Erkelenz Woyzeck auf vier Bühnen

Erkelenz · Die Zuschauer sitzen mittig zwischen vier Bühnen und drehen sich auf ihren Stühlen zum Geschehen hin. Das Oberstufen-Theater des Cusanus-Gymnasiums geht neue Wege. Ab Dienstag spielt es Büchners Drama Woyzeck.

 Kurz vor der Aufführungsreife: Barbara Ritzka (v.l.), Clara Cohnen, Kevin Seidenberg und Nadia Aglan proben im Atrium des Cusanus-Gymnasiums an Woyzeck, dem Drama von Georg Büchner. Am Dienstag feiert das Oberstufen-Theater Premiere.

Kurz vor der Aufführungsreife: Barbara Ritzka (v.l.), Clara Cohnen, Kevin Seidenberg und Nadia Aglan proben im Atrium des Cusanus-Gymnasiums an Woyzeck, dem Drama von Georg Büchner. Am Dienstag feiert das Oberstufen-Theater Premiere.

Foto: Ruth Klapproth

Auf dem Oktoberfest in Kuckum trug sie ihr türkisfarbenes Dirndl zum ersten Mal. Jetzt kommt das schmucke Trachtenkleid noch einmal zum Einsatz, wenn Merle Kuhlen in der Inszenierung des Georg-Büchner-Dramas Woyzeck dessen Lebensgefährtin Marie spielt.

Zurzeit laufen die Proben für das anspruchsvolle Stück, das am 8. November 1913 im Münchener Residenztheater uraufgeführt wurde, auf Hochtouren. 14 junge Mimen aus dem Oberstufen-Kursus am Cusanus-Gymnasium gönnen sich kaum eine freie Minute. Die Generalprobe ist für Montag angesetzt. Deutschlehrer Boris Mischnik, der den Kursus leitet, hält sich im Hintergrund, lässt die Schüler agieren. Ab und zu kommen seine Anweisungen aus dem Dunkel. Für Georg Büchners Drama hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Wenn das Atrium der Schule an vier Abenden zum Theater wird, sitzen die Zuschauer auf drehbaren Stühlen, um immer wieder ihre Blickrichtung ändern zu können. Denn es gibt - zum ersten Mal in der Theatergeschichte des Cusanus-Gymnasiums - vier Bühnen, die durch Stege miteinander verbunden sind. In der Mitte der Fläche nehmen die Besucher Platz.

Dem neuartigen Konzept fiel Platz zum Opfer. Viel Platz sogar. Nur noch 105 statt 300 Stühle werden im Atrium des Gymnasiums stehen. Statt der üblichen drei Aufführungen gibt es dafür diesmal aber vier Termine. Die Premiere am Dienstag, 15. Mai, 19.30 Uhr, ist bereits ausverkauft.

Kilian Keller spielt den armen Soldaten Franz Woyzeck, der am Rande der Gesellschaft ein erbärmliches Dasein fristet. Der 18-Jährige hat sichtlich Spaß am Bühnenspiel, nachdem anfängliche Schwierigkeiten beseitigt waren. "Man muss sich nur einmal in die Rolle einfinden. Dann geht es." Nadia Aglan (17) kommt dazu. Die Ratheimerin, deren Mutter Gabi die Hückelhovener Theatergruppe "Märchenbengel" seit Jahren leitet, berichtet vom Dialekt, der nicht immer einfach zu verstehen und umzusetzen gewesen sei. Die Sprache sei veraltet. "Es war eine ganz andere Zeit. So richtig verinnerlicht man den Text erst beim gemeinsamen Spielen."

Woyzeck ist Pflichtlektüre am Cusanus-Gymnasium, die Schüler schreiben Klausuren darüber. Mit der ungewöhnlichen Inszenierung nähern sie sich der Thematik noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise. Seit Januar wird immer freitags nach dem Unterricht geprobt, in der Hochphase der Bühnenarbeit zusätzlich samstags. Aufgeregt sind sie trotzdem - auch wenn einige der Akteure bereits Erfahrung haben. Kevin Seidenberg spielt den Hauptmann, der den armen Woyzeck ausnutzt und demütigt. Bei einem Musical hat er im vergangenen Jahr schon mitgemacht. Aber: Das Lampenfieber bleibt, da ist er sich mit seinen Mitschülern einig. "Wenn man einmal gemerkt hat, dass es den Leuten gefällt, ist es dann aber kein Problem mehr."

(cb)
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