Erkrath Alte Mühle weckt Heimat-Gefühle

Erkrath · Wanderer, kommst Du ins Stinderbachtal: Weil es dort so schön ist, ist das Ausflugslokal Stindermühle jetzt zumindest zeitweise auch Heimstatt der Brauchtumsfreunde.

 Der Mahlbetrieb wurde 1928 eingestellt, seit 1984 stehen die Gebäude der Stindermühle unter Denkmalschutz. Drumherum ist Landschaftsschutzgebiet.

Der Mahlbetrieb wurde 1928 eingestellt, seit 1984 stehen die Gebäude der Stindermühle unter Denkmalschutz. Drumherum ist Landschaftsschutzgebiet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wer die Mühle mit dem Auto ansteuert, sollte es unbedingt schon auf dem Parkplatz am Stindertalweg stehen lassen und die restlichen 600 Meter zu Fuß ins Tal spazieren. Unter blauem Himmel geht es zurzeit an prächtig blühenden Bäumen und üppigen Rapsfeldern entlang, in denen Bienen emsig nach Nektar suchen. Es summt und zwitschert und der Blick kann, so lange man noch oben ist, herrlich in die Weite schweifen.

Ein verwittertes Holzschild weist den Weg zur Mühle ins Tal. Unter der Woche ist es dort still, nur hier und da kommen einzelne Wanderer, Jogger und Hundebesitzer vorbei. Aber am Wochenende brummt es, alle Welt strebt dann in diese stadtnahe Idylle, die seit Jahrzehnten ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel ist.

Einer, der sich noch gut an die wöchentlichen Spaziergänge mit den Eltern zur Stindermühle erinnern kann, ist Holger Johan von den Erkrather Brauchtumsfreunden. „Es war eben der klassische Sonntagsausflug mit Kaffeetrinken, Bötchenfahrt und Minigolf spielen. Den typischen Wirts- und Kaffeehausgeruch der Mühlenstube habe ich immer noch in der Nase“, sagt der gebürtige Erkrather, der dieses Jahr 62. Geburtstag feiert.

Seit kurzem ist er wieder häufiger Gast in dem historischen Gemäuer, dessen Existenz sich bis in das 13. Jahrhundert zurück verfolgen lässt. Denn die Brauchtumsfreunde, die ein Heimatmuseum in ihrer Stadt vermissen, können dort neuerdings kleine und kurzzeitige Veranstaltungen wie zum Beispiel Ausstellungen organisieren. Die erste gab es Ende März und war der Geschichte des Hauses gewidmet, mit Fotos aus privatem Besitz. Eine sogenannte Sommerwirtschaft haben die einstigen Besitzer neben Mühle und Landwirtschaft übrigens schon vor dem Ersten Weltkrieg betrieben. Die Gäste wurden damals noch mit Erzeugnissen aus eigener Herstellung versorgt. Aus dem Nebenerwerb wurde 1928 schließlich eine sogenannte gastronomische Vollkonzession, die einige Veränderungen mit sich brachte: Aus der Sommerwirtschaft wurde ein weithin bekanntes Ausflugslokal mit Gondelteich und großem Kinderspielplatz. Beides gibt es heute nicht mehr, auch das beliebte Bötchenfahren auf dem Teich ist Vergangenheit.

Geblieben ist die Mühle mit Ausschank von Freitag bis Sonntag als Ausgangspunkt, Zwischenstopp oder Ziel für Wanderer und Spaziergänger. „Die Lage ist einfach super“, schwärmt auch Volker Schlegel von der Wanderabteilung des TSV Hochdahl. Die Idee der Brauchtumsfreunde, diesen besonderen, für viele mit Heimatgefühlen verbundenen Ort für kleine Ausstellungen zu nutzen, findet er prima, hat aber den ersten Termin verpasst. Kein Problem – Holger Johan, der nicht nur bei den Brauchtumsfreunden, sonden auch bei den Erkrather Jonges und beim SSV Erkrath aktiv ist, schmiedet schon wieder Pläne: „Die rund 100 Besucher waren von der ersten Ausstellung begeistert und wir machen auch weiter. Im Sommer wollen wir erneut eine kleine Foto-Schau auf die Beine stellen, wieder zu einem lokalen Thema. Das kann der Kaiserhof sein oder die Geschichte einer Straße, der Bahnstraße zum Beispiel“, erzählt Johan.

Es lohnt sich also, das Stinderbachtal im Blick zu behalten – mit und ohne Ausstellung, am geschäftigen Wochenende oder mal ganz in Ruhe und mit Picknickkorb unter der Woche.

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