Erkelenz Mord bleibt rätselhaft

Erkelenz · Am 9. Januar vor einem Jahr wurde der Erkelenzer Augenarzt in einem Feld bei Immerath erschossen aufgefunden. Wie es zu der Tat kam, ist nach wie vor ungeklärt. Die Ermittlungen stehen vor der Einstellung.

 Die Polizei sperrte nach dem schweren Unfall die B27 bei Eschwege.

Die Polizei sperrte nach dem schweren Unfall die B27 bei Eschwege.

Foto: rpo (Vassilios Katsogridakis)

Das Szenario mitten im weiten schneebedeckten Feld und die mysteriösen Hintergründe der Bluttat wirken wie der Stoff für einen Thriller — und doch geht es um schockierende Realität. Am Sonntag, 9. Januar, vor einem Jahr wurde die von vielen Schüssen aus einer Maschinenpistole getroffene Leiche des Erkelenzer Augenarztes Udo S. (51) auf einem Feldweg bei Immerath gefunden. Bis heute gibt es keine Spur von einem Mörder.

"Wir gehen noch letzten Hinweisen nach, die nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im August bei der Mordkommission in Aachen eingegangenen sind", sagte der Peter Aldenhoff, Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, gestern auf Anfrage. Nach wie vor sei keine "heiße Spur" in Sicht. Schon im Herbst hielt Aldenhoff das Ende der Ermittlungen für absehbar. Dass dies noch nicht geschehen ist, habe mit einem aktuellen Mord in Düren zu tun, der die Arbeit der ermittelnden Beamten binde, sagte Aldenhoff.

Kein Tötungsdelikt in der Region hat in den vergangenen Jahren derart viele skandalträchtige Spekulationen ins Kraut schießen lassen wie der Mord an dem vordergründig honorigen Augenarzt, der in seinem Privatleben Kontakte zur Motorrad-Rockerszene unterhielt und den Nervenkitzel im Umgang mit illegalen Waffen genoss. So zeigte es auch der Filmbeitrag in der ZDF-Fahndungssendung, der sich auf Aussagen des Bruders von Udo S. stützte.

Sicher ist: Der Arzt, Sportschütze mit Waffenschein, besaß und verkaufte illegale Waffen, auch wenn ihn die Ermittler nicht als Waffenhändler im engeren Sinne bezeichneten. Bei dieser "Freizeitbeschäftigung" unterstützte ihn der Hückelhovener Ratsherr (Linke), Manfred Hämmerle, den nun ein eigenes Verfahren wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz erwartet. Als mordverdächtig wurde Hämmerle von der Staatsanwaltschaft indes nie bezeichnet.

Sie bestätigte aber, dass er Udo S. die bislang nicht aufgefundene Mordwaffe (STEN/Typ MK II), eine britische Kriegswaffe aus dem Zweiten Weltkrieg, besorgt hatte. Auch begleitete er den Augenarzt 2008 zu dem im Film ebenfalls gespielten Treffen mit dem angeblichen Albaner namens "Drago", dem Udo S. auf einem Parkplatz an der Autobahn 44 bei Aldenhoven mehrere Kalaschnikows verkaufen wollte. Der Kontakt kam angeblich nach Auftauchen einer undurchsichtigen Männergruppe nicht zustande. Die Suche der Polizei nach Drago verlief ebenfalls im Sande.

Bis heute unklar sind die Umstände der Tat am Schneechaos-Wochenende Anfang Januar 2009, was die Spurensuche erschwerte. "Aus ermittlungstechnischen Gründen" wie es immer wieder hieß, hat die Polizei nie einen genauen Todeszeitpunkt von Udo S. veröffentlicht. Unbekannt ist nach wie vor, wie und mit wem das Opfer nach Immerath gekommen ist. Der Wagen des Arztes stand am 9. Januar vor dessen Wohnung in Erkelenz.

(RP)
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