„Raumstrategie“ schließt auch Erkelenz ein Neue Visionen ersetzen Kohleökonomie durch Ideenvielfalt

Erkelenz · Drei Planungsteams stellen ihre Ergebnisse für die „Raumstrategie 2038+“ im Rheinischen Revier nach Ende des Braunkohleabbaus vor. Rund um den Garzweiler See zwischen Erkelenz, Jüchen und Grevenbroich soll eine Siedlungsfläche für rund 30.000 Menschen entstehen.

 Wie soll es nach Ende der Braunkohleära im Rheinischen Revier weitergehen? Für die „Raumstrategie 2038+“ stellten drei Planungsteams jetzt ihre Ideen vor.

Wie soll es nach Ende der Braunkohleära im Rheinischen Revier weitergehen? Für die „Raumstrategie 2038+“ stellten drei Planungsteams jetzt ihre Ideen vor.

Foto: Speen

Von der „größten Landschaftsbaustelle Europas“ sprach NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart in seinem Grußwort zur Veranstaltung des Revierknotens Raum als Teil der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, in der drei Planungsteams ihre Ergebnisse für die „Raumstrategie 2038+“ vorstellten. Das Revier solle zum „Kompetenzstandort für eine nachfossile Industrieregion“ werden.

Die Ideen der Planer sollen schlussendlich zu einer gemeinsamen großen Vision zusammengefasst werden, wie die Leiterin des Knotens, Professorin Christa Reichert, erläuterte. Seit zwei Jahren gibt es diesen Revierknoten, im nächsten Jahr soll er seine Arbeit erfüllt und Zukunftsvisionen entwickelt haben. Bis dahin sollen die drei Teams die Konzepte und Pläne erarbeitet haben.

Die Bandbreite der bearbeiteten Themen reicht von Siedlungsentwicklung und Gewerbe über Verkehr und Mobilität bis hin zu Naherholung, Landwirtschaft und Freiraumentwicklung. Eine Raumentwicklungsstrategie beinhalte zum einen langfristige Zielvorstellungen, so Reichert, benötige zum anderen aber auch kurzfristige und mittelfristige Zeichen, damit in einem dynamischen Prozess eine hohe Akzeptanz erreicht wird.

Das Team ASP aus Aachen stellte sein Arbeitsergebnis unter den Titel „Seen-Revier 2.0“. Erforderlich sei ein Imagewandel der Region, weg von der regionalen geprägten Kohleökonomie hin zu einer international ausgeprägten Wertschöpfung in einer von den drei großen Restseen geprägten Region. Die größte Dynamik würde rund um die Seen mit „dezentralen Seen-Städten“ entstehen.

So könnte rund um den Garzweiler See zwischen Erkelenz, Jüchen und Grevenbroich eine Siedlungsfläche für rund 30.000 Menschen entstehen. Zukunftsträchtige Arbeitsplätze könnten durch die Wasserstoff-Pilot-Region Rheinisches Revier geschaffen werden. Insbesondere sollten dafür Flächen genutzt werden, die bereits jetzt mit Bergbaufunktionen belegt sind.

Das Team Yellow Z aus Berlin hat seiner Arbeit den Titel „Zwei Millionen Morgen Land“ gegeben. Das nicht vermehrbare Land sei der „Schatz der Region“, die ihre eigene Stärke entfalten müsse. Generell heiße es bei Ansiedlungen und Gewerbe, dass eine regionale Kooperation das Revier zur Modellregion mache. Dazu gehöre eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und der Mobilität. Wie auch beim Team ASP spielt dabei eine Revier-S-Bahn eine wichtige Rolle.

Auch die RWE-Werkbahntrasse solle genutzt werden. Die Schieneninfrastruktur müsse das Rückgrat der Region werden. Entlang der Schienen würde sich Innovation entwickeln, an den jetzigen Kraftwerksstandorten ebenso wie an den kleinen Bahnhöfen in Dörfern. In der Vernetzung bestehe die große Chance.

Das Team Astoc aus Köln träumt von einer „wiedergenesenen Landschaft“, bei der aus den „Löchern“ Seen werden sollen auf der „längsten Baustelle Europas“. Im Netzrevier 2050 können Aufgaben nur gemeinsam von den Kommunen bewältigt werden. Der Strukturwandel beinhalten Klimawandel, Energiewandel, Verkehrswende und Ernährungssicherheit.

Wo drückt der Schuh? Die Antwort des Teams: „Wir brauchen Arbeitsplätze in der Region, für die Flächen benötigt werden.“ Dabei müssten Flächenpotenziale neu definiert werden. Kraftwerksstandorte liefern 600 Hektar, an Bahnhofsquartieren schlummern „unendlich viele brachliegende Flächen“, die genutzt werden könnten. Verknüpft werden könnten die Flächen durch die Revier-S-Bahn und den ÖPNV.

Das Revier sei umzingelt von Metropolen. Davon müsse man sich befreien. Zentralen verdichten und Freiflächen stärken, seien die Mittel, um eine eigenständige Region zu werden. Auch müsse man von der zentralen Energieversorgung zum dezentralen Energienetz kommen. Zudem müssten die kostbaren Ackerböden erhalten bleiben.

Alle diese theoretischen Ansätze sollen nun zu einem Konzept zusammengefasst werden. Dieses soll im nächsten Jahr vorliegen. Bis dahin werden in Diskussionen und Workshops die Ideen weiterentwickelt, ehe schlussendlich die „Raumstrategie 2038+“ fertiggestellt wird. 

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