„Arsen und Spitzenhäubchen“ in Erkelenzer Stadthalle Jede Menge Leichen im Keller

Erkelenz · Die Kriminalkomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ zeigte in der Stadthalle viel schwarzen Humor. Denn auf engem Raum müssen nicht nur eine, sondern ein glattes Dutzend Leichen versteckt werden.

 Mortimer erfährt, dass seine Tanten Abby und Martha Brewster aus Mitleid alte, einsame Männer in ihr Haus locken und „Gott näher bringen“.

Mortimer erfährt, dass seine Tanten Abby und Martha Brewster aus Mitleid alte, einsame Männer in ihr Haus locken und „Gott näher bringen“.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Man nehme einen Teelöffel Arsen, einen halben Teelöffel Strychnin, eine Prise Zyankali und löse diesen Giftcocktail in vier Liter Holunderwein auf – und schon ist das feinschmeckende Getränk fertig, das seinen Genießer unvermittelt ins Jenseits befördert, zumindest für die Dauer des Theaterabends in der Erkelenzer Stadthalle.

Die Brewster-Schwester Abby und Martha sehen ihr verwerfliches Tun geradezu als wohltätigen Akt an, wenn sie auf diese Weise mittels des Gifttrunks einsame, alte Männer von deren irdischen Dasein befreien. Nicht nur eine Leiche, sondern ein glattes Dutzend haben sie inzwischen im Keller liegen, ordentlich verbuddelt vom minderbemittelten Neffen Teddy, der wiederum glaubt, im Keller als Präsident Roosevelt am Panamakanal zu bauen. Erst bei der verflixten 13 kommt das mörderische Konstrukt ins Wanken, weil ausgerechnet der höchst kriminelle Neffe Jonathan mitsamt Dr. Einstein und einer Leiche im Gepäck auftaucht und alles daran setzt, die beiden Tanten, Teddy und den weiteren Neffen Mortimer zu beherrschen. Der Theaterkritiker Mortimer selbst ist dem ungewöhnlichen Tun seiner Tanten auf die Schliche gekommen, will sie vor dem Gefängnis retten und Jonathan in selbiges bringen.

Die Kriminalkomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ kommt auf der Bühne der Stadthalle nur langsam in Schwung, nimmt aber nach der Pause an Fahrt auf. Joseph Kesselring hat den Klassiker des schwarzen Humors 1941 geschrieben, das Stück und auch die Verfilmung wurden zu großen Erfolgen in Theatern und Kinos. Das zehnköpfige Ensembles des Berliner Kriminaltheaters bemühte sich, die turbulente Mordgeschichte in der Inszenierung von Wolfgang Rumpf ein wenig aufzupeppen mit einem Donald Trump aus Präsidentennachfolger und einem Mordopfer aus Erkelenz, der „Idiot von der Tankstelle“, wie Jonathan in der prahlerischen Auflistung seiner zwölf bisherigen Taten sagte.

Im Vergleich zu den zwar ältlichen, aber naiv-gerissenen Tanten zog er den Kürzen, nicht nur, weil er weniger fantasievoll mordete, sondern auch, weil er tatsächlich von der Polizei verhaftet wird, während sie unbeschadet davon kommen.

„So einen Mist muss man sich jeden Tag ansehen“, lamentierte Mortimer über seine berufliche Tätigkeit und über das Leben mit Teddy und den Tanten. Ihm war schon früh im Stück die Lust aufs Theater vergangen, als er meinte: „Nicht bei dem Mist, den wir uns heute Abend ansehen müssen.“

Das Publikum in der am Donnerstagabend lediglich halb gefüllten Stadthalle teilte seine Ansicht nicht. Für die Besucher war die Aufführung keinesfalls Mist, sondern eine gelungene Unterhaltung, die sie mit langem Beifall goutierte.  

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