Erkelenz Wieder fit werden fürs eigene Zuhause

Erkelenz · Die Tagesklinik für Geriatrie des Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhauses wird 15 Jahre alt. Ziel der Therapieangebote ist es, Menschen mit krankheitsbedingten Einschränkungen auf ein möglichst selbstständiges Leben vorzubereiten.

 Geselligkeit zur Auflockerung im Therapiealltag. Geriatrie-Chefarzt Dr. Christian Isensee (Mitte) unterhält sich beim "Oktoberfest" zum 15-Jährigen der Geriatrischen Tagesklinik mit Patienten.

Geselligkeit zur Auflockerung im Therapiealltag. Geriatrie-Chefarzt Dr. Christian Isensee (Mitte) unterhält sich beim "Oktoberfest" zum 15-Jährigen der Geriatrischen Tagesklinik mit Patienten.

Foto: Jürgen Laaser

Trockene Reden ersparte sich die Klinikleitung — zur Freude der Patienten und Besucher. Stattdessen wurde mit einem "Oktoberfest" in familiärer Runde das 15-jährige Bestehen der Tagesklinik für Geriatrie am Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus gefeiert, und Chefarzt Dr. Christian Isensee nahm einfach am Tisch mitten unter seinen Patienten Platz.

Zuvor war er von einer früheren Patientin munter angesprochen worden, die diesmal als Besucherin gekommen war und weiterhin das offene Angebot des Erzählcafés der Tagesklinik nutzt. Die alte Dame repräsentiere einen Idealfall, der das Ziel der geriatrischen Tagesklinik unterstreiche, sagte Isensee: Vorwiegend ältere Menschen mit krankheitsbedingten körperlichen Einschränkungen oder nach einem vollstationären Klinikaufenthalt werden in der Tagesklinik durch gezielte Diagnostik und therapeutische Maßnahmen dazu befähigt, wieder möglichst selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben.

Über zehn Plätze verfügt die Geriatrische Tagesklinik, die ein teilstationäres Angebot ist. Die Patienten werden von Hausärzten oder nach stationärer Behandlung eingewiesen bzw. überwiesen und verbringen den Tag von 8 bis 15.30 Uhr in der Tagesklinik, erläutert Dr. Isensee. Morgens und abends werden die Patienten per Taxi gebracht und abgeholt. Das Angebot ist also nur für Menschen geeignet, die zu Hause übernachten und das Wochenende dort allein oder mit familiärer Hilfe verbringen können.

Zwei Gruppen von Patienten bilden den Schwerpunkt in der Tagesklinik, die — anders als etwa die Tagespflege — als ein auf maximal einen Monat befristetes Angebot gedacht ist. "Zum einen", so Isensee, "eignet sich die Tagesklinik für Senioren, die etwa nach Knochenbrüchen, Schlaganfall oder einer Lungenentzündung das Krankenhaus verlassen können, aber bei denen wir sehen, dass noch erhebliche motorische und geistige Einschränkungen bestehen, um schon in der eigenen Wohnung zurechtzukommen." Von außen werden Patienten an die Tagesklinik überwiesen, weil Hausärzte feststellen, dass Menschen etwa mit Parkinsonerkrankung oder Demenz (im Frühstadium) zu Hause Probleme haben und wachsende Bewegungseinschränkungen deutlich werden, etwa durch häufige Sturzverletzungen. Oft ist die Ursache nicht klar. "Die Tagesklinik kombiniert in solchen Fällen optimal eine intensive Diagnostik mit einem Therapieplan", erläutert Isensee.

Die Tagesklinik bedeutet für die Patienten kein "Betreuungsangebot", sondern ähnelt einem Arbeitstag mit eng gerastertem Stundenplan. Es gibt aber viele Gruppentherapien, bei denen zugleich Geselligkeit und Kommunikation nicht zu kurz kommen. Das Spektrum reicht neben den ärztlichen Untersuchungen über vielfältige Bewegungstherapien mit und ohne Übungsgeräte zur Verbesserung von Kraft, Koordination, Gleichgewicht, Orientierung und Sturzvorbeugung bis hin zu Sprach- und Schlucktherapie, Massagen, Entspannungs- und Konzentrationstraining oder Ernährungsberatung.

Rund 200 Patienten wurden im vergangenen Jahr in der Tagesklinik behandelt — und die Tendenz steigt. Die Zahl älterer Menschen wächst, und viele wollen so lange es geht in den eigenen vier Wänden bleiben. "Zum ersten Mal haben wir eine Warteliste", sagt Dr. Isensee, der schätzt, dass in absehbarer Zeit wohl eine Erhöhung der Platzzahl ins Auge gefasst werden muss. FRAGE DES TAGES Seite C 2

(RP)
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