Ab ins Museum Schöner rosten: Autos unter freiem Himmel

Erkrath · In seinem Autoskulpturenpark im Neandertal lässt Sammler Michael Fröhlich 50 Oldtimer verrotten.

 Dieses Wrack im Skulpturenpark scheint Zähne zu zeigen.

Dieses Wrack im Skulpturenpark scheint Zähne zu zeigen.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage ist für den „Museumschef“ geklärt: Es ist Kunst! Und noch ist es nicht weg ...

Warum hingehen? Das erste Vehikel kam gerollt in den Garten. Gerollt? Ja, klar, wie soll das sonst gehen bei einem Auto! Bei Michael Fröhlich laufen die Dinge allerdings etwas anders. Er hatte seinen Jaguar XK schon gerollt, als er damit vor 35 Jahren am Nürburgring als Sieger über die Ziellinie fuhr. Und das nicht, weil so ein Flitzer auf vier Rädern nun mal rollt. Sondern weil er vorher eine Malerrolle genommen hatte, um ihn weiß zu lackieren. Liebhabern dieser sündhaft teuren Gefährte dürfte sich bei sowas der Magen umdrehen. Und dennoch: Man sollte ihn gesehen haben, diesen Autoskulpturenpark im Neandertal. Das geht nur sonntags und auch nur mit Voranmeldung. Weil man ohnehin anrufen muss, sollte man dem Museumschef unbedingt das Blaue vom Himmel versprechen, um ihn in seinen Garten zu locken und mit ihm plaudern zu können. Keinesfalls geht das vor 12 Uhr mittags – bis dahin guckt Fröhlich die „Sendung mit der Maus“! Nimmt man Rücksicht auf derartige Heiligtümer, könnte er sich hingegen durchaus gesprächsbereit zeigen. Und dann hört man Geschichten wie diese: „Für einen schrottreifen 11CV habe ich soviel Geld geboten, dass der Besitzer ihn vor der Abholung in Einzelteile zerlegt hat. Er wollte gucken, was an oder in diesem Auto versteckt ist, für das nur ein Idiot soviel Geld bezahlen kann“, sagt Fröhlich und lacht. Mit ihm kann man eigentlich ständig lachen über den „Schrott“, den er da so in seinem Garten stehen hat.

 Hier hat lange niemand mehr am Steuer gesessen.

Hier hat lange niemand mehr am Steuer gesessen.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Wen trifft man dort an? Vielleicht ein paar schräge Typen, die gerne Fotos von noch viel schrägeren Autos machen wollen. Oder Liebhaber von Oldtimern, die beim Anblick des vor sich hin rostenden Elends in Tränen ausbrechen. Es waren auch schon Leute da, die den Museumschef solange wegen eines schrottreifen T1-Busses bequatscht haben, bis er ihn verschenkt hat. Der soll noch immer – längst liebevoll restauriert – durchs Neandertal fahren. Das ist allerdings schon ein paar Jahre her und man sollte sich in Anbetracht des Verfallszustandes der Vehikel keine allzu großen Hoffnungen auf derartige Präsente machen. Ach ja, Lisbeth und Charles trifft man auch noch: Standesgemäß in einem Rolls Royce, die Queen am Steuer und der Prinz herumlümmelnd auf dem Rücksitz.

Vielleicht laufen einem auch noch ein paar dieser Krabbeltiere über den Weg, denen Fröhlich damals Quark auf die Autos geschmiert hatte, um deren Verfall zu beschleunigen. Wer jetzt Schnappatmung bekommt, dem sei gesagt: Öl und all die anderen giftigen Sachen waren natürlich vorher raus.

 Dieser Oldtimer mit ovalem Kühlergrill macht große Augen.

Dieser Oldtimer mit ovalem Kühlergrill macht große Augen.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Was muss man noch wissen? Fröhlich schenkte sich den Autofriedhof im eigenen Garten selbst zum 50.. Sein Credo: Ein Mann soll ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen – und ein Rennen auf dem Nürburgring gewinnen. Als das 1984 abgehakt war, rollte der weißgepinselte Jaguar XK als erster in den Garten. Es folgten der Porsche seines Konkurrenten und noch 48 andere Vehikel – alle von 1950. Als das Fest im Jahr 2000 gefeiert wurde, war die Sammlung komplett. Die leeren Schampusflaschen von damals landeten stilsicher im „Döschewoo“, auch als „Ente“ bekannt.

 Wie eingefroren aus einer vergangenen Zeit: Lisbeth und Karlchen – sie fährt, er lässt sich kutschieren.

Wie eingefroren aus einer vergangenen Zeit: Lisbeth und Karlchen – sie fährt, er lässt sich kutschieren.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Was ändert sich in der Zukunft? Vermutlich nichts. Seine „Schätzchen“ werden weiter vor sich hin rosten – und Fröhlich wird seinem Kerngeschäft bei „Fantastische Fahrzeuge“ in Mettmann nachgehen. Dort könnte man ihn durchaus dabei ertappen, wie er an an einem „Papamobil“ herum wienert oder einen Mafia-Leichenwagen an einen Bordellbesitzer verkauft. Der Chef kann aber auch seriös - oder mit Pomp und Getöse. Keinesfalls sollte man ihn nach den Swarovski-Klunkern auf dem Rolls-Royce fragen. Es könnte der Anfang einer unendlichen Geschichte werden.

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