Erkrath Haus Bavier tanzt

ERKRATH   · Um 15.15 Uhr stellt sich am heutigen Freitag das Tanztheater-Ensemble an der Bahnstraße der Öffentlichkeit vor. Motto des Projekts: Von Herz zu Herz.

 Glücklich und stolz: Tänzerin Johanna Mungen (98) bei den Proben für die Aufführung im Haus Bavier.

Glücklich und stolz: Tänzerin Johanna Mungen (98) bei den Proben für die Aufführung im Haus Bavier.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das strahlende Lächeln von Johanna Mungen (98) spricht Bände. Zusammen mit Birgit Ebeling vom Sozialen Dienst des evangelischen Altenheims Haus Bavier und Haus Bodelschwingh tanzt sie. Glücklich und stolz ist die alte Dame, dass sie an der Aufführung des Tanztheaters „Von Herz zu Herz“ teilnehmen kann. Am Freitag, 10. Mai, wird es um 15.15 Uhr im Altenheim öffentlich aufgeführt.

Eine Woche lang proben 15 Bewohnerinnen der Altenhilfeeinrichtung – der einzige Mann musste krankheitsbedingt aufgeben – gemeinsam mit 15 Mitarbeitern. Für die Heimbewohner ist es Freude, Anregung und auch Aufregung. Für die Mitarbeiter, die in dieser Woche als Fortbildungsmaßnahme von der Routinearbeit freigestellt sind, ist das Tanztheater Neuland – aber genau wie bei den Alten Freude und Anregung.

„Wir haben es bei unseren Tanzprojekten noch nie erlebt, dass tatsächlich für jeden alten Menschen ein Einrichtungsmitarbeiter zur Verfügung steht“, sind sich die ausführenden Tanzpädagoginnen und Choreografinnen Ronja White und Friederike Ruby einig. Heimbewohner und Mitarbeiter lassen beim Tanz eine Nähe zu, die ungeahnt Emotionen freisetzt. Die Alten lachen, weinen, applaudieren.

Liebevolles Berühren erzeugt positive Reaktionen. Es erfordert Mut, sich zu öffnen. Es entsteht Vertrauen. Der Tanz erzeugt Lebendigkeit. Und manche alte Dame wird sich wundern: „Das kann ich noch?“ Auch Christiane Mungen und Andrea Milekovic – ein Tanzpaar wie geschaffen füreinander – erfreuen sich an Musik und Bewegung. Und Kalli Mieder, der Betreuer und Kreativtherapeut im Altenheim, begeistert Junge und Alte durch seinen temperamentvollen Tanz.

Silvia Usiayo, die Leiterin des Sozialen Dienstes in der Altenhilfeeinrichtung, ist geistige Mutter des Tanztheater-Projekts. Sie hat davon gehört und beschlossen: „Das kann auch etwas für unsere Heimbewohner sein“. Dass so viele Angestellte mitgemacht haben, erfüllt sie mit Stolz. „Musik und Bewegung sind Schlüssel in der Arbeit mit den Senioren. Sie können Lebendigkeit wieder erwecken. Die Erinnerung an schöne Zeiten lassen Gefühle spürbar werden“, erklärt Silvia Usiayo.

Wenn Worte fehlen, sagen eine Umarmung oder Berührung mehr aus. Spannungen werden gelöst, fügt sie hinzu. Der Erfolg dieses Tanzprojektes lässt sie darüber nachdenken, das Tanztheater zu wiederholen. Die Fachfrauen Ronja Wight und Friederike Ruby sind bereit. Und wie ist es mit der Finanzierung des Tanztheater-Projektes? Ein kleinerer Teil wurde aus den Töpfen für Sonderprojekte des Altenheims Haus Bavier und Haus Bodelschwingh finanziert.

Für die größere Unterstützung hat Silvia Usiayo mit Erhard Tönjes gesprochen. Sie kennen sich vom Runden Tisch für Seniorenbelange der Stadt. Das Netzwerk funktioniert. Tönjes ist Vorsitzender der Stiftung Abendsonne, die seit zehn Jahren in Erkrath und Unterbach Hilfe für Senioren anbietet. „Füreinander – Miteinander“ ist dort das Thema.

Erhard Tönjes hat sich mit seiner Stiftungsvorstands-Kollegin Brigitte Albers beraten und beschlossen: Dieses Projekt ist förderungswürdig. Dass das Tanztheater eine öffentliche Veranstaltung in Erkrath ist, wird nicht thematisiert. Schließlich soll sich kein „Tänzer“ belastet fühlen.

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