Arbeitswege im Kreis Heinsberg Pendeln als „kleiner Grenzverkehr“

Kreis Heinsberg · Die Statistischen Ämter der Bundesländer haben den Pendleratlas 2021 veröffentlicht. Dieser verrät für jede deutsche Kommune vieles über die Arbeitswege der Bevölkerung. Wie die Menschen im Kreis Heinsberg zur Arbeit finden.

 Die A 46, hier bei Hückelhoven, ist eine der wichtigen Verkehrsachsen für Pendler aus dem Kreis in den Rhein-Ruhr-Ballungsraum.

Die A 46, hier bei Hückelhoven, ist eine der wichtigen Verkehrsachsen für Pendler aus dem Kreis in den Rhein-Ruhr-Ballungsraum.

Foto: Ruth Klapproth

Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen im Kreis Heinsberg verlässt auf dem Weg zur Arbeitsstätte den Wohnort. Das geht aus Daten der Statistischen Landesämter Deutschlands hervor, die 2021 erhoben und jetzt veröffentlicht wurden. Für die Daten des Landes Nordrhein-Westfalen ist das Statistische Landesamt IT NRW verantwortlich.

Für jede Kommune in Deutschland wurden die Daten separat erfasst und im neuen Pendleratlas zusammengetragen. Erfragt wurden neben dem Wohn- und Arbeitsort auch der Arbeitsumfang (Voll- oder Teilzeitbeschäftigte), die Altersklasse und der Status im Beruf (sozialversicherungspflichtig beschäftigt, selbstständig, verbeamtet und geringfügig beschäftigt).

Der Anteil derer, die in ihrem Wohnort einer Beschäftigung nachgehen, also nicht über die Gemeinde- oder Stadtgrenze hinaus pendeln, beträgt in Erkelenz und Hückelhoven rund 35 Prozent, in Wegberg etwa 27 Prozent und in Wassenberg etwa 22 Prozent. Kreisweit ist die Quote der im Ort Arbeitenden in Heinsberg mit rund 45 Prozent am höchsten, in Waldfeucht mit 20 Prozent am niedrigsten.

Alle Kommunen des Kreises – Heinsberg ausgenommen – weisen ein sogenanntes negatives Pendelsaldo auf. Das bedeutet, dass mehr Personen die Kommune zum Arbeiten verlassen als in die Kommune einpendeln. So verlassen etwa Erkelenz nahezu täglich 14.803 Personen, um außerorts ihrer Arbeit nachzugehen, während 11.423 Personen nach Erkelenz kommen, um dort zu arbeiten – neben den etwas mehr als 8000 Personen, die dafür das Stadtgebiet nicht verlassen. Über Tag liegt damit die Zahl der Bevölkerung in Erkelenz um rund 3000 niedriger.

Besonders groß ist das Pendelsaldo in Wegberg, dessen Tagesbevölkerung bei einer Einwohnerzahl von rund 28.000 über Tag fast um 6000 Einwohner niedriger liegt. Aber auch Hückelhoven mit fast 41.000 Einwohnern „schrumpft“ zur Arbeitszeit auf etwas mehr als 35.000 Menschen zusammen. Wassenberg (knapp 20.000 Einwohner) wird über Tage um gut 4000 Einwohner kleiner.

Die Wege der Pendler sind im Norden des Kreises Heinsberg eher eine Sache des „kleinen Grenzverkehrs“, denn die meisten von ihnen arbeiten in den Nachbarkommunen. Von Erkelenz aus pendeln die meisten Menschen nach Mönchengladbach, Hückelhoven, Düsseldorf, Heinsberg und Wegberg. Von Hückelhoven aus führt der Arbeitsweg häufig nach Erkelenz, Heinsberg, Mönchengladbach, Düsseldorf und Aachen. Die Top 5 der Ziele aus Wegberg sind Gladbach, Erkelenz, Düsseldorf, Heinsberg und Viersen und in Wassenberg sind es Heinsberg, Erkelenz, Hückelhoven, Mönchengladbach und Wegberg.

Abgesehen von den Arbeitswegen offenbart der Pendleratlas im Vergleich der Kommunen kaum Unterschiede. So haben die vier Städte des Erkelenzer Landes gemeinsam, dass die Altersgruppe der 45-bis Unter-67-Jährigen sowohl den größten Anteil an den Auspendlern als auch an den innerörtlich Beschäftigten bilden. Außerdem machen in allen vier Städten die Vollzeitbeschäftigten gut zwei Drittel der Auspendeln aus – bei denen, die innerhalb der Stadtgrenzen arbeiten liegt der Anteil der Beschäftigten in Teilzeit höher.

Auffällig ist auch, dass der Anteil der Selbstständigen an den Im-Ort-Beschäftigten im Erkelenzer Land mit bis zu 15 Prozent viel höher ist als an den Pendlern, bei denen die Selbstständigen kaum eine Rolle spielen.

In den vergangenen Jahren hat beispielsweise die Stadt Erkelenz Baugebiete entwickelt, die stark nachgefragt waren und bis heute sind. Besonders attraktiv sind sie geworden für Menschen, die aus den großen Ballungszentren heraus einen Ort gesucht haben, an dem der Wohnwert eine entscheidende Rolle spielt. Darüber hinaus ist eine Stadt wie Erkelenz verkehrstechnisch gut angebunden (Autobahn 46, Bundesstraße 57 und Bahnhof), sodass viele Menschen berufliches Pendeln in Kauf nehmen.

Erkennbar ist das mittlerweile auch im Stadtgebiet Wassenberg. Die Stadt wächst maßvoll, daher wird es wohl nicht mehr lange dauern, ehe bei der Einwohnerzahl der Wert 20.000 geknackt sein wird. Die Vollendung der Bundesstraße 221 ist Berufspendlern eine große Hilfe geworden. Eines der größten Baugebiete hat die Stadt im Orsbecker Feld erschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort