Erkelenz Niers ohne Wasser — Anwohner erzürnt

Erkelenz · Der Niersverband geht nach Anwohnerhinweisen der Frage nach, warum der Fluss im Oberlauf derzeit kein Wasser führt. Und er prüft, wie das fehlende Wasser kompensiert werden kann. Bürgermeister Jansen sieht Handlungsbedarf.

 Die Niers gestern zwischen Kuckum und Unterwestrich. Der Wasserstandsanzeiger hat seine Funktion momentan verloren. Im Oberlauf hat die Niers derzeit kein Wasser. Die Anwohner fragen, warum und ob das so bleibt?

Die Niers gestern zwischen Kuckum und Unterwestrich. Der Wasserstandsanzeiger hat seine Funktion momentan verloren. Im Oberlauf hat die Niers derzeit kein Wasser. Die Anwohner fragen, warum und ob das so bleibt?

Foto: Uwe Heldens

Die Niers führt auf Erkelenzer Stadtgebiet kein Wasser. Darüber informierten Anwohner gestern Bürgermeister Peter Jansen sowie den Niersverband und die Rheinische Post. "Wir nehmen die Meldung sehr ernst", sagte Jörg Langner vom Niersverband. Bürgermeister Peter Jansen erklärte: "Die Stadt Erkelenz hat immer gesagt, dass die Niers bis zum Abschluss aller Umsiedlungsarbeiten in ihrem Bestand geschützt werden muss."

Mögliche Ursachen für die ausgetrocknete Niers bei Kuckum gibt es mehrere. Dazu erläuterte Jörg Langner: "Der Niersverband ist Betreiber der Kläranlage bei Kückhoven gewesen, die aber kürzlich außer Betrieb gesetzt wurde. Durch einen Nebengraben war bis dahin gereinigtes Wasser in den Oberlauf der Niers geflossen — das hatte dort bis dahin dafür gesorgt, dass die Niers immer etwas Wasser führte."

Ein anderer Grund für fehlendes Wasser im Oberlauf der Niers liege in der anhaltenden Trockenheit. "Nicht ohne Grund gilt in Nordrhein-Westfalen aktuell die zweit höchste Waldbrand-Gefahrenstufe", sagte Langner. "Die Böden sind trocken, und auch andere Gewässer des Niersverbands sind zurzeit trocken." Das Absenken des Grundwassers durch RWE Power sei der dritte Faktor, der sich auf die Wassermenge in der Niers auswirke.

"Derzeit ist der Haupteinleitungspunkt für RWE Power von Wasser in die Niers nördlich der Autobahn 46 im Finkenberger Bruch. Darüber hinaus leitet RWE Power Wasser in Zuläufe wie die Köhm ein", schilderte Jörg Langern das Prozedere. Kuckum und Keyenberg, deren Umsiedlung landespolitisch noch von der Bezirksregierung Köln beschlossen werden muss, liegen vor der Haupteinleitungsstelle. "Die Niers ist komplett trocken. Das ist ein unsagbar, unendlich trauriger Anblick. Zumal wenn man, so wie ich, hier geboren wurde und als Kind in der Niers gespielt hat", sagte gestern Gabi Clever. Sie richtete schriftlich als Bitte an Bürgermeister Peter Jansen: "Da der Hauptverursacher der Trockenlegung RWE Power mit ihren Sümpfungsmaßnahmen ist, möchte ich Sie bitten, sich an RWE zu wenden, um schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen. Die Niers ist ein Kulturgut, das so lange wie möglich erhalten werden muss."

Dass das geschehen wird, erklärte gegenüber der RP der Niersverband. "RWE Power hat mit der Erlaubnis, den Tagebau betreiben zu dürfen, Auflagen erhalten. So müssen Oberflächengewässer erhalten werden. Wir werden nun die Situation prüfen und gegebenenfalls mit RWE sprechen, ob das Unternehmen das durch unsere abgeschaltete Kläranlage fehlende Wasser kompensieren kann", erklärte Jörg Langner.

Eine Stellungnahme von RWE Power war gestern noch nicht zu bekommen. Bürgermeister Peter Jansen erklärte noch am Abend: "Wir als Stadt fordern, dass die Niers bis zum Ende der geplanten Umsiedlung Wasser führt und als unser Erkelenzer Fluss erhalten wird." Bei bisherigen Umsiedlungen sei es stets so gewesen, dass die Infrastruktur bis zum Schluss instandgehalten wurde. Für ihn zähle die Niers zur Infrastruktur von Kuckum und den Nachbarortschaften.

(RP)
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