Erkelenz Traumtheater regt alle Sinne an

Erkelenz · Auch in diesem Jahr sorgte das fantastische Bewegungs- und Schwarzlichttheater am Cusanus-Gymnasium wieder für Begeisterung. Das Motto lautete diesmal "Where are the clowns?"

 Szene aus dem "Traumtheater" der Schülerinnen und Schüler des Cusanus-Gymnasiums.

Szene aus dem "Traumtheater" der Schülerinnen und Schüler des Cusanus-Gymnasiums.

Foto: JÜRGEN LAASER

Selbst ein Blinzeln schien zu lange. Um nichts zu verpassen, traute man sich kaum, den Blick auch nur für eine Sekunde von der Bühne zu nehmen. Tat man es doch, hatten sich Licht, Bühnenbild und Aktion schon verändert: Ein Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, schnell und langsam, Akustik- und Up-beat-Musik — die pure Dynamik herrschte bei der Premiere des Stücks "Where are the clowns?" im Atrium des Cusanus-Gymnasiums. Mit dem, was man sich üblicherweise unter Schultheater vorstellt, hatte die Vorstellung des Traumtheaters nichts zu tun.

Ganz alleine stand er zunächst auf der Bühne, im weißen Hemd, schwarzer Hose und der Geige am Hals. Dann legte der Virtuose sein Solo hin. Einen Augenblick später öffnete sich der zweite Vorhang und schon war die Bühne wieder voller Akteure, die dem kleinen Geiger zu Füßen lagen. Ebenso wie das Publikum mit brandendem Beifall.

Daumen hoch zeigte auch Ludger Bücken zu diesem Auftritt. Leicht versteckt stand der Regisseur des Traumtheaters neben der Bühne. Barfuß war er unterwegs, wie bei jeder Aufführung, denn dann "hat man ein besseres Gefühl für Bühne und Erde", erklärt Bücken.

In der Inszenierung schöpfte er das gesamte Potenzial aus: Aus einer Bühne wurden zwei, der erste Stock diente als weitere Spielfläche — viele Ideen brauchen viel Raum: Hoch oben bewegte sich die Silhouette einer Primaballerina. Man wusste kaum, auf welches Treiben man den Blick werfen sollte. Detailverliebte, aufwendige Kostüme und Requisiten rundeten das stimmige Gesamtbild ab. Immer wieder reduzierten sich Tempo und Lautstärke, um Sekunden später wieder Fahrt aufzunehmen. So begleiteten Akustikklänge von Gitarre und gezupften Saiteninstrumenten zwei gegensätzliche Clowns auf die Bühne.

An diesem Abend ist ihre Rolle in keiner Weise die der tölpelhaften Witzfiguren. Im Gegenteil, ihr Wirken ist ganz bedacht und charmant. Im nächsten Moment finden Zirkusakrobatik, Waveboards und Einräder einen Platz in dem abwechslungsreichen Schauspiel. Und plötzlich scheinen ein Dutzend China-Teller im Halbdunkel drehend über dem Boden zu schweben. Elemente des Schwarzlicht-Theaters, die alle Sinne berühren. "Die Ideen entstehen, wie Ideen eben entstehen — sie gehen aus dem Kopf auf die Bühne", sagt Bücken. "Wir entführen Sie nun in die Welt des Träumens", eröffnete Bückens Stimme unter einer donnernden Version von Queens "The show must go on" die Vorführung — und versprach nicht zu viel. Als afrikanische Tänze zelebriert wurden, "umzingelten" die Schattenspiele an den Seitenwänden das Publikum. Kein Zuschauer konnte sich dem Treiben entziehen, einem Wechselspiel der Farben und Formen, ungemein einnehmend und alle Sinne ansprechend.

(jessi)
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