Ausstellung auf Haus Hohenbusch Wenn Fotografien zu Heiligtümern werden

Erkelenz · Fotograf Dietmund Bellinghausen arbeitete dafür mit Menschen aus dem Altenheim zusammen. Sie zeigten ihm, was ihnen besonders viel bedeutet und warum.

 Dietmund und Uschi Bellinghausen zeigten ihre Ausstellung auf Haus Hohenbusch.

Dietmund und Uschi Bellinghausen zeigten ihre Ausstellung auf Haus Hohenbusch.

Foto: Renate Resch

Die festlichen Schleifen im Haar, die feinen Perlenketten am Hals, die schönen Sonntagskleider: Die alte, gerahmte Schwarz-Weiß-Fotografie, die die heute 79-jährige Helene Dossow als kleines Mädchen mit ihrer Schwester zeigt, hat für die Erkelenzer Seniorin eine große Bedeutung. Erinnerungen an eine glückliche Kindheit. Insgesamt 18 Bewohnerinnen und Bewohner des Hermann-Josef-Altenheims zeigten für die ungewöhnliche Ausstellung „Mein Heiligtum“ ihre Erinnerungsstücke, die ihnen viel bedeuten.

Kunstfotograf Dietmund Bellinghausen aus Waldfeucht-Haaren besuchte sie gemeinsam mit seiner Ehefrau Uschi in der Einrichtung am Schulring, ließ sich ausführlich aus dem Leben seiner betagten Gesprächspartner berichten und machte die Bilder, die die alten Menschen mit ihrem „Heiligtum“ zeigen. Im ehemaligen Kreuzherrenkloster Haus Hohenbusch sind die dabei entstandenen Fotos sowie einige der zur Verfügung gestellten Andenken zu sehen (3. und 4. Juni, jeweils 11 bis 18 Uhr).

Hilde Blomen (87) zeigte das gemeinsame Foto mit ihrem verstorbenen Lebensgefährten Toni, die 85-jährige Ruth Schröter steuerte ein weißes Kissen aus ihrer schlesischen Heimat bei, das ihre Stiefmutter bestickt hatte. Ein Wandteller als Souvenir an eine Reise nach Toronto, eine Zigarre im Etui, eine Madonnen-Figur: „Mein Heiligtum“ zeigt, was den alten Menschen wichtig war und immer noch ist. Für Thea Schultes, 87, ist die Puppe „Bianca“ zur ständigen Lebensbegleiterin geworden. Sie stammt von einem Kuraufenthalt.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Konzept kam Fotograf Dietmund Bellinghausen, als sein eigener Vater 2016 seine geräumige Wohnung aufgeben musste und sich auf nur noch 25 Quadratmeter in einer Senioren-Einrichtung verkleinerte. Er hat schnell gemerkt: „Für die Bewohner ist es eine tolle Erfahrung, wenn sie mit mir reden können. Ihre Augen fangen dann an zu strahlen.“ Auch der Erkelenzer Erste Beigeordnete Hans-Heiner Gotzen war nach eigenen Angaben sofort von dem außergewöhnlichen Vorhaben begeistert. „Die Fotos verdeutlichen, was es bedeutet, ein persönliches Heiligtum zu haben.“

Frank Körfer als Vorsitzender des Fördervereins Haus Hohenbusch betonte bei der offiziellen Ausstellungseröffnung, dass diesmal einen Bogen schlagen werde zwischen Kunst und Religion. Beide Themen hätten aber in dem historischen Gemäuer immer schon eine bedeutende Rolle gespielt. In Hohenbusch fand diesmal eine doppelte Vernissage statt. Die Künstlergruppe aus dem Förderverein um Organisatorin Elke Bürger stellt parallel im Laienbrüderhaus auf zwei Etagen aus. Der Titel lautet ebenfalls „Mein Heiligtum“.

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