Projekt der Familie Kamp aus Hoven Wieseneier aus mobilen Hühnerställen

Hoven · Geht es dem Huhn gut, dann geht es auch dem Eierproduzenten gut. Das ist die Devise von Familie Kamp, die bei der Produktion ihrer „Wieseneier“ ganz auf mobile Hühnerställe setzt. Gerade zu Ostern sind die weißen Eier sehr gefragt, was die Hühner nicht kümmert.

 Gregor und Sandra Kamp mit Tochter Lotta (1) zwischen rund 250 braunen Hühnern am mobilen Hühnerstall.

Gregor und Sandra Kamp mit Tochter Lotta (1) zwischen rund 250 braunen Hühnern am mobilen Hühnerstall.

Foto: Ruth Klapproth

Die Mär vom Osterhasen, der an diesem Wochenende durchs Land hoppelt und buntgefärbte Eier in auffällig-unauffälligen Nestern versteckt, wird Lotta wohl nicht mehr lange für bare Münze nehmen. Immerhin lebt die Einjährige an einem Ort, an dem die Ausgangsprodukte für Meister Lampe hergestellt werden, nämlich auf dem Bauernhof der Familie Kamp in Hoven. Lotta wird sich allenfalls darüber wundern, dass in diesen Tagen vermehrt weiße Eier gewünscht werden, während die braunen nicht so viele Freunde finden, obwohl es geschmacklich keinen Unterschied gibt.

Seit Anfang des Jahres sind Sandra und Gregor Kamp auf ihrem Bauernhof in die Eierproduktion eingestiegen. Klein, aber fein, ist dabei ihre Devise. Als Massentierhaltung wollen sie die Hühnerabteilung des Betriebs, den sie Anfang 2016 von den Eltern übernommen und mit neuen Ideen umstrukturiert haben, nicht verstehen. Gerade einmal zwei Herden mit 250 weißen und 250 braunen Hühnern haben bei den beiden Jungbauern im Alter von 38 und 34 Jahren eine Heimat. Wenn von den 500 Tieren 400 Eier am Tag in die Nester gelegt werden, sind es viele. „Das reicht uns, weil die Arbeit mit den Hühnern so noch überschaubar ist“, meint Gregor Kamp, der nach einer zehnjährigen Angestelltentätigkeit in einem Autohaus den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, unterstützt von seiner Frau, die als Physiotherapeutin tätig ist, und von ihren Eltern, die allesamt mit Bauernhöfen in Bellinghoven und Hoven aus der Landwirtschaft stammen. Für die frischgebackenen Bauern war schnell klar, dass sie keine Legebatterien oder Massentierhaltung anstreben. „Die Hühner sollen leben, wie sie es von ihrer Natur aus kennen. Sie sollen geschützt und dennoch ungestört herumlaufen können und einen sicheren und ruhigen Zufluchtsort fürs Eierlegen und für die Nacht haben.“ Die Idee vom mobilen Hühnerstall in der Größe eines Bauwagens war geboren. Zwei Wagen stehen inzwischen auf dem Gelände. „Nicht fest verankert“, wie Gregor Kamp betont. Alle zwei Wochen zieht er auf der großen Wiese mit den beiden Wagen zu einer anderen Stelle. „Die Herden haben, weit voneinander entfernt, immer frisches Grün“, sagt er und zeigt auf die Fläche, die er am Vortag geräumt hat. Selbst dort ist die Wiese noch als solche zu erkennen. „Dadurch, dass wir nach 14 Tagen den Standort wechseln, hat die Wiese die Möglichkeit, sich vollkommen zu regenerieren und nach acht Wochen wieder in ihrem Ursprungszustand zu sein.“ Die Freilandhaltung hat schnell zum Name für die eigene Produktion geführt. „Wir stellen Wieseneier her.“ Die Eier hätten ihren eigenen Geschmack.

Geht es dem Huhn gut, dann geht es auch dem Bauern gut, davon sind Sandra und Gregor Kamp überzeugt. Gentechnikfreies Futter, Leben auf einer frischen Wiese, Ruhe im eigenen Nest, das seien Faktoren, die den Tieren zugute kommen sollen. Und die Tiere zahlen die Fürsorge auf ihre Weise zurück. „Sie sind kerngesund, ihr Immunsystem ist perfekt und Streit zwischen den Hühnern ist nahezu ausgeschlossen.“ Trotzdem spricht der junge Landwirt nicht von einer Idylle oder schwärmt verklärt vom Landleben auf der eigenen Scholle. „Wir haben auf unserem Hofe genug zu tun. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.“ Schließlich ist die Eierproduktion nicht das einzige wirtschaftliche Standbein. Urlaub auf dem Bauernhof sieht gewiss anders als, Urlaub vom Bauernhof ist nicht drin. „Höchstens ‘mal für einen Tag, wenn die Eltern einspringen.“ Ohne die Eltern wäre der mutige Sprung in die Selbstständigkeit eh nicht möglich gewesen. „Ohne ihre Unterstützung und ohne ihren Rat und Tat ginge in den Anfangsjahren überhaupt nichts

Als „Wieseneier“ vertreiben die Jungbauern die Eier im eigenen, kleinen Hofladen und über ausgewählte Geschäfte. „Wir sind zu klein, um Supermärkte zu beliefern“, erklärt Sandra, wissend, dass sofort die Bemerkung ihres Ehemannes kommt: „Wir wollen aber auch nicht größer werden.“ Nur ein Wunsch wäre ihm gerne erfüllt: Dass nämlich zur Osterzeit auch die braunen Hühner weiße Eier legen würden. Aber das wird garantiert nicht der Fall sein. „Den Hühnern ist es egal, ob wir Ostern, Pfingsten oder Mittsommer haben.“ So fällt es schwer, die Nachfrage nach ostertauglichen Eiern zu erfüllen. Das bedeutet aber nicht, dass Familie Kamp auf den braunen Erzeugnissen sitzen bleiben würde. Auch die finden ihre Abnehmer – und wenn nicht, dann werden sie kurzerhand zur Basis eines selbstgemachten Eierlikörs. „Auch der schmeckt gut zur Osterzeit“, sagte Gregor Kamp schmunzelnd, „ebenso wie die weiß gebliebenen oder ehemals weißen, jetzt gefärbten Eier.“

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