Erkelenz "Umsonst" behandelt

Erkelenz · In den Reigen der Ärzte-Aktionen gegen das neue Honorarsystem reihten sich gestern viele im Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) organisierte Ärzte ein, darunter Dr. Heribert Brück aus Erkelenz. Patienten, die in die Praxen kamen, wurden über die Kritik informiert und erhielten nach der Behandlung eine symbolische Rechnung mit den tatsächlichen Kosten und der Vergütung der Leistungen durch die Kassen. RP-Redakteuerin Angelika Hahn sprach mit Brück über die Aktion.

Sie arbeiten heute "umsonst". Wie darf man das verstehen?

Brück Das, was wir pro Patient an Honorar bekommen, deckt nicht mal zur Hälfte das ab, was uns laut Gebührenordnung zusteht, und selbst das bekommen wir nicht einmal für alle Patienten. Das soll jeder wissen. Wir klären die Patienten auf über den Wert der Behandlung laut Gebührenordnung und nennen den Betrag, den wir tatsächlich bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Regelleistungsvolumen (RLV) – das ist die Summe, die wir pro Patient und Quartal bekommen – nur für eine bestimmte Anzahl von Patienten gilt. Am Ende des Quartals haben wir die Wahl (Budget-)Urlaub zu machen, oder aber umsonst zu arbeiten. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden, da die Patienten nicht schuld an der Misere sind.

Die Kritik, dass Behandlungen nicht ausreichend vergütet werden, äußern Ärzte aller Fachgebiete. Was unterscheidet die Kardiologen-Kritik vom allgemeinen Unmut der Ärzte?

Brück Betroffen sind alle Ärzte. Bei uns sind die Auswirkungen schon klarer erkennbar, da wir keine Leistungen außerhalb des RLV erbringen können. Außerdem fallen bei den hochspezialisierten Fachgruppen die hohen Kosten ins Gewicht.

Welche Alternative wünschen sich denn die Kardiologen?

Brück Die Anwendung der Gebührenordnung. Der Patient bekommt die Rechnung, kann überprüfen, ob alles korrekt aufgeführt ist, und reicht diese Rechnung bei seiner Versicherung ein.

Wie reagieren die Patienten?

Brück Sie haben größtes Verständnis für die Kritik, wir haben im Vorfeld schon Unterschriftenlisten ausgelegt mit dem gleichen Tenor. Sie sind erschüttert, wie wenig der Politik und den Kassen eine qualifizierte Behandlung wert ist. Großer Unmut und Verdrossenheit besteht jedoch gegenüber der Politik.

(RP)
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