Vorhandenes Potenzial besser nutzen Neues Marketing für die Stadt Erkelenz

Erkelenz · Erkelenzer fühlen sich mit ihrer Stadt stark verbunden. Das Ergab eine Studie, die in das neue Stadtmarketingkonzept eingeflossen ist. Darauf sollten die Angebote ausgerichtet werden. Zu achten wird auch auf leerstehende Geschäfte sein.

 Erkelenz bekommt ein neues Stadtmarketingkonzept. Das historische Ambiente, Märkte und Festivals spielen darin eine zentrale Rolle.

Erkelenz bekommt ein neues Stadtmarketingkonzept. Das historische Ambiente, Märkte und Festivals spielen darin eine zentrale Rolle.

Foto: Speen

Erkelenz muss sich besser verkaufen, um sichtbar zu machen, was die Stadt kann und wofür sie bei den Menschen steht: Bildung, Kultur, Freizeit, Wirtschaft und Historie. Dafür ist das Stadtmarketing neu auszurichten. Auseinandersetzen muss sich die Stadt aber auch damit, dass ihre touristische Attraktivität und ihr Einzelhandelsangebot von den Bürgern weniger gut bewertet werden. Die 20.000 Euro, die im Kommunalhaushalt für 2019 veranschlagt sind, werden allerdings nicht ausreichen, um erste Projekte anzustoßen. Das sind Ergebnisse eines Stadtmarketingkonzeptes, das ein Gutachter für Erkelenz erarbeitet hat und mit dem sich jetzt die Politik beschäftigt.

600 Menschen hatte die CIMA Beratung und Management GmbH aus Köln im vergangenen Sommer in Erkelenz befragt, um das Stadtimage zu untersuchen, Ziele zu formulieren und ein Handlungskonzept zu erarbeiten. Das geschah mit standardisierten Fragebögen. Zusätzlich wurden Expertengespräche mit Akteuren aus Handel, Politik, Kultur, Vereinen, Immobilienwirtschaft und sozialen Einrichtungen geführt. Die Ergebnisse stellte Wolfgang Haensch jetzt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung vor.

Erkelenz sollte sein Stadtmarketing vor allem auf die eigenen Bürger ausrichten, weniger auf Gäste, die aus dem Umland angelockt werden könnten. In den Einwohnern liegt das Potenzial, machte Haensch anhand mehrerer Zahlen deutlich, vor allem aber an einer: „Auf die Frage, wie die Stadt gesehen wird, erhält Erkelenz zu 92 Prozent positive Zustimmungen. Das zeugt von einer hohen Identifikation der Einwohner.“ Dieser Wert verteilt sich dabei über alle Altersgruppen: „Auch bei den 16- bis 44-Jährigen haben wir diese sehr hohe Identifikation mit Erkelenz festgestellt.“

 Electrisize Festival Erkelenz in 2018

Electrisize Festival Erkelenz in 2018

Foto: Ruth Klapproth

Die Umfrage ergab, dass die Einwohner ihre Stadt in Bildung, Kultur, Freizeit, Wirtschaft und Historie für stark halten. Abstriche sind nur bei der Attraktivität für Touristen und beim Einkaufen gemacht worden, „das nicht besonders gut wegkommt. Hieran wie auch am Erlebnischarakter der Innenstadt muss gearbeitet werden.“ Positiv bewertet wurde zudem die Erreichbarkeit der Innenstadt. Der Städtebau und die Gastronomie haben Mittelwerte erreicht. Sehr gute Werte bekamen wiederum die Veranstaltungen, „vom Electrisize Festival mit 97 Prozent bis zum Franzosenmarkt mit 67 Prozent“. Kritisch angemerkt in den Expertengesprächen wurde laut Haensch darüber hinausgehend, dass „das Image der Stadt traditionell und nur bedingt innovativ ist“ und dass Erkelenz „als Einkaufsstadt gegenüber Hückelhoven verloren hat“.

Klar hat die Studie für den Gutachter ergeben, dass „die Innenstadt ,der‘ Identifikationspunkt der Bürger ist“, weshalb Erkelenz sein historisches Zentrum und die lebendigen Plätze stärker nutzen sollte. „Stadtmarketing ist hier Innenstadtförderung“, sagte Wolfgang Haensch. Denn eine starke Innenstadt strahle auf alle Dörfer aus. Allerdings müsse die Stadt sich dabei einheitlich und moderner vermarkten. Zwar seien die Einwohner ihrer Stadt stark verbunden, doch habe sie jeder vierte Befragte auch als stagnierend bewertet. „Der Slogan ,Tradition und Fortschritt‘ ist zu überdenken“, sagte Haensch.

 Die Burg Erkelenz

Die Burg Erkelenz

Foto: Speen

Widmen soll sich das Stadtmarketing künftig drei Themengebieten, riet Wolfgang Haensch. Es sollte zum ersten um das Geschäftsflächenmanagement gehen: „Bei Leerständen und Branchenmix ist einiges zu tun.“ Bei Freizeit und Tourismus sei zum zweiten über einen Erkelenzer Gastro-Gutschein nachzudenken. Außerdem ermutigte der Gutachter: „In die Burg kommt man nicht richtig rein. Die sollte stärker genutzt werden. Das Stadtmarketing könnte die Organisation dafür übernehmen.“ Und zum dritten müsse Erkelenz sich im Internet und über digitale Medien besser vermarkten und dabei ein einheitliches Design entwickeln, das auch Stadttöchter wie die Kultur GmbH einbeziehe. „Jetzt ist es an der Stadtverwaltung, auf Basis des Konzeptes in den nächsten Wochen einen Umsetzungsplan zu entwickeln“, schloss Wolfgang Haensch. Das Budget für das Stadtmarketing soll erhöht werden: „Die 20.000 Euro im Haushalt werden nicht ausreichen, um die Projekte anzustoßen.“

Politisch bewertet wurde das Stadtmarketingkonzept unterschiedlich, wenngleich es einstimmig dem Stadtrat zum Beschluss empfohlen wurde.

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