Erkelenz Tanzoffizier mit Kämpferherz

Erkelenz · Es ist, als wäre er nie weg gewesen: Tanzoffizier Mario Hülser steht wieder mit der Erkelenzer Prinzengarde auf der Bühne. Vor einem Jahr kämpfte der heute 33-Jährige um sein Leben – ein geplatztes Aneurysma im Kopf hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.

Er ist 33 Jahre – genau so alt wie die Prinzengarde Erkelenz, und sein halbes Leben lang dort schon Mitglied. Mario Hülser ist Tanzoffizier aus Leidenschaft. Derjenige, der immer noch ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hat, während ihm der Schweiß von der Stirn rinnt. Wenn er sein Mariechen scheinbar mühelos in die Lüfte hebt und in seinen Armen wieder auffängt. Das macht er zur karnevalistischen Hochsaison bis zu viermal am Abend, rund 30-mal pro Session. Auch in diesem Jahr ist Mario Hülser wieder dabei, wenn die Prinzengarde aufmarschiert. Doch daran hätte vor einem Jahr wohl kaum jemand geglaubt. Denn in der vergangenen Session hat es ihm buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Wegen einer geplatzten Ader im Gehirn schwebte er in Lebensgefahr.

Das Aus kam kurz vor den tollen Tagen. In der Nacht vom 28. auf den 29. Januar. Da ist er im Badezimmer umgekippt. "Am Sonntag war Biwak, am Montag haben wir den Prinzenwagen geschmückt, ich dachte, ich wäre einfach übermüdet", erzählt Mario Hülser. Das hat er damals auch seiner Frau Sandra gesagt und sich wieder ins Bett gelegt. Dass ihm genau diese Intuition, sich hinzulegen und nicht zu bewegen, sein Leben retten sollte, stellte sich erst viel später heraus.

"Wie schnell können Sie hier sein?"

Als er am nächsten Tag immer noch nicht aufstehen konnte, rief seine Frau den Notarzt. Während eine Ärztin im Wegberger Krankenhaus nichts Konkretes festgestellt habe, erzählt Hülser, diagnostizierte man in Mönchengladbach ein geplatztes Aneurysma im Kopf. Weiter ging's in die Düsseldorfer Uni-Klinik. Von dort bekam Sandra Hülser – gerade seit einem halben Jahr verheiratet – den wohl schlimmsten Anruf ihres Lebens: "Wie schnell können Sie hier sein? Es kann sein, dass Ihr Mann die Nacht nicht überlebt!"

Er hat sie überlebt. Und auch die kritischen 21 Tage danach überstanden. Die Operation, in der die Ader im Kopf verödet wurde, und die spastischen Anfälle, die ihn anfangs immer wieder aus der Bahn warfen. "Bis Rosenmontag war es eher kritisch", erzählt Mario Hülser, der sich selbst nicht an alles erinnern kann. Danach ging's aufwärts. Mit einem Schutzengel, wie er sagt, der ihm vor acht Jahren schon einmal beigestanden hat, als bei ihm Hodenkrebs festgestellt wurde.

Es dürfte aber auch der ungebrochene Wille sein, der ihn so erfolgreich um sein Leben kämpfen ließ. "Wieder als Dachdecker arbeiten? Das werden Sie kaum können", hatten die Ärzte gemeint. Er kann. Die Firma Krella in Viersen hatte die Stelle freigehalten bis die Reha beendet war. Bei der Prinzengarde ist er im Juni ins Training eingestiegen. Als wäre er nie weg gewesen.

(RP)
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