Erkelenz Petrified Forest statt Plenarsaal

Erkelenz · Nach über 35 Jahren beendet Dr. Gerd Hachen sein politisches Engagement. Der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete aus Erkelenz zieht eine positive Bilanz und freut sich auf den Ruhestand. Das Thema Tagebau hat ihn nie losgelassen.

 Dr. Gerd Hachen möchte sich nun mehr seinen Mineralien widmen. Er hält besondere Stücke in seinen Händen: eine versteinerte Baumscheibe aus dem Petrified Nationalpark in Arizona (r.) sowie ein versteinertes Holzstück, das er auf der Mineralienbörse in Erkelenz erstanden hat.

Dr. Gerd Hachen möchte sich nun mehr seinen Mineralien widmen. Er hält besondere Stücke in seinen Händen: eine versteinerte Baumscheibe aus dem Petrified Nationalpark in Arizona (r.) sowie ein versteinertes Holzstück, das er auf der Mineralienbörse in Erkelenz erstanden hat.

Foto: JÜRGEN LAASER

Nach zwölf Jahren im nordrhein-westfälischen Landtag zieht Dr. Gerd Hachen eine positive Bilanz: "Wir konnten einige Weichen stellen", sagt der 64-Jährige, der nicht mehr für den Landtag kandidiert hat und sich nun auf den Ruhestand freut. Der Braunkohlentagebau war das zentrale Thema für ihn während seines langjährigen politischen Wirkens auf Landes- und kommunaler Ebene. Mit Garzweiler II hatte zu Beginn der 1980er Jahre alles angefangen.

Manche bezeichnen Gerd Hachen als "grünen CDUler". Diesen Stempel hat sich Gerd Hachen durch sein entschiedenes Engagement im Kampf gegen den Braunkohlentagebau Garzweiler II eingehandelt. 1982, nachdem er von Wegberg nach Erkelenz-Kückhoven umgezogen war, trat Gerd Hachen in die CDU ein. Fortan machte er den Protest gegen die Ausweitung des Tagesbaus auf Erkelenzer Stadtgebiet zu seinem Thema. Er übernahm Verantwortung in örtlichen Initiativen, in der Bürgerinitiative "Stopp Rheinbraun" und später bei den Vereinten Initiativen. Seine Wegbegleiter waren damals Stefan Pütz und Hans Josef Dederichs, beide ebenfalls engagierte Gegner des Tagebauvorhabens.

An die erste große Fackelkette als Protest gegen Garzweiler II im Jahr 1984 kann sich Hachen noch gut erinnern. "Das war damals der Anfang", sagt Hachen, "das Thema hat mich bis heute nicht losgelassen." So kritisiert Hachen heutzutage, dass immer noch offen ist, ob Tagebaubetreiber RWE über die Landstraße 19 ("Lebensader für Holzweiler") hinweg abbaggert oder nicht. Auch bei der Planung des Restsees spricht er von "groben Fehlern", die gemacht worden seien. Wenn es um das Thema Tagebau geht, ist bei Gerd Hachen von Ruhestand nicht viel zu spüren. Er hoffe sehr, dass sich die vom Tagebau gebeutelte Region in Zukunft zu einer Vorzeigeregion für Energiewandel entwickelt, sagt er. Dafür müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, fordert er, auch mit Blick auf die Ewigkeitskosten, damit die Menschen in der Region mehr Sicherheit haben und der bevorstehende Strukturwandel gelingen könne.

Nicht nur beim Thema Tagebau, auch im Kampf gegen die Reaktivierung der Güterzugverbindung "Eiserner Rhein" zwischen den Häfen in Duisburg und dem belgischen Antwerpen auf der historischen Trasse durch Wegberg hat sich Hachen erfolgreich engagiert. Zwar ist er froh, dass die Gefahr für Wegberg "und die völlig absurde Idee, die Güterzüge durch wertvolle Naturschutzgebiete rollen zu lassen", wohl vom Tisch ist, doch bleibe der Region die Problematik "mit zunehmender Brisanz" erhalten. Vor allem auf der Strecke zwischen Aachen und Mönchengladbach sei in Zukunft deutlich mehr Güterzugverkehr zu erwarten. Spätestens 2020 seien auf diesem Streckenabschnitt die Kapazitätsgrenzen erreicht, und dies noch ohne Berücksichtigung des zusätzlich prognostizierten Zugverkehrs. "Die neue Lage ist mindestens genauso problematisch für den Kreis Heinsberg."

Neben Energie und Verkehr zählten Bildung und Kultur zu den bevorzugten Fachbereichen des früheren Gymnasiallehrers. Dass er 2005 gemeinsam mit Bernd Krückel aus Heinsberg in den Landtag gewählt wurde, bezeichnet Gerd Hachen als Glücksfall. Die beiden Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Heinsberg teilten sich in Düsseldorf ein Büro und traten stets gemeinsam auf. Schwierige Sachverhalte und Entscheidungen haben sie immer gemeinsam diskutiert, berichtet Hachen. "In Düsseldorf besteht die große Gefahr, dass man in die Mühle unterschiedlicher Interessen und Blickwinkel der Regionen gerät", erklärt er. Die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit mit Bernd Krückel bezeichnet Hachen als "meine positivste Erfahrung in der Politik". Seinem langjährigen politischen Weggefährten spricht er einen riesengroßen Dank aus. Die hervorragende Teamfähigkeit des Kreisvorsitzenden Bernd Krückel sei ein wesentlicher Grund, warum die CDU im Kreis Heinsberg so gut dastehe.

Während sich Bernd Krückel vor der Landtagswahl dazu entschlossen hatte, noch einmal anzutreten und am 14. Mai für eine weitere Legislaturperiode gewählt wurde, verzichtete Hachen auf eine erneute Kandidatur. Sein Nachfolger heißt Thomas Schnelle. "Ratschläge werde ich aber nur dann geben, wenn ich gefragt werde", sagt Hachen. In den nächsten Wochen möchte er zunächst ein bisschen Abstand vom Politikbetrieb nehmen. Im Juni reist er zum Nordkap. "Ich freue mich darauf, die guten Jahre zu nutzen", sagt der Ruheständler.

Auch für sein großes Hobby, das Sammeln von Mineralien, hat Gerd Hachen jetzt mehr Zeit. Als Chemiker möchte er wissen, wie die Welt funktioniert und wie sie sich entwickelt hat. Bei der Mineralienbörse in Erkelenz hat er bereits einige besondere Stücke entdeckt, darunter eine versteinerte Baumscheibe aus dem Petrified Forest Nationalpark in Arizona. Auch wenn sich die Schwerpunkte im Ruhestand ändern: So ganz wird Dr. Gerd Hachen die Entwicklungen rund um den Tagebau Garzweiler II, mit dem damals alles begann, wohl nicht aus den Augen verlieren.

(RP)
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