Wegberg Ulla Schmidt wirbt für mehr Vorsorge

Wegberg · Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt war Gastrednerin beim Gesundheitsforum. Wenn weiter das Motto "Heilen statt vorbeugen" gilt, sei das Gesundheitssystem auf Dauer nicht bezahlbar, sagte die 63-Jährige.

 Gastgeber Josef Stepprath (l.) begrüßte gestern die Referenten Thomas Sievers (2.v.l.), Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und Dr. Christian Härtel im Activ Centrum Wegberg.

Gastgeber Josef Stepprath (l.) begrüßte gestern die Referenten Thomas Sievers (2.v.l.), Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und Dr. Christian Härtel im Activ Centrum Wegberg.

Foto: Jürgen Laaser

"Bitte bleiben Sie gesund, denn anders wäre schlecht." Am Ende des Gesundheitsforums fiel der Satz mit Kult-Status dann doch. Moderator Josef Stepprath vom Activ Centrum bedankte sich mit den bekannten Worten des Radio-Doubles "Ullala" bei der echten Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die Aachenerin sprach —obwohl sie gesundheitlich angeschlagen war — vor mehr als 100 Zuhörern zum Thema "Prävention in der Gesundheitspolitik".

Die SPD-Bundestagsabgeordnete sprach sich dafür aus, dass das Thema Vorbeugung neben Ernährung, Bewegung und Entspannung als vierte Säule der Gesundheit etabliert werden sollte. Ansonsten sei das Gesundheitssystem auf Dauer nicht bezahlbar. Die Bonusprogramme der Krankenkassen hätten ein Problem: "Sie sprechen Menschen an, die ohnehin etwas für ihre Gesundheit tun wollen", sagte Schmidt. Die gesellschaftliche Herausforderung beim Thema Prävention laute aber, auch die Menschen zu erreichen, die sich bisher nur unzureichend mit dem Thema Gesundheit beschäftigt haben.

Mit Blick auf den Fachärztemangel in ländlichen Regionen warb Schmidt für die Bürgerversicherung. Dass Patienten in Arztpraxen abgewiesen werden, sei ein großes Ärgernis. "Das kriegen wir nur mit einer anderen Struktur im Honorarsystem der Ärzte in den Griff", sagte sie. Abgewiesenen Patienten rät sie, sich bei den Krankenkassen Hilfe zu holen. Auch der Hausarzt könne vermitteln.

Schmidt sagte, dass es beim Thema Vorbeugung keine Altersgrenze geben darf. "Unsere Generation ist die erste, die sich bewusst macht, dass sie noch 30 bis 40 Jahre zu leben hat — dazu hatten unsere Eltern keine Gelegenheit, weil sie ganz andere Probleme hatten", sagte die 63-Jährige. Menschen im hohen Alter könnten sich durch regelmäßiges Training beispielsweise die Fähigkeit bewahren, die Haare selbst zu kämmen.

Der Wegberger Internist Dr. Christian Härtel stellte sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen beim Haus- und Facharzt vor. Die von ihm präsentierten Statistiken machten deutlich, dass Männer beim Thema Vorsorge deutlich schlechter abschneiden als Frauen. "Im Alter ab 45 Jahren geht nur jeder zehnte Mann zur Vorsorgeuntersuchung", sagte Härtel. Als "völlig sinnlos" bezeichnete der Wegberger Internist so genannte Tumormarker. Bei Tumormarkern handelt es sich um im Blut messbare Substanzen, die bei Tumorerkrankungen in erhöhter Konzentration auftreten können. Dabei kann es laut Christian Härtel zu Fehldiagnosen kommen, die beim Thema Krebs mitunter zu größter Verunsicherung bei den Patienten führten.

Thomas Sievers stellte als dritter Referent des Gesundheitsforums Bonusprogramme und das Gesundheitskonto der IKK Krankenkasse vor. Dabei sagte der Gesundheitsberater, dass das Thema Prävention bei den Krankenkassen eine immer größere Bedeutung habe.

Am Ende des Vortrags von Ulla Schmidt stellte Josef Stepprath schmunzelnd fest, dass die stimmlichen Probleme der gesundheitlich angeschlagenen Ex-Gesundheitsministerin während des Vortrags fast verschwunden seien. "Vielleicht haben wir die wundersame Heilung erlebt", sagte Stepprath, "vielleicht war dies aber auch Ausdruck des außergewöhnlichen Engagements, mit dem sich Ulla Schmidt für das Thema Prävention einsetzt." Frage des Tages

(RP)
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