Protest in Erkrath Erkrather wollen Impfgegnern Paroli bieten
Erkrath · Erstmals standen 50 Anwohner am Treffpunkt der Montags-Spaziergänge und warben unter anderem fürs Impfen. Zahlreiche Lokalpolitiker machten mit.
Ein Bürgerbündnis hat am Montagabend erstmals deutlich gemacht, dass die Erkrather den Impfungen und Hygiene-Regeln im Kampf gegen Corona positiv gegenüberstehen. Rund 50 Erkrather standen vor der evangelischen Kirche an der Bahnstraße, die montags zugleich Treffpunkt der sogenannten „Spaziergänger“ ist. Es beteiligten sich Lokalpolitiker der SPD, der Grünen, der FDP sowie Aktivisten von Fridays-for-Future und der „Omas gegen Rechts“. Initiatorin Michaele Gincel-Reinhardt hatte das Bürgerbündnis kurzfristig zusammengetrommelt und wollte dies als Gesprächsangebot an die Impfgegner verstanden wissen: „Wenn wir von vornherein Front machen, vertiefen wir nur die Spaltung.“
So kam es am Versammlungsort dazu, dass „Spaziergänger“ so lange bei denen standen, die anderer Meinung sind – bis auffiel, dass die einen den Mund-Nase-Schutz trugen, die anderen aber nicht. Zu einem intensiven Dialog und Austausch der Meinung kam es bei dieser Auftaktveranstaltung nicht. Vereinzelt versuchten Teilnehmende der nicht angemeldeten Spaziergänge deutlich zu machen, dass man mit Rechtsradikalen nichts zu tun haben wolle, aber für die eigene körperliche Unversehrtheit streite.
Aus dem Kreis der Erkrather hieß es mehrfach, die 80 Gegner von Corona-Maßnahmen stammten überwiegend offenbar nicht aus der Stadt, sondern seien eigens für die nicht angemeldete Demonstration angereist. Einige Dialoge in der Gruppe „Erkrath-denkt-anders“ mit 171 Mitgliedern im Kanal des Messenger-Dienstes Telegram legt dies ebenfalls nahe. Dort wird über Erfahrungen aus anderen Städten berichtet – und man zeigte sich am Tag nach dem bürgerlichen Gegenprotest darüber irritiert, dass man plötzlich Paroli geboten bekommt.
Nach Ansicht der Organisatorin Michaele Gincel-Reinhardt soll die gemeinsame Aktion am Montag Auftakt für ein breit gefächertes Bürgerbündnis in Erkrath werden. Die am Montag Anwesenden begrüßten diesen Gedanken und wollen ihn in den kommenden Tagen weiterentwickeln. Bürgermeister Christoph Schultz, CDU, hingegen ist zwiegespalten. Einerseits begrüße er den Einsatz. Aber: „Die allermeisten Erkrather sind geimpft und halten sich an die Auflagen. Solch ein Bündnis wertet die Minderheit der Impfgegner nur auf. Deren Protest muss man gelassen sehen, solange er so friedlich bleibt wie bisher.“
Ähnlich äußerte sich Wolfgang Jöbges für die CDU-Fraktion im Erkrather Stadtrat. Jede Berichterstatung, jeder Reibungspunkt werte das andere Lager zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur auf. Für ihn sei dann eine Grenze zur Neubewertung erreicht, wenn nicht stumm, sondern mit Transparenten und Sprechchören durch Erkrath gezogen werde. Ähnlich der evangelischen Kirche mit ihrem Transparent „Impfen ist Nächstenliebe“ äußert sich Vize-Bürgermeisterin Regina Wedding: „Ich halte das Impfen für ein Stück Verantwortung, mir selber, meiner Familie und anderen Menschen gegenüber.