Erkelenz Vom General Manager zum Praktikanten mit Bart und Brille

Erkelenz · Der Erkelenzer Armin Funk schlüpft für die RTL Real-Life-Doku-Soap "Undercover Boss" in eine andere Rolle.

 Armin Funk vor der Filiale des Schweizer Modeunternehmen Charles Vögele in seiner Heimatstadt Erkelenz. Aus dem Vollbart von den Dreharbeiten zu "Undercover Boss" ist inzwischen ein Dreitagebart geworden.

Armin Funk vor der Filiale des Schweizer Modeunternehmen Charles Vögele in seiner Heimatstadt Erkelenz. Aus dem Vollbart von den Dreharbeiten zu "Undercover Boss" ist inzwischen ein Dreitagebart geworden.

Foto: Jürgen Laaser

Ob er sich in einer deutschen Filiale in der Dekoration versucht, oder in der Schweiz in einem der Logistiklager des Modeunternehmen Charles Vögele Ware verpackt und Kisten schleppt, der Arbeitssuchende Ex-Selbstständige Stefan Möller (das ist die "Tarn-Vita") stellt sich nach Meinung der erfahrenen angestellten Vögele-Mitarbeiter gar nicht so ungeschickt an, sie möchten sagen, "den kann man gebrauchen, der könnte zu uns passen". Wahrlich ein Kompliment für den 49-Jährigen, der in der Tat zu ihnen passt. Denn er ist im wahren Leben nicht etwa der Praktikant, sondern kein Geringerer als ihr richtiger Boss Armin Funk, General Manager für das Modeunternehmen Charles Vögele Deutschland. Aber im August vorigen Jahres ist er acht Tage lang für die RTL Real-Life-Doku-Soap "Undercover Boss" in die Rolle des Stefan Möller mit blonden Strähnchen, Brille und Vollbart geschlüpft. Der Bart war dabei nicht etwa von einer Maskenbildnerin angeklebt worden, den hat sich Armin Funk rechtzeitig im Vorfeld zu den Drehterminen wachsen lassen. Dann hieß es: Raus aus dem Business-Look, um sich im legeren Outfit, von seinen Mitarbeitern natürlich unerkannt, in die Materie ihrer alltäglichen Tätigkeiten einarbeiten zulassen.

Armin Funk ist seit 2009 Generalmanager bei Charles Vögele Deutschland, dem wichtigsten Auslandsmarkt der Schweizer Modefirma, die in acht Ländern mit 759 Verkaufsniederlassungen operiert und im ersten Halbjahr 2015 mit 6451 Mitarbeitern einen Bruttoumsatz von 469 Millionen Schweizer Franken erwirtschaftete. Obwohl er vom baden-württembergischen Sigmaringen für 286 deutsche Filialen mit rund 2500 Mitarbeitern Verantwortung trägt, lebt er mit seiner Familie (Ehefrau Andrea, Sohn Niklas, 19, und Tochter Hannah, 16) seit 1999 in Erkelenz. Der gebürtige Krefelder hatte nach dem Abitur seine Erstausbildung beim Kaufhof, arbeitetet dann bei den Adler Modemärkten und schließlich bei Charles Vögele. Der Aufstieg in der Modebranche forderte von Funk und Familie Flexibilität: "Wir sind elfmal umgezogen (u.a. Hamburg, Chemnitz, Österreich), haben sogar einmal Erkelenz verlassen müssen, um 2008 zurückzukommen." Wieso ist Erkelenz überhaupt der Lebensmittelpunkt geworden? "Meine Frau und ich wohnten in Mönchengladbach, wollten dort aber weg. Da haben wir einen Zirkel auf einer Landkarte kreisen lassen, sind so auf Erkelenz gestoßen, das uns bei einem Besuch zugesagt hat", schmunzelt der "Undercover Boss". Dessen Ehefrau genoss ebenfalls eine Ausbildung in der Modebranche und betreibt seit 2007 mit einer Partnerin in Erkelenz auf der Kölner Straße den "Statz-Lagerverkauf", der sich hauptsächlich um die Ausstattung des Herrn kümmert.

 Armin Funk (li.) mit Vollbart und Brille als Praktikant Stefan Möller in einer Vögele-Filiale in Buchholz, unerkannt neben Mitarbeiter Andreas Boeck.

Armin Funk (li.) mit Vollbart und Brille als Praktikant Stefan Möller in einer Vögele-Filiale in Buchholz, unerkannt neben Mitarbeiter Andreas Boeck.

Foto: RTL

Dass es für Armin Funk keiner langen Überlegung bedurfte, für "Undercover Boss" zuzusagen, hat damit zu tun, dass er das Format kannte und auch spannend findet. Wie in einem Interview der Schweizer Fernsehzeitschrift TV-Star zu lesen, "ist es das Zusammenspiel aus persönlicher Neugier und der Frage, ob ich bei meinen Einsätzen Dinge sehe, die mich überraschen. Aber auch eine Chance, auf sympathische Art am Bekanntheitsgrad für Charles Vögele zu arbeiten". Natürlich weiß er genau, wie das Unternehmen aus seiner Position zu führen ist und welche Leistungen von den verschiedenen Bereichen erwartet werden können. "Die Wünsche, Bedürfnisse und Ziele der Mitarbeiter können jedoch nicht immer so klar definiert werden. Um zukünftige Optimierungsansätze zu überdenken, bestehende Arbeitsprozesse zu überprüfen sowie Schwachstellen zu entdecken", seien es wert gewesen, das Experiment zu wagen. Was der Manager, der sich gegen Ende der 60 TV-Minuten zur Überraschung für seine Mitarbeiter zu erkennen gibt, daraus mitnimmt? "Dass ein steter Kontakt zur Basis eines Unternehmens enorm wichtig ist, um das große Ganze zu optimieren. Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen ist ausschlaggebend, um als Führungskraft Akzeptanz zu finden und um mit dem Team erfolgreich zu sein", schlussfolgert er. Für ihn und seine Familie gibt es am Montag, 1. Februar, einen Pflichttermin: "Undercover Boss", 21.15 Uhr bei RTL.

(RP)
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