Erkelenz Strukturwandel dank Innovationskraft

Erkelenz · Das bundesweite Aktionsbündnis "Zukunft statt Braunkohle", in dem mehr als 20 Umweltverbände und Initiativen gebündelt sind, hatte anlässlich seines zehnjährigen Bestehens zu einem Diskussionsforum nach Erkelenz eingeladen.

 NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) machte der Region Mut für den Strukturwandel.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) machte der Region Mut für den Strukturwandel.

Foto: Jürgen Laaser

Es geht um eine Zukunft ohne Braunkohle. Das Thema ist mit der Frage verbunden, wie die Wende hin zu erneuerbaren Energie funktionieren soll. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) zeigt sich in der Erkelenzer Stadthalle optimistisch: "Wenn eine Region es packen kann, den Energiewandel zu schaffen, dann ist es diese Region." Er meint das Rheinland, wo 2014 insgesamt 93,6 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert wurden. Der Ausstieg aus der Braunkohle finde schon statt. Wenige Sätze später fügt der Minister hinzu: "Alles ganz einfach. Warum machen wir es nicht?"

Nicht alle sind an diesem Tag so optimistisch wie der Minister. Das Aktionsbündnis "Zukunft statt Braunkohle", in dem mehr als 20 Umweltverbände und Initiativen gebündelt sind, hatte anlässlich seines zehnjährigen Bestehens zum Diskussionsforum "Wie geht's weiter ohne Braunkohle?" in die Erkelenzer Stadthalle eingeladen. Es gab Vorträge und Diskussionen mit namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden.

Im Rheinland fänden Innovationen en masse statt, sagte Remmel. Jetzt müsse um politische Leitentscheidungen für die Energiewende gekämpft werden. Hier brauche es auch eine Diskussion darüber, wie die Mobilität der Zukunft aussieht. Zudem sei die teilweise energieintensive Industrie ein wichtiger Bestandteil Nordrhein-Westfalens, der mit den erneuerbaren Energien vereinbart werden müsste. Für Remmel sind die Energiewende und der Ausstieg aus der Braunkohle machbar. Es werde aber auch Veränderungen geben: "All unser Leben wird sich verändern."

Für Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND NRW, geht die aktuelle politische Entwicklung nicht weit genug. Zwar sei die beschlossene Verkleinerung des Braunkohletagebaus Garzweiler II, durch die Holzweiler nicht umgesiedelt werden muss, ein ganz wichtiges Signal. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sei dies aber nicht genug. "Die Braunkohle hat sich dem Klimaschutz verweigert. Hier beträgt der Fortschritt null Prozent", beurteilte Jansen die aktuelle Situation. Dafür erntete er lauten Beifall. Wolle man die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzen, müssten drei Viertel der Braunkohle im Boden bleiben. "Garzweiler II müsste dann an der A 61 stoppen", sagte Jansen. Ganz anders die Vorstellungen von Manfred Maresch, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau (IGBCE), der vor allem die Interessen der Arbeitnehmer vertrat. "Ich würde ja sagen: Zukunft mit der Braunkohle", startete er. Zwischen Klimaschutz, Energiesicherheit und Arbeitsplätzen müsse eine Balance gefunden werden. Ein Strukturwandel müsse stattfinden, aber langfristig. An dessen Ende, das er auf 2050 datierte, würde dann auch das Ende der Braunkohle stehen. Bis dahin müssten gute Arbeitsplätze mit gerechtem Lohn geschaffen werden.

Die Frage nach zukunftsfähigen Arbeitsplätzen griff Professor Dr. Peter Hennicke auf, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts und Mitglied im Club of Rome, der internationalen Organisation, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzt. Seiner Meinung nach müsse das Thema Arbeit viel breiter und allgemeiner diskutiert werden, auch auf andere Arbeitsbereiche hin. In Bezug auf die Braunkohle und den Klimawandel müsse von allen wichtigen Akteuren ein gemeinsames Ziel formuliert werden, auf welches dann hingearbeitet werde. Doch dieses war in Erkelenz noch nicht zu erkennen.

(anek)
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