im Bildbearbeitungsprogramm erst nachträglich zur Kunst wurde. Auch hier klafft eine Lücke zwischen dem eher genügsamen Anspruch der Künstler an sich selbst und dem Maßstab, den die Jury anlegt. Zeichnungen machten sich demgegenüber unter den Wettbewerbsarbeiten zunehmend rar. Kein Erkrather Problem, sondern offenbar ein Trend. Siemandel-Feldmann: "Auch bei meinen Zeichenkursen in Essen erlebe ich ein rückläufiges Interesse." Dabei sei eine gute Zeichnung die Basis für Bildhauer ebenso wie für Maler aller Techniken. Und selbst ein abstraktes Werk gründe auf Konkretem, von dem aus im nächsten Schritt abstrahiert wird.

Die LOKart bedürfe dringend der Weiterentwicklung, so der Tenor. Die seit Jahren wenig veränderte Jury hat bereits einen schleichenden Austausch durch neue Juroren mit neuen Ideen angeregt. Zudem könnte die Bindung an ein Atelier in Erkrath aufgegeben werden - denn sie begrenzt den Teilnehmerkreis sehr stark. Und auch wenn die Jury die Bilder anonym bewertet, erkennen die Experten doch ihre Pappenheimer, andernfalls wären sie falsch an dieser Stelle. Ute Küppersbusch überlegt: "Im Gegenzug könnte man ein inhaltliches Thema setzen - zum Beispiel Bewegung, was gut zum Lokschuppen passen würde." Die Diskussion ist also eröffnet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort