Erkelenz Studenten gründen eine richtige Firma

Erkelenz · "Mini Company" – so heißt das Projekt an der Fontys-Hochschule in Venlo, bei dem Studenten ein reales Unternehmen gründen. Das haben auch die Erkelenzerin Caroline Kaumanns und die Wegbergerin Mari Tufenkchyan getan.

 Caroline Kaumanns (l.) und Mari Tufenkchyan studieren an der Fontys-Hochschule in Venlo.

Caroline Kaumanns (l.) und Mari Tufenkchyan studieren an der Fontys-Hochschule in Venlo.

Foto: Kaumanns/Tufenkchyan

"Mini Company" — so heißt das Projekt an der Fontys-Hochschule in Venlo, bei dem Studenten ein reales Unternehmen gründen. Das haben auch die Erkelenzerin Caroline Kaumanns und die Wegbergerin Mari Tufenkchyan getan.

Gründungsplanspiele erfreuen sich an Wirtschaftsschulen einiger Beliebtheit — reale Auswirkungen haben sie meist nicht. Ganz anders verhält es sich bei einem Projekt, das die Fontys International Business School in Venlo von ihren Studenten verlangt. Das heißt "Mini Company" und ist kein Spiel. Dabei gründen jeweils zwölf Studenten aus unterschiedlichen Studiengängen ein reales Unternehmen in Form einer AG mit der Aufgabe, ein beliebiges Produkt zu entwickeln, zu produzieren, zu vermarkten — und dann eben auch zu verkaufen.

Genau das haben auch die Erkelenzerin Caroline Kaumanns (20) und die Wegbergerin Mari Tufenkchyan (21) getan. Sie studieren seit September 2011 in Venlo — Kaumanns International Business Economics, Tufenkchyan International Marketing. Ihr Unternehmen haben sie "Jung Student Company" getauft, als Verkaufsprodukt haben sie sich für Stockhalter entschieden, ein Wandhalterungssystem aus Kunststoff zum Aufbewahren von Gehhilfen für Senioren.

Im September 2012 ging es los. "Zuerst mussten wir aber Marktforschung betreiben, ob ein derartiges Produkt überhaupt Potenzial hat. Dann haben wir einen Businessplan erstellt", erzählt Mari Tufenkchyan. Als der stand, ging es um das nötige Startkapital. Dafür verkaufte die Mini Company 150 Aktien zum Stückpreis von 20 Euro — 3000 Euro kamen so zusammen. "Unsere Aktionäre erhalten am Jahresende auch eine Dividende", versichert Caroline Kaumanns.

Mit dieser Grundlage im Rücken schauten sich die Studenten nach einer Firma um, die die Stockhalter produzieren sollte. Fündig wurden sie bei einem Unternehmen in Lüdenscheid im Sauerland. Das stellte auftragsgemäß erst einmal 200 Stück her. Zum Preis von exakt 3,49 Euro ist der Stockhalter nun erhältlich. "Über 150 haben wir schon an Privatpersonen verkauft", sagt Mari Tufenkchyan. Dazu haben die Studenten klassische potenzielle Abnehmer angeschrieben — Seniorenwohnheime und Krankenhäuser. "Da haben wir auch schon positive Rückmeldungen bekommen", sagt die Wegbergerin.

Ein Teil des Verkaufserlöses geht als Spende an die Viersener Kinderkrebshilfe "Löwenkinder". Bis Juni wollen die Studenten mindestens 300 Stockhalter verkauft haben. Dann ist das Projekt zu Ende, wird die Firma wieder liquidiert — so ist es zumindest vorgesehen.

Genau wegen solcher Projekte haben sich die beiden Studentinnen des Erkelenzer Lands für die Fontys-Universität in Venlo entschieden. "So praxisorientiert geht es an deutschen Unis nicht zu. Dazu ist Fontys sehr international ausgerichtet", sagt Caroline Kaumanns. Und Mari Tufenkchyan ergänzt: "Fontys kooperiert mit vielen sehr großen international agierenden Unternehmen. Dort kann man Praktika machen — ebenso das obligatorische Auslandssemester im sechsten Semester."

Wo sie dieses absolvieren wollen, steht für die eine schon ganz genau, für die andere ungefähr fest: "Ich möchte auf jeden Fall nach Seoul", bekräftigt Tufenkchyan. "Ich irgendwo nach Kanada", sagt Kaumanns. Gemeinsam ist beiden, dass sie täglich zwischen ihren Heimatorten und Venlo pendeln. "So weit ist es bis dahin ja auch nicht. Außerdem ist das Wohnen in Venlo sehr teuer", sagen sie. Etliche Studenten, die von weiter her kommen, würden daher diesseits der Grenze nach Kaldenkirchen ziehen. "Wir kennen viele, die da in einer WG wohnen."

(RP/rl)
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