Erkelenz Wie belastend ist der Tagebau?

Erkelenz · Tagebaurandbewohner und künftige Umsiedler für den Braunkohlentagebau informierten sich in Keyenberg über gesundheitliche Belastungen durch Garzweiler II. Und sie haben Forderungen diskutiert.

 Das Land Nordrhein-Westfalen besitzt Feinstaubmessstationen, die temporär aufgestellt werden können. Dies soll auch am Tagebaurand bei Erkelenz geschehen.

Das Land Nordrhein-Westfalen besitzt Feinstaubmessstationen, die temporär aufgestellt werden können. Dies soll auch am Tagebaurand bei Erkelenz geschehen.

Foto: Achim Hüskes (Archiv)

Ein Abstand von einhundert Metern zwischen Tagebaurand und Wohnbebauung ist nicht akzeptabel. RWE Power muss als Tagebaubetreiber mehr für saubere Luft und eine geringere Lärmbelastung tun. Die rot-grüne Landesregierung ist gefordert, den aus den 1990er Jahren stammenden Braunkohlenplan an heutige Ansprüche anzupassen. Außerdem soll sie eine Feinstaubmessstation auf Erkelenzer Boden aufstellen, die Fakten liefert, wie der Tagebau möglicherweise die Gesundheit belastet. Auf einer von der Interessengemeinschaft Umsiedlung und vom Verein "Stop Rheinbraun" organisierten Veranstaltung in Keyenberg wurden Dienstagabend unter anderem diese Forderungen besprochen.

Umfangreich informiert

Ein sehr umfangreiches Informationsangebot hatten die Veranstalter vorbereitet. Zufrieden konnten sie mit der Besucherresonanz sein, das auch deshalb, weil aus dem Erkelenzer Stadtrat etliche Vertreter (teilweise auch aus eigener Betroffenheit) anwesend waren, um sich über die Sorgen der Tagebau-Anrainer und Tagebau-Umsiedler zu informieren. Nach fast drei Stunden war über die Themen Gesundheitsbelastung durch Garzweiler II, Bau eines Lärmschutzwalls für Venrath und Kaulhausen, Größe des Tagebauabstands zu Ortschaften, Bergschadensregulierung und die Aktion "Das gelbe Band" gesprochen worden.

Ausführlich ging Dirk Jansen, Geschäftsführer der Natur- und Umweltorganisation BUND in Nordrhein-Westfalen, auf Gesundheitsfragen ein, die ein Tagebau wie Garzweiler II aufwirft. Grobstaub, wie er auf Fensterbänken und Autos in der Nähe von Tagebauen zu finden sei, sei als Belastung für den Menschen eher zu vernachlässigen. Das gelte auch für das Licht, das aus einem Tagebau scheine, der im 24-Stunden-Betrieb laufe.

"Feinstaub und Lärm sind die größeren Probleme", sagte Jansen und sprach an, dass Feinstaub Atemwegserkrankungen verschlechtern und sich auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken könnte. Auch seien radioaktive Elemente in der Kohle und im Abraum enthalten, die freigesetzt würden. "Hier ist es dringend nötig, dass sich die Landes- und Bundespolitik mit dem Thema auseinandersetzt", sagte Jansen.

Mehr Einsatz vom Land forderte er auch bei der Feinstaubmessung am Grubenrand in Erkelenz. "Die RWE-Maßnahmen reichen nicht aus, um Ihr gesetzliches Recht auf saubere Luft zu verwirklichen", erklärte Jansen den Zuhörern. Das Land NRW müsse den Braunkohlenplan aus den 1990er Jahren prüfen und ändern. Heute werde weltweit über CO2-Reduzierung und Klimaschutz gesprochen, was bei dessen Verabschiedung noch kein Thema gewesen sei. Und: "Es gibt Feinstaubmessstationen, die vom Land temporär aufgestellt werden können. Wir haben Minister Remmel gebeten, hier eine Messperiode zu starten."

(RP/rl)
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