Theater in der Erkelenzer Stadthalle Verhängnisvolles Doppelleben

Erkelenz · Mit „Taxi Taxi“ kehrte das Theater nach langer Pause in die Stadthalle zurück. In der gut gefüllten Stadthalle sorgte das unterhaltsame Stück für Lacher und langen Applaus.

 Das Westfälische Landestheater bekam für die Darstellung einen langen Applaus.

Das Westfälische Landestheater bekam für die Darstellung einen langen Applaus.

Foto: WLT/Volker Beushausen

Was passiert, wenn man sich in ein fatales Labyrinth aus Notlügen, Widersprüchen und Halbwahrheiten begibt? Das erste Theaterstück in der Erkelenzer Stadthalle nach der langen Corona-Zwangspause erzählte die ungewöhnliche Geschichte des englischen Taxifahrers John Smith (gespielt von Mario Thomanek), der ein geheimes Doppelleben führt.

In London ist der Mann mit dem Allerweltsnamen glücklich verheiratet – mit Mary Smith (Svenja Marija Topler) und mit Barbara Smith (Franziska Ferrari). Die beiden Frauen leben nur ein paar Autominuten voneinander entfernt und wissen nichts voneinander. Mit Mary wohnt der Taxifahrer in Wimbledon, mit Barbara im Stadtteil Streatham. Ein ausgeklügelter Stundenplan und exakte Terminplanung helfen ihm. Probleme gibt es erst, als John Smith bei einem Überfall verletzt wird und im Krankenhaus landet.

Mit dem unterhaltsamen Schauspiel „Taxi, Taxi - Doppelt leben hält besser“ gastierte das Ensemble des Westfälischen Landestheaters aus Castrop-Rauxel jetzt zum Auftakt der Theaterreihe der Erkelenzer Kultur GmbH in der gut gefüllten Stadthalle. Das Besondere an der ungewöhnlichen Inszenierung: Die beiden Haushalte des Mannes in den besten Jahren in Wimbledon und in Streatham waren gleichzeitig in einem Raum auf der Bühne zu sehen, Handlungen liefen parallel ab. Und nur der Zuschauer hatte – im Gegensatz zum gehetzten Taxifahrer – den großen Vorteil, alles zu sehen und alles zu wissen.

Beide Frauen stellen hohe Ansprüche an den geplagten Ehemann. Da zugleich auch zwei unterschiedlich ehrgeizige Polizeiinspektoren (Guido Thurk, Burghard Braun) John auf die Schliche kommen, gerät sein riskantes Lügengebäude schon bald ins Wanken. Da muss sein Nachbar und bester Freund Stanley Gardner, gespielt von Mike Kühne, einspringen, der mal als schwuler Freund und mal als Farmer herhalten muss, um John zu helfen. Der jagt inzwischen von einem Zuhause zum anderen, bis schließlich alles aus den Fugen gerät.

Ray Cooneys beliebtes Schauspiel, 1983 in London uraufgeführt und ohne Unterbrechung fast zehn Jahre lang auf der Bühne zu sehen, kam gut an beim Erkelenzer Publikum, das sich knapp zwei Stunden lang in das heikles Dilemma verwickeln ließ und sich mit viel Applaus bedankte. Sascha Dücker, der neue Erkelenzer Kulturmanager, nutzte die Gelegenheit, um sich und seine Kollegin Claudia Jansen vorzustellen.

Auf einleitende Worte zu Beginn der Theateraufführungen will der ausgebildete Opernsänger und Regisseur künftig ganz bewusst verzichten und einiges anders machen als sein Vorgänger. „Bei einer komplizierten Oper ist das sinnvoll, aber nicht bei einem solchen Stück“, erklärte der 59-Jährige. Wenn es jedoch ausdrücklich gewünscht werde, werde es wieder Einführungen geben, versprach er. Man wolle sich nicht „mit fremden Federn schmücken“; das aktuelle Theaterprogramm, für das „Taxi, Taxi“ einen gelungenen Auftakt bildete, sei noch vom Vorgänger-Team eingekauft worden. Mit „Schindlers Liste“, der berührenden Geschichte des wohlhabenden Fabrikanten und NSDAP-Mitglieds Oskar Schindler, der mehr als 1000 Juden vor dem Tod rettete, wird die Theaterreihe am Freitag, 5. November, 20 Uhr, fortgesetzt.

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