Erkelenz Hildegart Scholten und ihr Pianist

Erkelenz · Das hörte sich fast schon wie eine Warnung an. „Ich bin nicht hier, um Kunst zu machen, ich suche eine Beziehung“, kündigte Hildegart Scholten an, als sie die Besucher in der Hauptstelle Lövenich der Raiffeisenbank Erkelenz zu ihrem Programm „Grottenehrlich“ begrüßte.

 Hildegart Scholten und ihr Pianist gastierten bei „Kultur in der Bank“ in Lövenich.

Hildegart Scholten und ihr Pianist gastierten bei „Kultur in der Bank“ in Lövenich.

Foto: Raiffeisenbank Erkelenz

Und offensichtlich meinte sie es ernst. Die Männer in der ersten Reihe hatten alle Mühe, nicht dem forschen Charme der Kabarettistin zu erliegen. Der Datenschutzbeauftragte schaffte es gerade noch mit berufsbedingter Distanzwahrung, dem 19-Jährigen fiel es schon schwerer, sich die kesse Hildegart vom Leib zu halten. Ob er tatsächlich mit ihr nach der Veranstaltung eine Beziehung einging? Er war es jedenfalls, der Scholten im Auftrag der Raiffeisenbank Erkelenz den Blumenstrauß zur Verabschiedung überreichte.

Dazwischen lag ein vollgespicktes Programm, das die Kabarettistin mit dem Pianisten Dennis Kresin bestritt und in dem sie in tiefgründigen Liedern, mit ungeheuer ehrlichen Texten überraschte und mit ihrer schlagfertigen trockenen Natürlichkeit, skurriler Komik und Wortwitz das Publikum begeisterte. Einen besseren Abschluss der diesjährigen Reihe „Kultur in der Bank“ hätte sich Marketingleiter Thomas Brockers gar nicht wünschen können. Wieder war der Abend ausverkauft.

Hildegart Scholten hatte vor ihrem Auftritt in Lövenich eine Tour durchs Erkelenzer Land gemacht und mit Erschrecken das große Loch, den Tagebau Garzweiler II, besichtigt. Für sie und ihre Kunst war es selbstverständlich, dass sie diese Begegnung in ihr Programm einbaute. Viele alltägliche Begebenheiten erfahren durch ihre Blickweise als Land-Ei aus Köln einen neuen, humoristischen Anstrich; und wenn es nur der Rentner Rudi ist, der von seiner Frau Steffi zum Kauf von Frühstücksbrötchen losgeschickt wird. Das Publikum hatte seinen Spaß – und keine Ehefrau ging ohne den Angetrauten nach Hause.

(RP)
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