Heinsberg Sammler mit Liebe zum Detail

Heinsberg · "Im Bleischritt marsch" lautet der Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung im Kreismuseum Heinsberg. 3500 Dragoner, Husaren, Jäger, Musiker und Feldartilleristen aus Zinn paradieren in bunten Uniformen. Zusammengeführt, gegossen und bemalt hat sie Theo Ortenstein.

Wer morgens um 4.30 Uhr das Wohnzimmer der Familie Ortenstein betritt, wird dort einen putzmunteren Theo Ortenstein treffen, der mit viel Liebe zum Detail kleine Zinnsoldaten bemalt. "Ich bin Frühaufsteher und kann morgens sehr gut arbeiten", erzählt Ortenstein. Seine Sammlung an Zinnfiguren zeugt davon, dass der leidenschaftliche Sammler sehr viele Morgen in seinem Wohnzimmer verbracht hat.

Vor etwa 30 Jahren packte ihn die Faszination der kleinen militärischen Figuren und ließ ihn seitdem nicht mehr los. Im Odenwald hatte er eine Zinnfiguren-Ausstellung gesehen, die aber seiner Meinung nach nicht super bemalt waren – und er dachte sich, "das kann ich besser".

So begann die Sammelleidenschaft. In jedem Urlaub machte er in Spielzeugläden und Militärmuseen halt, las Fachliteratur, ging zu Trödelmärkten und recherchierte unermüdlich. Heute ist seine Sammlung so ausgereift, dass er sie zurzeit in einer Ausstellung im Kreismuseum in Heinsberg zeigt.

"Vor einiger Zeit kam Theo Ortenstein auf uns zu und wir kreierten die Ausstellung 'Im Bleischritt marsch', die durch Originalexponate aus der Kaiserzeit ergänzt wird", sagte Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann zur Eröffnung der Ausstellung. Etwa 3500 Dragoner, Husaren, Jäger, Musiker und Feldartilleristen marschieren in bunten Uniformen im Gleichschritt durch das Museum. In einem Glaskasten präsentiert sich zum Beispiel die deutsche kaiserliche Armee in ihrer Friedensuniform aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die "Lieblingsarmee" des Sammlers.

Alle Figuren hat Theo Ortenstein nicht nur selber bemalt, sondern auch gegossen. Etwa 40 verschiedene Gussformen besitzt er. Die Kunst des Gießens führte er bei der Ausstellungseröffnung vor und dabei wurde klar: Hier ist ein Könner am Werk. Er selbst bezeichnet sich als Perfektionist – und so sehen auch die kleinen Figuren aus: Die Knöpfe sind perfekt ausgemalt und die kleinen Musikinstrumente sind so angefertigt, dass selbst die Ventile der Trompeten zu erkennen sind. Als Lehrer an der Zweigstelle der Kreismusikschule in Übach-Palenberg achtet man natürlich auf solche "Kleinigkeiten". Kleine Tricks verriet Theo Ortenstein am Rande der Eröffnung: "Die Paukenschlägel sind abgetrennte Stecknadelköpfe, und die Standarte des Reiters ist aus einem Käsefähnchen entstanden", erklärte der Geilenkirchener.

In seinem Heimatort ist seine Leidenschaft bekannt, und so manche Nachbarn kamen schon, um sein "Privatmuseum" zu besuchen. Als Ausstellungsraum dient ihm dazu das ehemalige Kinderzimmer seiner Tochter. "Ich habe zu meiner Tochter gesagt, überlege dir gut, ob du ausziehst. Denn wenn du einmal draußen bist, dann wird aus deinem Zimmer mein Ausstellungsraum." Theo Ortenstein ist eben praktisch veranlagt.

(RP)
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