Kreis Heinsberg „Südlich von Hetero“

Kreis Heinsberg · RP-Mitarbeiter Patrick Kremers (20) und Fotograf Matthias Nebel (22) haben ihr erstes Buch veröffentlicht: Darin porträtieren sie zehn schwule Jugendliche, die sie in allen Teilen Deutschlands getroffen haben. Jetzt wurde ihr Werk mit dem Victor-Klemperer-Preis ausgezeichnet.

RP-Mitarbeiter Patrick Kremers (20) und Fotograf Matthias Nebel (22) haben ihr erstes Buch veröffentlicht: Darin porträtieren sie zehn schwule Jugendliche, die sie in allen Teilen Deutschlands getroffen haben. Jetzt wurde ihr Werk mit dem Victor-Klemperer-Preis ausgezeichnet.

Zwei Wochen im Wohnmobil auf einer Reise durch die Republik – für zwei junge Männer im Leerlauf zwischen Abitur und Studium ein prima Urlaub. Für Patrick Kremers und Matthias Nebel waren das zwei Wochen harte Arbeit. Im vergangenen Sommer haben sie den Trip unternommen zu Recherchezwecken für ihr erstes Buch, das sie mittlerweile gemeinsam veröffentlicht haben.

„Südlich von Hetero“ ist der Titel des Sachbuches, das zehn völlig unterschiedliche schwule Jugendliche porträtiert. Jetzt sind ihre Reise, das Schreiben und Fotografieren zusätzlich belohnt worden: Das Buch verkauft sich nicht nur gut, es wurde auch noch mit dem Victor-Klemperer-Preis ausgezeichnet, der zum siebten Mal vom Bündnis für Demokratie und Toleranz, der Dresdner Bank und dem ZDF verliehen wurde.

Schwule Jugendliche haben in Deutschland doch heutzutage keine Probleme mehr – heißt es. „Stimmt nicht“, wissen Patrick Kremers (20) und Matthias Nebel (22), die sich beim schwulen Jugendmagazin „dbna“ kennen gelernt haben. Dort war Kremers Redaktionsleiter und Nebel Fotograf und Kolumnist, bevor sie in Köln bzw. Berlin ihr Studium begonnen haben. Ideen für gemeinsame Projekte hatten die beiden viele, die erste haben sie jetzt umgesetzt.

Was so einfach klingt – „Porträts von zehn schwulen Jugendlichen“ – brauchte ein gutes Konzept: für die eigene Recherche, aber auch, um einen Verlag für die Veröffentlichung zu finden. „Wir haben unser Projekt im Internet ausgeschrieben und rund 60 Bewerbungen erhalten“, erzählt Patrick Kremers, der seit einigen Jahren auch Mitarbeiter bei der Rheinischen Post ist. Zwei Monate lang haben die Autoren über unzählige E-Mail-Kontakte erstmal ausgewertet, welchen der jungen Männer es wirklich ernst ist, ihre Geschichte zu erzählen, um schließlich zehn auszuwählen. Mit dem Vertrag vom Himmelstürmerverlag und einem kleinen finanziellen Vorschuss in der Tasche ging’s dann los – in einem geliehenen Wohnmobil auf Rundreise durch die Republik. In großen Städten und kleinen Dörfern haben sie schwule Jugendliche getroffen, „denen es richtig gut geht und solchen, die es besonders schwer in ihrem Umfeld haben“, sagt Patrick Kremers. „Viele schöne, aber auch traurige Erlebnisse, bei denen wir unsere meist vier- bis fünfstündigen Gespräche mehrfach unterbrechen mussten.“

Die unterschiedlichen Erfahrungen sind das besondere des Buches, das im November entstand. „DEN schwulen Jugendlichen kann man gar nicht ausmachen“, sagt der gebürtige Heinsberger. „Die einzige Verbundenheit ist die Sexualität, und die Reduzierung darauf wollen sie alle nicht.“ Das Aufwachsen in einer hetero-normativen Welt, in der das Coming-out wie das Lüften eines großen Geheimnisses und das Entladen eines immensen psychischen Drucks ist, sei heute immer noch schwierig. Und nicht alle schaffen es, sich und anderen die Homosexualität einzugestehen. Dazu trage auch der Kinderwunsch vieler junger Männer bei, den die Autoren als „überraschend großes Problem“ bei ihrer Recherche kennen gelernt haben.

Die feinfühlige und dichte Stimmung des Buches wird auch durch die Fotos geprägt, die die Atmosphäre aussagekräftig widerspiegeln.

(RP)
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