Erkelenz Testrevier bei der Selfkantbahn
Erkelenz · Eine Spezialfirma aus Leichlingen erprobte gestern auf der Schmalspurstrecke zwischen Birgden und Gillrath ein Zweiwegfahrzeug für den Einsatz in Malaysia. Der Clou: Es bewegt sich auf Rad und Schiene.
Geilenkirchen Alte Bahn ganz aktuell: Die Firma Zweiweg International aus Leichlingen testete gestern auf der Selfkantbahn-Strecke zwischen Birgden und Gillrath ein neues Fahrzeug. Dabei ist der Name Programm – das auf Mercedes-Lkw-Basis hergestellte Fahrzeug kann sich sowohl auf der Straße wie auch auf Schienen, also zwei Wegen, bewegen.
Gesuchte Schmalspurstrecke
Und warum wird ein Neufahrzeug aus Leichlingen (bei Leverkusen) auf einer 110 Jahre alten Bahnstrecke getestet? Weil die Selfkantbahn einmalig ist, zumindest in Nordrhein-Westfalen, denn sie ist die letzte an Rhein, Rur und Weser funktionstüchtig erhaltene Schmalspurbahn auf einem Meter Breite.
Und die gibt es auch im ostasiatischen Malaysia, wohin die Leichlinger Firma drei Zweiweg-Fahrzeuge liefern wird, um eine Bahnstrecke südöstlich der Hauptstadt Kuala Lumpur mit einem zweiten Gleis auszustatten und die Strecke in weiterer Zukunft bis nach Singapur zu verlängern.
Bis auf die Selfkantbahn und einige weitere Kleinbahnen ist in Deutschland und den weitaus meisten europäischen Bahnen die Spurweite von 1,435 Meter der Standard. Wie Projektingenieur Oliver Paul vor Ort erläuterte, werden die drei Fahrzeuge unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Das Basismodell wird für den Streckenbau eingesetzt, zu dem auch die Elektrifizierung der alten und der neuen Strecke gehört, es können auch die Strommasten damit gesetzt werden.
Das am Donnerstag ganz im Westen der Republik getestete Fahrzeug kann wechselseitig mit Ladepritsche und Hub-Arbeitsbühne versehen werden, wobei bei Birgden letztere montiert war. Und dies ganz in ostasiatischem Hartholz – nicht als Reverenz an die Kunden, sondern weil die Bühne zu den Arbeiten an den elektrischen Anlagen nur aus nichtleitenden Materialien geschaffen sein darf.
"Wir machen jetzt dem Siemens-Prüfcenter Wildenrath Konkurrenz", lachte Helmut Kommans, als zweiter Vorsitzender des Fördervereins der Selfkantbahn ebenso vor Ort wie Wolfgang Dieckmann als dessen Betriebsleiter. Die Lastwagen haben drei Achsen mit ganz normalen Gummireifen und drei Achsen der "Schienenfahreinrichtung", also mit Eisenbahnrädern der geforderten Spurbreite.
Der neue Mercedes funktionierte am Donnerstag nicht. Oliver Paul: "Da sieht man, wie notwendig die Tests hier sind!"