Erkrath Begegnungen und Gedanken am Fluss

Erkrath · Die Biennale war zu Gast im Bürgerhaus Hochdahl. Das Musiktheater "Das Echo der Flüsse" von Jasper Sand wurde vom Theater am Schlachthof in Neuss inszeniert.

 Die Schauspieler überzeugten bei der Aufführung im Bürgerhaus. Sie zeigen auf, wie Menschen sich in schwierigen Situationen verhalten.

Die Schauspieler überzeugten bei der Aufführung im Bürgerhaus. Sie zeigen auf, wie Menschen sich in schwierigen Situationen verhalten.

Foto: Stephan Koehlen

Die Neanderland Biennale, die in diesem Jahr im Zeichen der deutsch-französisch-polnischen Kooperation steht, geht langsam auf die Zielgerade. Am Samstag fand im Bürgerhaus die zweite und letzte Veranstaltung in Erkrath statt.

Insgesamt standen 20 Aufführungen in allen zehn Städten des Kreises auf dem Programm, welches zum Ziel hatte, auch professionelle Theaterschaffende auf die Straßen und damit in die Mitte des Lebens zu holen. Im Bürgerhaus gab es allerdings noch einmal ganz klassisches Indoor-Bühnentheater, mit dem handgemachten Musical "Das Echo der Flüsse".

Das Musiktheater von Jasper Sand wurde vom Theater am Schlachthof in Neuss inszeniert und fügt sich mit seinem Thema, der verbindenden und trennenden Wirkung von Flüssen, nahtlos in das Motto "Neue Ufer!" der diesjährigen Biennale ein. Die Handlung: Drei Musiker sind mit leerem Tank und leeren Handy-Akkus am Ufer des Rheins gestrandet. Sie haben am nächsten Tag einen Auftritt auf der anderen Rheinseite, kommen aber nicht vor und nicht zurück. Die zwei Frauen und ein Mann haben ganz verschiedene Methoden, mit der Situation umzugehen. Während Line versucht, die romantische Seite eines Abends am Rheinstrand zu sehen, dreht Jacky völlig durch, schreit herum und kann das alles einfach nicht glauben. Belle bleibt ganz stumm im Hintergrund und untersucht lieber den Fundort, der sich als aufgegebene Fähr-Anlegestelle herausstellt.

Diese Ausgangssituationen stellt den Rahmen für eine ganze Reihe von Gesangseinlagen mit Liedern verschiedener Genres dar, die sich mit den gespielten Passagen abwechseln. Als Belle unter einer Plane ein altes Klavier findet, kann es losgehen mit "In the Middle of the Night". "Es ist bizarr, dass du an jedem absurden Ort ein Klavier findest", fasst Jacky die konstruierte Handlung selbstironisch zusammen. Sie will einfach nur zurück in die Zivilisation und kann gar nicht sehen, was Line an Fluss, Kopfweiden und Sternenhimmel romantisch findet. "Wenn du nicht so schreien würdest, würdest du auch hören, wie der Fluss klingt", entgegnet Line.

Weiter geht es mit "Yes, the River knows" von den Doors und "Down by the Riverside" von Louis Armstrong. Nach und nach entwickelt sich die Handlung weiter, als die drei von ihren persönlichen Beziehungen zu Flüssen erzählen und ein altes Logbuch des Fährenkapitäns finden. Er hatte den Zweiten Weltkrieg miterlebt und überlebt, hatte Geschäfte mit Schmugglern und Goldsuchern gemacht und freute sich, als sein Schiff 1958 als Ausflugsfähre mit Showbühne in neuem Glanz erstrahlte. Daher also das Klavier.

Stichworte wie "Wenn du Hunger hast, geh doch angeln" führten zu neuen Liedern wie "In einem Bächlein helle". Nach dem Höhepunkt der ersten Hälfte "Ich weiß nicht was soll es bedeuten", stellten die Frauen fest: "Wir bräuchten hier am Niederrhein auch eine Loreley".

(tpp)
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