Erkelenz Wie eine zweite Familie

Erkelenz · Ingrid Voets ist seit 40 Jahren Ergänzungskraft im Kindergarten St. Lambertus Erkelenz. Vieles hat sich im Laufe der Zeit geändert. Doch eines ist geblieben: Die Liebe zum Beruf und zu den Kindern.

Wenn Ingrid Voets heutzutage in den katholischen Kindergarten St. Lambertus Erkelenz kommt, trägt sie am liebsten eine Hose. Denn so kann sie viel besser mit den Kindern über den Boden kriechen. Und das schon seit 40 Jahren. So lange ist Ingrid Voets als Ergänzungskraft Mitarbeiterin der Einrichtung.

Rock und Schürze

Damals an ihrem ersten Arbeitstag am 1. September 1969 sah ihre Kluft noch anders aus. Frauen mussten im Rock und einer weißen Schürze erscheinen. Glücklicherweise erfuhr die damals 15-Jährige von der Leiterin, dass einen Monat zuvor die Kluftpflicht aufgehoben worden war. Sofort zog sie ihre Schürze aus und klemmte sich diese unter den Arm, während man ihr die Einrichtung zeigte.

Damals bestanden die Gruppen noch aus 30 Kindern, die die Nebenräume nicht benutzen durften und bis 11 Uhr im Raum ausharren mussten, bevor sie nach draußen durften. Außerdem gab es noch die 42-Stunden-Woche mit dem Samstag als Arbeitstag. "Das war viel anstrengender als heute", sagt Ingrid Voets. Zumal eine Ergänzungskraft auch noch die pflegerischen Dinge übernehmen musste. "Da wurde ein Eimer mit Schmierseife ausgekippt und ich durfte dann putzen", sagt Voets.

Heute gebe es dafür Reinigungsfirmen. Doch noch viel mehr sei anders. Die Gruppen seien kleiner, die Kinder dürften in die Nebenräume und raus, wenn sie es wollten. Die Kinder seien zudem heute viel aufgeweckter, regelrechte Persönlichkeiten. Allerdings auch in mancher Hinsicht nicht so selbstständig. "Früher durften die Kinder nach einer schriftlichen Einverständniserklärung alleine in den Kindergarten kommen", erinnert sich Ingrid Voets. Das sei heute undenkbar.

Generell seien die Anforderungen mit den Jahren größer geworden. Es gebe Sprachförderungen, Förderungen für die Vorschulkinder und einen viel größeren Einbezug der Eltern. Vieles werde schriftlich dokumentiert. Doch am liebsten bastelt und spielt Ingrid Voets mit den Kindern — damals wie heute. "Das Kreative war der Grund, warum ich hier anfing", sagt sie.

Die Kinder seien ihr am wichtigsten. Sie würden ihre gute Laune hochhalten. "Der Kindergarten ist für mich wie eine zweite Familie", sagt Voets. Hier sei sie groß geworden. Vor allem in der dritten und vierten Gruppe, heute Bären- und Hasengruppe. Hinzu käme, dass sie sich mit allen Kolleginnen sehr gut verstehe. Vor allem mit Erzieherin Carolin Müller, mit der sie auch persönliche Dinge besprechen könne. Acht Stunden sei man zusammen in der Hasengruppe. Das sei wie ein eheähnliches Verhältnis. Schön sei zudem, dass die Ergänzungskräfte auch von Leiterin Edith Birx in die pädagogische Arbeit einbezogen würden. Und dann gibt es da Eltern, die Ingrid Voets wieder erkennt. Sie waren schon als Kind bei ihr in der Hasengruppe und bringen heute ihre eigenen Kinder. "Es freut mich, zu hören, dass sie sich noch an mich erinnern."

(RP)
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