Sprachkurse im Erkelenzer Land „Guten Morgen und Dobroho ranku“
Erkelenzer Land · Das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Heinsberg bietet mittlerweile mehrere Kurse an, in denen Geflüchtete aus vielen Ländern gemeinsam lernen.
Gemeinsam mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine hat das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Heinsberg im „Kristallisationspunkt gegen Armut für Integration“ (KAI) Sprachkurse ins Leben gerufen. Der Bedarf ist ebenso groß wie der Eifer, mit dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Grundzüge der deutschen Sprache erlernen.
Um kurz vor zehn Uhr ist der Unterrichtsraum im KAI bereits bis auf den letzten Platz gefüllt. Neben Geflüchteten aus der Ukraine sitzen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Marokko sowie ehemalige afghanische Ortskräfte und deren Angehörige. Allen gemeinsam ist, dass sie im Kreis Heinsberg einen sicheren Ort auf ihrer Flucht gefunden haben. Einige wissen, dass sie für längere Zeit in Deutschland leben werden, andere hoffen auf eine baldige Rückkehr in ihre vom Krieg bedrohte Heimat.
Diesmal geht es um den Dativ und wie man ihn anwendet. Ein verzwicktes Thema, bei dem so mancher Muttersprachler die Fahnen streckt. Trotzdem sind die Schülerinnen und Schüler mit Ernst und Eifer bei der Sache. „Im Juni haben wir mit dem Angebot begonnen“, berichtet Stefanie Bohnen. „Das Interesse kam von den Klientinnen und Klienten. Sie wollten sich verständigen können und nicht bis zu den Integrationskursen warten.“ Deshalb war schnelle Hilfe gefragt. „Anbieter wie die Volkshochschule sind derzeit mehr als ausgelastet“, weiß sie.
Also wurde der KAI selbst aktiv. Und das mit Erfolg, denn aus zunächst einem Kurs wurden schnell drei. Nach zunächst nur ukrainischen Geflüchteten, die den Kurs besuchten, sprach sich das Angebot schnell herum, sodass nun bis zu vier unterschiedliche Nationen mit ihren jeweiligen Kulturen und Sprachen zusammenkommen und ein gemeinsames Ziel verfolgen: die deutsche Sprache zu erlernen. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr motiviert“, betont Bohnen. „Die Kurse geben ihnen auch Halt und eine Perspektive.“ Das Unterrichtsmaterial hatte Bohnen zunächst selbst zusammengestellt. Mittlerweile unterstützt die Stadt Heinsberg das Projekt, sodass das Angebot an professionellem Unterrichtsmaterial ausgebaut werden konnte.
Der Kristallisationspunkt gegen Armut für Integration ist ein Angebot, mit dem der Kreisverband des DRK bereits 2016 auf die wachsende Zahl von Geflüchteten reagierte. Die Stützpunkte im Kreis Heinsberg stehen in Erkelenz, Hückelhoven, Heinsberg und Birgden. Der Fokus lag dabei allerorts zunächst nicht auf dem Spracherwerb, sondern auf aktiver Hilfe bei Anträgen und Behördengängen. Dann kamen Freizeitangebote wie ein Kreativatelier, ein Schwimmkurs und der „Anziehungspunkt“ für Kleider- und Textilspenden dazu. Aus der Anlaufstelle für praktische Hilfe wurde schnell eine wichtige Stütze für die Geflüchteten. Heute präsentiert sich der KAI als Ort des gelebten und toleranten Miteinanders und des friedlichen Austauschs der Kulturen.
Neue Ideen und Impulse aus der Bevölkerung sind stets willkommen. „Das Ehrenamt spielt hier eine entscheidende Rolle“, ist sich auch Eva Havenith sicher. Die Mitarbeiterin des KAI weiß, dass ein Schlüssel zur Integration der persönliche Kontakt ist.
Mit einer persönlichen Patenschaft und einem Einsatz von wenigen Stunden im Monat kann man zur Integration beitragen und helfen, den Menschen neue Perspektiven zu eröffnen. „Eine Patenschaft kostet vielleicht eine Stunde Zeit pro Woche, kann aber viel bewirken“, sagt Havenith. Wichtig ist kurzfristig nicht nur ein Ausbau des Unterrichtsangebotes im KAI: „Wir hoffen, dass sich Menschen mit Ideen bei uns melden, die etwas bewegen wollen und sich den Unterricht oder eine andere ehrenamtliche Tätigkeit zutrauen.“