Lesereise Expertin meint: Nur (Selbst-)liebe zählt

Erkrath · Single-Beraterin und Buchautorin Nadine Kretz gab im Kurhaus an der Bahnstraße Tipps für die Partnersuche.

Unzählige Klicks auf ihr Onlineprofil bei Dating-Plattformen im Internet hatten 2014 dazu geführt, dass die Düsseldorferin Nadine Kretz vom Magazin „Der Stern“ den Titel „begehrtester Single Deutschlands“ verliehen bekam. Ihre teils skurrilen Erfahrungen mit vermeidlichen Traummännern hat sie in Büchern niedergeschrieben. Heute bezeichnet sie sich als Beziehungsmanagerin und gibt verzweifelten Singles Anleitungen zum Glücklich sein,“notfalls“ nur mit sich selbst. Jetzt war sie zu Gast in Erkrath.

Die meisten der rund 20 Zuhörer in dem kleinen gemütlichen Raum im „Kurhaus“ an der Bahnstraße kennen sich nicht. Vereinzelt sind sie zu zweit oder zu dritt hergekommen, ansonsten allein und vielleicht auch ein wenig einsam. Fast alle sind unfreiwillig Single und hoffen an diesem Abend auf den großen Durchblick, hoffen, dass ihnen endlich jemand – in diesem Fall die Beziehungsmanagerin Nadine Kretz – erklärt, was genau falsch läuft auf der oft jahrelangen mühseligen Suche nach dem passenden Partner.

Liegt es an mir? An dem anderen? Bin ich hässlich, doof, zu alt, zu dick, zu dumm? Oder gar zu anspruchsvoll? Nadine Kretz, Ende 30, lange, blond gesträhnte Haare, Topfigur, enges, rotes Kleid, Typ: optische Traumfrau, winkt lachend ab: Oh nein! Letzteres ganz sicher nicht: „Warum?“, fragt die Autorin mit offenen Augen in die neugierige Runde, „sollte man gerade bei der Wahl eines potenziellen Partners nicht wählerisch sein?“

Die Beziehungsmanagerin liebt Vergleiche. „ Wenn ich mir das Joghurtangebot im Supermarkt anschaue, habe ich auch eine riesige Auswahl und nehme nicht den Erstbesten, der im Kühlregal ganz vorne steht.“ Recht hat sie, da müssen die interessierten Zuhörer ihr zustimmen, schüchtern nicken sie sich zu und nutzen diesen kurzen Moment vielleicht sogar für ein erstes kurzes Abscannen des Stuhlnachbarn, fast alle sitzen hier schließlich im gleichen Boot und wer weiß, vielleicht ist ja hier die große Liebe zu finden.

Nadine Kretz erzählt von einigen Begegnungen mit Männern, die sie im Internet kennengelernt hat, da gibt es wirklich viel Lustiges, vor allem aber Skurriles zu hören: Da war dieser eine, mit dem sie sich im Karneval traf, der im Hasenkostüm kam und sich wie ein Karnickel benahm oder der andere, der beim vereinbarten Treffpunkt zu ihr kam und lässig fragte: „Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick oder soll ich nochmal vorbeikommen?“

Oh nein, da sind sich alle einig: Das sind nicht die Kandidaten, an die wir unser Herz, unsere Seele, unseren Körper verschenken möchten. „Wisst Ihr“, sagt Nadine Kretz zusammenfassend, „irgendwann auf dieser endlosen und frustrierenden Suche hatte ich gedanklich so ziemlich alle Gründe dafür durchgespielt: Ich war zu perfektionistisch, ich hatte schlicht Pech, die anderen waren alle doof und damit schuld. Aber dann wurde mir irgendwann eines klar: Wir alle sind verletzte Seelen! Es hat alles immer mit uns selbst zu tun. Es geht eigentlich nur um die Suche nach der Liebe zu uns selbst. Wir müssen unseren eigenen Wert sehen, stolz auf uns selbst, unsere Individualität sein. Ja, wir müssen uns selbst erst einmal lieben.“

 Nadine Kretz, hier bei einem früheren Auftritt im Erkrather Kurhaus, empfiehlt: Erst einmal Frieden mit sich selber machen, dann klappt’s auch mit der Beziehung.

Nadine Kretz, hier bei einem früheren Auftritt im Erkrather Kurhaus, empfiehlt: Erst einmal Frieden mit sich selber machen, dann klappt’s auch mit der Beziehung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Viele schauen betreten zu Boden, fast so, als fühlten sie sich irgendwie ertappt. Dann findet eine Zuhörerin den Mut zu einer, zu eigentlich der Frage des Abends: „Und wie, bitte schön, lernt man das?“ Nadine Kretz meint, dass man sich das einfach nur oft genug sagen müsse. Ob das wirklich so einfach ist? Da kommen am Ende doch ziemliche Zweifel auf.

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