Erkelenz Das trägt Herr Pastor zu Weihnachten

Erkelenz · Pastor Werner Rombach sammelt sich, während er sein Messgewand anzieht. Vollständig darin gekleidet, fühlt er sich aus dem Alltag herausgezogen. Ein ihm wichtiges Gefühl, wie er sagt, um Gottesdienst feiern zu können.

 Pastor Werner Rombach in St. Lambertus Erkelenz.

Pastor Werner Rombach in St. Lambertus Erkelenz.

Foto: Ruth Klapproth

Zieht Rombach in St. Lambertus ein, sieht ihn die Gemeinde in einem der zahlreichen Messgewänder, die ihm oder der Pfarrei Christkönig gehören. Was er darunter trägt, sehen die Menschen nicht. „Dabei besitzt jedes der fünf Kleidungsstücke, die zusammengehören, eine Aufgabe und eine Symbolik.“ Bis zum zweiten Vatikanischen Konzil, 1962 bis 1965, hätten Priester beim Ankleiden von jedem Stück sogar noch dazugehörende Gebete gesprochen.

In der Sakristei ist für Pastor Werner Rombach und alle anderen Zelebranten kunstvoll vorbereitet, was sie in den festlichen Messen an Weihnachten tragen. Zunächst legt Rombach sich ein weißes Schultertuch aus weißem Leinen (Amikt) um. Es dient ganz profan dazu, die teuren Gewänder vor Schweiß und Hautfett zu schützen: „Es soll den Priester darüber hinaus aber auch mit seiner Privatkleidung zurücknehmen.“ Dieselbe Funktion besitzt das weiße Untergewand (Albe), das Rombach als zweites Kleidungsstück überzieht: „Das Untergewand erinnert an ein Taufkleid. Es wird vom Messdiener bis zum Priester getragen, um zu zeigen, dass wir alle aus der Taufe kommen und in der Kirche unseren Dienst und unsere Aufgabe haben.“ Gebunden wird das Untergewand am Bauch mit einer weißen Kordel (Zingulum).

Im vierten Schritt legt Werner Rombach sich ein schalartiges Gewandstück (Stola) über die Schultern. Ab diesem Moment trägt er die Amtstracht eines Priesters, die bei jeder Amtshandlung notwendig ist, somit bei den sechs Sakramenten (Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Krankensalbung, Eheschließung).

Spannend erzählt Werner Rombach die Geschichte, wie die Stola zum Teil des Messgewandes geworden ist. Und zugleich erzählt er damit die Geschichte des Messgewandes (Kasel) selbst: „In den Anfängen der christlichen Kirche trugen die Menschen im Mittelmeerraum Gewänder, die Tunika, als ihre übliche Kleidung. In den kleinen Hausgemeinden, die damals entstanden, wusste jeder, wer diesen vorstand. Langsam aber wuchsen die Gemeinden. Damit wurde es nötig, den Priester erkennbar zu machen – daraus entstand die Stola. Als die Gemeinden und die Kirchen weiter anwuchsen, wurden noch besser sichtbare Erkennungsmerkmale notwendig: Messgewänder, ähnlich dem Hirtenmantel, wurden eingeführt.“

Rombachs Messgewand, das er in der Christmette und am ersten Weihnachtstag trägt, ist ein besonderes. St. Lambertus besitzt eine große Anzahl von Messgewändern aus unterschiedlichen Epochen. Von der Barockzeit über die Neogotik bis zur Neuzeit. Darüber hinaus hängen in den Schränken der Sakristei auch Gewänder, die dem Erkelenzer Pastor selbst gehören. „Einige habe ich mit Thomas Schmitt entworfen, für einige habe ich Stoffe von einer Reise durch Indien mitgebracht. Thomas Schmitt habe ich in den 1990ern kennengelernt, als er Schneider an der Kölner Oper war. Er hat mir Gewänder geschneidert, die ich damals anderswo so nicht bekommen hätte. Das erste Messgewand, das wir zusammen entworfen haben, ist rot und in einem Verfahren ähnlich dem Kartoffeldruck mit unzähligen Kreuzen gestaltet. Schmitt ging mit den Stoffen anders als andere Paramentenschneider um – inzwischen ist das zu seinem Beruf geworden.“

Weihnachten wird Rombach indes kein eigenes Messgewand tragen, sondern eines, das der katholischen Gemeinde in den 1960er Jahren von einer Erkelenzer Familie gestiftet wurde. „Es wird bei uns zu allen Hochfesten, also Weihnachten, Ostern, Fronleichnam und Christi Himmelfahrt getragen – außer an Pfingsten, wenn Rot die liturgische Farbe ist.“ Besonders an diesem Messgewand ist nicht nur, dass es ein Geschenk an die Gemeinde gewesen ist, sondern dass es zu einer Gruppe von insgesamt vier Gewändern (Kapelle) gehört: „Eines für den Priester, eines für den Diakon und eines für den Subdiakon sowie ein Chormantel für Vespern oder Andachten.“

Aufwändig sind alle vier gestaltet: „Als die Menschen anfingen, Gewänder kunstvoll zu verzieren, steckte dahinter der Gedanke, ein Stück des Himmels auf die Erde zu holen.“ Das Messgewand, das Pastor Werner Rombach an Weihnachten trägt, greift in seinen aufwändigen Stickereien diese Idee in einer umgekehrten Symbolik auf: „Dargestellt ist die himmlische Stadt Jerusalem in angedeuteten Häusern, die nach oben streben und die Himmelsschichten schon durchbrochen haben.“

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