Missbrauch-Gutachten Heinsberger Katholikenrat kritisiert Bistum Aachen

Erkelenzer Land · Das Bistum Aachen hatte bei einer Münchner Kanzlei ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Hinweise auf 175 Missbrauchsopfer bis 2019 offenlegte. Der Katholikenrat der Region fordert eine schonungslose Aufklärung.

 Der Aachener Dom.

Der Aachener Dom.

Foto: dpa/Marius Becker

(RP) Der Katholikenrat der Region Heinsberg hat das Bistum Aachen für seinen Umgang mit dem Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der Kirche kritisiert und eine schonungslose Aufklärung gefordert. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Erklärung hervor. Das Gutachten der Münchner Kanzlei Westphal-Spilker-Wastl hatte Hinweise auf 175 Missbrauchsopfer im Bistum Aachen bis 2019 offengelegt.

Zunächst begrüße der Katholikenrat den „Mut und die Entschlossenheit seitens der Bistumsleitung“, sich für eine öffentliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu bekennen. Kritisch stellt der Katholikenrat jedoch fest, dass im Bistum Aachen im Unterschied zum Erzbistum Köln – das durch die Kanzlei ebenfalls ein Gutachten erstellen ließ – kein Verantwortlicher mehr im Dienst ist. Dieser Umstand und die Schuldzuordnungen zu bestimmten Personen dürften der Bistumsleitung bekannt gewesen sein und ihr die Veröffentlichung leicht gemacht haben, so der Katholikenrat. Ob diese Entlastung wirklich vorliege, sei nicht sicher, da nach den Erkenntnissen der Gutachter Personalakten der Täter durch gezielte Aktensäuberung und -vernichtung manipuliert wurden.

Laut Katholikenrat fehlt in der Bistumsleitung aus Opfersicht die „zwingend notwendige Konsequenz, Angemessenheit und Zielorientiertheit, um die vergangenen Geschehnisse aufzuarbeiten, zu verhindern und Wiederholungen zu vermeiden“. Der Katholikenrat begrüßt gleichzeitig, dass die in der Vergangenheit handelnden Verantwortungsträger namentlich benannt wurden, kritisiert jedoch, dass die Bistumsleitung als langjähriger Verantwortungsträger keine Verantwortung übernimmt und nicht offen die eigene Schuld eingesteht.

Der Heinsberger Katholikenrat fordert zudem, dass sich die Einstellung vieler Verantwortlicher schnell ändern müsse. Denn bis heute gelte sexueller Missbrauch als Zölibatsverstoß. Die Kirche sei in ihren eigenen Augen und in ihrer eigenen Sichtweise daher das wahre Opfer des Missbrauchsskandals, was auch von Bistumsleitungen immer noch so vertreten werde.

(RP)
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