Erkelenz Vom Patienten zum kleinen Doktor

Erkelenz · Mit der Teddybärenambulanz für Vorschulkinder möchten Hermann-Josef-Krankenhaus und Johanniter-Kindergarten den Kindern die Angst vorm Krankenhaus nehmen. Begeistert besichtigten die Kinder die Notfallambulanz – und wurden dann selbst zu kleinen "Ärzten".

"Ich bin ein Arzt!", ruft Blanka der Kindergärtnerin Melanie Backhaus zu. Das ist nicht zu übersehen, denn die Fünfjährige trägt einen grünen Mundschutz zusammen mit der passenden OP-Mütze, die ihr ständig ins Gesicht rutscht. Im Arm hütet Blanka einen verarzteten Teddybär. Auch die anderen Vorschulkinder des Johanniter-Kindergartens Oestricher Kamp spielen mit den Utensilien, die das Hermann-Josef-Krankenhaus für sie bereitgestellt hat.

Das Recht auf Gesundheit

Das ganze Getöse aus Lachen, aufgeregten Zurufen und freudigem Interesse hat aber auch einen sehr ernsthaften Hintergrund. Im Rahmen des Projekts "Kinder haben Rechte", in diesem Fall das Recht auf Gesundheit, besucht der Johanniter-Kindergarten an zwei Terminen mit insgesamt 35 Vorschulkindern das Krankenhaus. Sie sollen am Beispiel der Ambulanz und der Röntgenabteilung lernen und sehen, wie ihnen dieses Recht zugute kommt. Außerdem erhoffen sich die Initiatoren, dass die Kinder ihre Angst vor dem unbekannten Ort namens "Krankenhaus" abbauen.

Das scheint aber gar nicht nötig zu sein. Furchtlos betreten Maximilian (6) und Blanka die Ambulanz. Maximilian erzählt, dass er sogar schon mal im Krankenhaus war. "Er hatte eine Gehirnerschütterung", sagt seine Schwester.

Während der Besichtigung zeigen die Ärzte und Pflegekräfte den Kindern, wie ein Gips angelegt wird. Herhalten muss dafür Kindergartenpraktikantin Anne Staudinger. Dieses neuerworbene Wissen können die Vorschulkinder direkt im Anschluss an ihren Stofftieren anwenden. In der "Teddybärenambulanz" werden Verbände angelegt was das Zeug hält. Blankas Teddy hat sich zum Beispiel im Skiurlaub ein Bein gebrochen und wird nun mit der Hilfe von Dr. Anne Waldhaus medizinisch versorgt. Nachdem alle Stofftiere ausreichend bandagiert wurden, ist nun der Nachwuchs dran.

Die Ärztinnen Dr. Anne Waldhaus und Dr. Marion Franken sowie die Schwester Miriam Luding und der Intensiv-Pfleger Andreas Schuflitz, der zugleich Vater eines Kindergartenkinds am Oestricher Kamp ist, legen den Kindern auf Wunsch Verbände an und bemalen diese. Das Ergebnis wird natürlich von den Trägern stolz zur Schau gestellt.

Die "Teddybärenambulanz" soll den Kindern spielerisch Ängste nehmen und Wissen aufbauen. Das Prinzip sei nicht neu, erzählen die Veranstalter. Solche Aktionen fanden bereits in Kliniken in Aachen und Krefeld statt. Für Erkelenz hingegen ist es das erste Mal, aber – und da sind sich alle Beteiligten einig – nicht das letzte Mal. Letztendlich waren Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert. Der Kindergarten Oestricher Kamp plant, die Aktion im nächsten Jahr zu wiederholen. Auch andere Kindergärten haben bereits Interesse angemeldet. Denn, wie Andreas Schuflitz sagt: "Krankenhaus ist eine ernste Sache, aber trotzdem kann man locker rangehen, um die Angst zu nehmen."

(RP)
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