Canicross Hundeschlittenrennen ohne Schlitten

Erkelenz · Stefanie Rahn und Hund Paul können sich im September für die Deutsche Meisterschaft im Canicross qualifizieren. Derzeit sehnen sie den Herbst und Winter herbei: „Temperaturen über 17 Grad sind absolut ungesund für Paul.“

 Stefanie Rahn aus Katzem hat Canicross als Sport für sich entdeckt. Sie läuft hinter Paul her und genießt das Winterwetter, das sie derzeit geradezu wieder herbeisehnt.

Stefanie Rahn aus Katzem hat Canicross als Sport für sich entdeckt. Sie läuft hinter Paul her und genießt das Winterwetter, das sie derzeit geradezu wieder herbeisehnt.

Foto: Hiking Dogs Photography/Dennis Kopatz

Paul hat es eilig. Mit der Frau im Schlepptau rennt er durch den Wald. Die Frau, die durch einen knapp zwei Meter langen Gurt mit Paul verbunden ist, hat alle Mühe, ihm zu folgen. Mit Spaziergang hat das nichts zu tun. „Soll es auch nicht“, erläutert Stefanie Rahn, nachdem sie Paul das Kommando gegeben hat, stehen zu bleiben.

Paul, die knapp zweijährige Zugmaschine auf vier Pfoten, hört aufs Wort. Die Gelbbacke aus dem Schlag der Altdeutschen Hütehunde hechelt und wartet darauf, welcher Befehl als nächster folgt. Er möchte gerne weiter rennen, aber ohne ein Kommando von Stefanie Rahn setzt er sich nicht wieder in Bewegung. Paul ist halt gut erzogen. Er bildet mit der Frau in seinem Rücken ein gutes Gespann, ein Duo, das kilometerlange Läufe durch Felder und Wälder absolviert. Stefanie Rahn aus Katzem gehört zu denjenigen, die das Canicross als Sportart für sich entdeckt haben. „Das ist ein absoluter Trendsport“, sagt die 46 Jahre alte Pilates-Ausbilderin, die in Wettkämpfen bereits auf dem Siegertreppchen stand. In gewisser Weise erinnert Canicross an Hundeschlittenrennen – allerdings ohne Schlitten. Stefanie Rahn will da nicht widersprechen. „Hier ist der direkte Kontakt zwischen Hund und Läufer gegeben. Das Tier zieht, der Mensch muss an der langen Leine folgen. Das ist ein perfekter Ausdauersport in der freien Natur.“

Eigentlich ist Paul nicht das richtige „Sportgerät“ fürs Canicross. „Er ist ein Hütehund und kein Zughund, und er wiegt nur 20 Kilogramm“, sagt die Hundeführerin, die alleine und in einer Gruppe in Viersen mehrmals wöchentlich trainiert. Doch für sie ist Paul der richtige Partner. Wenn er anzieht, kann sie ihm folgen, ohne ihn bremsen zu müssen. Bei einem kräftigen Zughund wie etwa einem Husky wäre sie mehr mit dem Bremsen beschäftigt als mit dem tatsächlichen Laufen. Die Wettbewerbe, die mehr und mehr Zuspruch gewinnen, bieten in aller Regel Läufe bis zu sechs oder zehn Kilometer an. Meistens geht es dabei über Stock und Stein auf Waldwegen. „Das kann ganz schön haarig werden, wenn ein Baumstamm quer über der Strecke liegt und der Hund nicht weiß, ob er darunter durchkriechen oder darüber springen soll.“ Da sind eindeutige Kommandos unabdingbar, und da ist es angebracht, dass der Hund tatsächlich aufs Wort hört. „Deshalb ist das Training nicht nur auf Ausdauer ausgelegt, es besteht auch aus Gehorsamsübungen.“ Rechts, links oder geradeaus sind dem Tier schnell zu vermitteln. Ihm beizubringen, dass er nicht am Wegesrand zu schnüffeln hat oder beim Überholen einem anderen Gespann nicht ins Gehege kommen darf, sind schwierigere Aufgaben. Aber bekanntlich macht Üben den Meister. Und so ist es auch bei Paul und Stefanie Rahn, die als Verbandsvizemeister Anfang September an der nächsten Meisterschaft teilnehmen, um sich für die Deutsche Meisterschaft im Canicross zu qualifizieren.

Eher „halbherzig“ hatte Stefanie Rahn vor knapp fünf Jahren mit diesem Hundesport angefangen. Vor knapp zwei Jahren hat sie „Blut geleckt“ und Paul ins Herz geschlossen. Seitdem wird intensiv trainiert und bei Wettbewerben das Siegertreppchen anvisiert. Gute Ratschläge bekommt sie dabei von Nina Windhausen aus Viersen, „die in einer ganz anderen Liga läuft“, wie Rahn unumwunden zugibt. Die Trainingskollegin ist mehrfache Deutsche Meisterin und bei Weltmeisterschaften dabei.

Geradezu verpönt ist es für Stefanie Rahn, sich aufs Rad zu setzen und mit Paul an der Leine über Feldwege zu radeln. Jeder Meter, den der Hund läuft, den läuft sie auch – und wenn es morgens um fünf ist. „Bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür“, meint sie und redet dabei nicht von Regen. „Temperaturen über 17 Grad sind absolut ungesund für Paul und seine Artgenossen. Deshalb stehe ich derzeit so früh auf, um zu trainieren.“ Insofern hat Stefanie Rahn kein Problem damit, dass möglichst schnell der Herbst oder gar der Winter kommt. „Kann es etwas Schöneres geben, als bei Schneetreiben hinter einem Hund durch den Wald zu laufen?“

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