Erkelenz Schule geht neue Wege
Erkelenz · Ganz neue Unterrichtsinhalte erwarten die Schüler von Franziskus-Schule und KGS Houverath. Die Schule will ihnen stärker helfen, auch ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten zu entwickeln. Eltern und Lehrer lernen mit.
Eine Schule, die glücklich macht? Mancher Leser wird an dieser Stelle heftig mit dem Kopf schütteln und an eigene, vielleicht leidvolle Erfahrungen denken. Hedwig Michalski, Rektorin der Franziskus-Grundschule, zu der ab dem neuen Schuljahr auch die Grundschule Houverath gehört, möchte jedoch, dass ihre Schüler irgendwann einmal zu diesem Satz nicken — und dass es Kollegen und Eltern genauso geht.
Mit der Welt zurechtkommen
Das Ziel, in der Schule eine Lernsituation zu schaffen, in der die Kinder gleichermaßen erfolgreich wie glücklich sind, ist ein wichtiger Aspekt eines auf drei Jahre angelegten Projekts, das der Schulverbund aus Franziskus- und Houverather Schule nach den Sommerferien startet.
Die Schule möchte ihren Kindern beibringen, wie sie dauerhaft in einer Welt zurechtkommen, in der etwa der Konkurrenzkampf beispielsweise um Ausbildungs- und Arbeitsplätze immer größer und damit die Solidarität untereinander immer kleiner wird und in der sich das Wissen so schnell wandelt, dass die Dinge schon wieder überholt sind, kaum dass man sie begriffen hat. "Daseinskompetenz" ist das Projekt überschrieben — und enthält nicht nur für eine Grundschule ganz neue Lernangebote für die Kinder, sondern auch Fortbildungen für Eltern und Lehrer.
Zwei Beobachtungen haben für die Schulleiterin den Anstoß für das Projekt gegeben. So hat Hedwig Michalski sowohl in Gruppen mit hochbegabten Kindern als auch mit denen, die besondere Förderung benötigen, festgestellt, dass beiden das Lernen an sich schwerfällt.
Zum anderen beobachtet sie bei ihren Kollegen und sich, dass "unendlich viel Energie" bei Unterrichtsstörungen oder (oft zwischenmenschlichen) Problemen verbraucht wird. Ihr Fazit: Auch schon die Grundschule muss mehr vermitteln als reines Wissens, sondern auch Techniken, wie man lernt, wie man besser miteinander umgeht, die anderen und ihre Sicht- und Handlungsweisen verstehen lernt. "Emotionale und soziale Kompetenz" heißen die Schlagwörter.
In verschiedenen Bausteinen wollen Lehrer, Eltern und Kindern diese Dinge lernen — mit externer Hilfe durch Trainer und Referenten und auch wissenschaftlich begleitet von der Universität Köln. Mit Fragebögen soll die Entwicklung und Veränderung festgehalten werden. Erste Bausteine im Bereich der sozialen Kompetenz hat die Schule bereits eingeführt: Klassenräte und ein Schülerparlament, das sich einmal im Monat mit der Schulleitung bespricht.
Das Projekt stellt nicht weniger als einen Perspektivwechsel dar, sagt Hedwig Michalski. "Wir erhoffen, dass wir eine friedlichere Atmosphäre an der Schule haben und alle davon profitieren."