Neue Stadt Hochdahl Betonkünstler Gottfried Böhm schuf Kirche Heilig Geist

Erkrath · Die Kirche an der Brechtstraße wurde 1972 eröffnet. Sie gilt als „perfekt erhalten“ und kommt für Denkmalschutz in Betracht. Die Prüfung läuft noch.

 Der Turm von Heilig Geist in der Sandheide.

Der Turm von Heilig Geist in der Sandheide.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der jetzt mit 101 Jahren verstorbene Architekt Gottfried Böhm hat auch der ab den 60er Jahren aus dem Boden gestampften „Neuen Stadt Hochdahl“ zu einem ungewöhnlichen Sakralbau verholfen. Heilig Geist an der Brechtstraße ist zwar ungleich kleiner als die imposante Nevigeser Wallfahrtskirche (Mariendom), aber ebenso wie die kühne und berühmte Schwester komplett aus Rohbeton und Glas gefertigt. Mit spektakulären, bildhauerischen Kirchenbauten, darunter einige Meilensteine moderner Kirchenarchitektur und des Brutalismus, hat sich Gottfried Böhm einen Namen gemacht, bekam 1986 gar als erster Deutscher den Pritzker-Preis, eine Art Nobelpreis für Architektur. Ein bisschen von diesem Glanz fällt auch auf Hochdahl, Heilig Geist sei Dank.

In der Sandheide, wo die erste Siedlung im neuen Hochdahl entstand, war die katholische Kirche mit Kindergarten, Wohnungen und platanenbeschirmtem „Dorfplatz“ von Böhm nach den Ideen des Zweiten Vatikanischen Konzils entworfen und schließlich errichtet worden. Auftraggeber war das Erzbistum Köln. Es heißt, der Gedanke einer aktiv am Gottesdienst beteiligten Gemeinde sei in Heilig Geist zu Stein geworden. Gebetet wird rund um den Altar und mit weit geöffneten Vorhängen vor bodentiefen Fenstern, gemäß dem Prinzip eines offenen Hauses. Im 50. Jahr der Grundsteinlegung, das war 2019, begann die – noch andauernde – Überprüfung der Denkmalwürdigkeit der Kirche mit dem markant verschachtelten Turm. Pfarrer Christoph Biskupek spekuliert, dass es zum 50. Vollendungsjubiläum im kommenden Jahr 2022 ernst werden könnte mit dem Denkmalschutz für Heilig Geist.

Trotz des massiv anmutenden Materials wirkt die Kirche mit ihren Verschachtelungen und der grün gestrichenen Stahlkonstruktion im Innenraum (als Sinnbild für Bäume) luftig und verspielt. Dach und Fenster sind allerdings sanierungsbedürftig, die Gemeinde rechnet mit größeren Investitionen. Erst recht, wenn die Kirche Denkmal würde. Heilig Geist und der Mariendom haben eben nicht nur einen gemeinsamen Schöpfer: Hüben wie drüben stehen Renovierungen an. Der Mariendom ist schon eingerüstet, durch feine Risse am Dach ist Wasser in das wie ein Gebirgsmassiv erscheinde Gotteshaus eingedrungen.

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